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Die Asklepios Papiere (German Edition)

Die Asklepios Papiere (German Edition)

Titel: Die Asklepios Papiere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swen Grossmann
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sinnhafte Frage in petto zu haben.
    Eine Reporterin außen rechts erhielt das Wort.
    „ Dagmar Winhold, Deutsche Presseagentur Paris . Wenn ich hier direkt einhaken darf. Aus ihrer Antwort schließe ich, dass eine Verabreichung des Impfstoffs bei einem länger als einem Tag HIV-Infizierten tödlich enden kann, da RemediumVir sich aufgrund der hohen Anzahl von HIV-Zellen quasi unendlich vermehren könnte?“
    Erneut schien nicht die Frage gestellt worden zu sein, auf welche die Dame am Rednerpult gehofft hatte. Mit leichtem Räuspern und einem nervösen Blick in Richtung ihrer Vorstandkollegen hob Francine Boucher zur Antwort an.
    „Vielen Dank für Ihre Frage. Grundsätzlich haben Sie Recht, ABER für einen solchen Fall haben wir ein Gegenmittel entwickelt, das die Verbreitung von RemediumVir unverzüglich stoppt. Außerdem wird es zur Behandlungsroutine gehören, dass alle behandelnden Ärzte vor der Impfung einen von PSU entwickelten Schnelltest durchführen. Dieser soll garantieren, dass der Impfstoff ohne respektive gegen eine medizinische Indikation verabreicht wird.“
    Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, ließ sich die Pressesprecherin von einem Assistenten einen kleinen Koffer mit einer Testausrüstung reichen, den sie gut sichtbar auf das Rednerpult stellte.
    „Im Gegensatz zu den bisher verfügbaren Tests, die lediglich Antikörper verifizieren können, die der Körper gewöhnlich erst nach bis zu neunzig Tagen bildet, kann unser Test das Vorhandensein des HI-Virus im Blut selbst nachweisen und das sogar unmittelbar nach einer Infektion.“
    Wenn Claude die letzten Aussagen richtig verstanden hatte, bedeutete das, dass RemdiumVir im Falle einer Überdosierung tödlich wirken konnte. Er unterstrich diese Schlussfolgerung auf seinem Block und malte ein großes Ausrufezeichen an den Rand. Das würde mit Sicherheit der Punkt werden, auf den sich der Redakteur für den Fernsehbeitrag kaprizieren wollte.
    Während der verbleibenden restlichen dreißig Minuten wurden keine wirklich interessanten Fragen mehr gestellt. Es ging um Einzelheiten, die PSU selbst noch nicht abschließend klären konnte, wie etwa das genaue Datum der Auslieferung oder die zu erwartenden Preise für eine Impfstoffdosis.
     
    Mit einem sinkendem Informationsgehalt der Antworten ließ auch Claudes Aufmerksamkeit allmählich nach. Sein Blick schweifte von der Pressesprecherin ab und glitt hin zu den übrigen auf der Bühne versammelten Personen. Bis auf den älteren Herrn in einem eleganten schwarzen Nadelstreifenanzug waren ihm alle Gesichter unbekannt. Soweit er sich erinnerte, handelte es sich um den Vorstandsvorsitzenden, Devon Carter. Die Pressekonferenz schien den Chef zu langweilen, da er bereits seit einiger Zeit mit einem Tablet-PC spielte. Claude fragte sich, ob die Vorurteile über Topmanager und deren Besessenheit vom Aktienwert ihres Unternehmens zutrafen. Denn falls der CEO gerade den Aktienkurs von PSU betrachtete, könnte das vermutlich sein breites zufriedenes Grinsen erklären.
     
    Mit der abschließenden Ankündigung, die Presse über den aktuellen Stand des Genehmigungsverfahrens auf dem Laufenden zu halten, beendete Francine Boucher schließlich die Pressekonferenz. Auf Knopfdruck wurden die Scheiben der Außenfassade wieder transparent und das Foyer erstrahlte im Licht der mittäglichen Sonne.      
    Claude sah auf die Uhr. Eigentlich wollte er noch schnell auf einen Kaffee bei seiner Schwester vorbeischauen, die ebenso wie ihr Verlobter hier bei PSU arbeitete und ihr Büro in diesem Gebäude hatte. Er hatte Chiara schon lange nicht mehr gesehen und wollte sie außerdem fragen, ob sie etwas Neues über Peter wusste. Doch für einen solchen kleinen Abstecher blieb leider keine Zeit mehr. Er musste schleunigst zurück in die Redaktion, um den Bericht für das TV-Team zu schreiben.
     

19.
    H annah Bachmayer spazierte am Ufer der Seine entlang und überlegte, wie es jetzt weitergehen sollte. Abreisen? Warten? Peter suchen? Aber wo?
    Während sie ihren Gedanken nachhing, folgte sie unterbewusst dem Strom der Touristen, der sich langsam aber zielstrebig Richtung Pont Neuf bewegte, der ältesten und bekanntesten Brücke, welche die Il de la Cite mit dem restlichen Teil von Paris verband. Erst als ihr Blick auf die große Reiterstatue in der Mitte der Brücke fiel, wurde ihr bewusst, dass sie für eine Schwangere eigentlich bereits zu viel gelaufen war. Ihre Hüfte schmerzte und sie brauchte eine Pause. An einer

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