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Die Asklepios Papiere (German Edition)

Die Asklepios Papiere (German Edition)

Titel: Die Asklepios Papiere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swen Grossmann
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irgendwo fiedelte ein Geiger Beethovens Für Elise .
    „ Und was nun Schätzchen“, überlegte Hannah ihren nächsten Schritt. 
     
     
    C hinois verfolgte Hannah Bachmayer seitdem sie die Polizeipräfektur verlassen hatte. Sein Auftraggeber, Monsieur Ginster, hatte ihn zwar gestern Nachmittag wutentbrannt angerufen und auf besagte Madame Bachmayer angesetzt, doch dass sie tatsächlich in Paris aufgetaucht war  und er sie aufspüren konnte, war reiner Zufall gewesen.
    In sicherem Abstand folgte er ihr unauffällig. Er hatte einen Strohhut tief ins Gesicht gezogen und zur Tarnung wieder eine Kamera vor dem Bauch baumeln.
    „Was macht die denn da unter dem verdammten Turm?“, grübelte er. Sightseeing würde es wohl kaum sein, aber so planlos, wie sie umherlief, wusste sie scheinbar selbst nicht genau, weshalb sie hier war.
    Chinois nahm die Kamera mit dem Zoom-Objektiv und richtete es auf seine Zielperson. Hübsch war sie ja, das musste er schon sagen. Er griff nach seinem Mobiltelefon und schrieb Ginster per SMS, dass er die Zielperson ausfindig gemacht hätte.
     
    „ Wo wir uns einst küssten“ , überlegte Hannah, während sie zur Spitze des Eiffelturms blickte. Na, da oben haben wir uns geküsst ; doch was sollte sie jetzt mit dieser Information anfangen. Hier gab es offensichtlich nichts, was direkt mit Peter in Verbindung stand. Toll gemacht Peter. Wenn du dir schon so eine Mühe machst, hättest du auch etwas genauer sein können .
    Sie erinnerte sich an das Jahr 2002, als sie mit Peter auf einer vom Fachbereich Geschichte der Uni Freiburg organisierten Studienfahrt in Paris war. Peter hatte damals die gesamte Clique überredet, sich den ´Historikern` anzuschließen. 
    „ Na los, das wird super! “, hatte er sie zu überzeugen versucht. „ Fünf Tage in der Stadt der Liebe, des Weins und des bestens Essens in ganz Europa. Wir können die öden Exkursionen mit Vorträgen doch sausen lassen und machen unser eigenes Programm. “
    Gesagt, getan. Zu fünft hatten sie sich also für die Studienfahrt angemeldet. Hannah nebst ihrer Mitbewohnerin Daniela und einer weiteren Freundin sowie Peter und dessen Kumpel Robert. Bereits am ersten Tag hatte Peter sie auf dem Eiffelturm geküsst; nur zwei Wochen nach der Halloween-Party, auf der sie sich kennengelernt hatten.
    Um ein paar lächerliche Euros für den Aufzug zu sparen, hatten sie sich damals dazu entschieden, die erste Plattform in siebenundfünfzig Metern Höhe zu Fuß zu besteigen. Wenn Hannah vorher gewusst hätte, auf sie sich da eingelassen hatte! 347 Gitterrost-Treppenstufen, die ebenso wie die Stahlkonstruktion des Turms selbst den Blick nach oben und unten freigaben. Während der Aufstieg noch relativ problemlos klappte, entpuppte sich der Abstieg als wahres Desaster. Im Klammergriff ihrer Höhenangst begann sie zu schluchzen und zu zittern, noch bevor sie die erste Stufe abwärts betreten hatte. Der Rest der Clique wollte sogar noch ganz bis nach oben, aber Hannah hatte die Nase gestrichen voll. Peter musste gesehen haben, wie sie litt und hatte daher nicht den Lift nach oben bestiegen, sondern eilte ihr ritterlich zu Hilfe. Mit festem Griff umarmte er ihre Taille und half ihr wieder zurück auf die Plattform, um mit ihr gemeinsam den Fahrstuhl nah unten zu nehmen. Als sich hierbei ihre Blicke trafen und er in ihr tränenüberströmtes Gesicht sah, überkam es ihn einfach und er küsste sie auf den Mund.
    Hannah ahnte, dass sie abermals die erste Plattform würde besteigen müssen, wenn sie etwas herausfinden wollte. Selbst mit beiden Beinen auf dem Boden spürte sie, wie die Phobie wieder Besitz von ihr ergriff. „Wieso ausgerechnet hier?“, dachte Hannah unbehaglich. Wenn Peter in seiner E-Mail auf diesen Kuss anspielte, blieb ihr aber leider keine andere Wahl. Diesmal würde sie aber auf jeden Fall mit dem Aufzug hinauffahren fahren, egal wie lang Schlange an der Kasse war oder was auch immer das Ticket kostete. Außerdem beruhigte sie der Gedanke etwas, dass sie aller Voraussicht nach lediglich die erste Stufe würde betreten müssen. Der Anblick und das Gefühl der Tiefe und des Abgrunds waren also überschaubar. Hannah ging zu einer Kasse und stellte sich nervös  ans Ende der Schlage.
    Nach einer viertel Stunde konnte sie endlich ein billet kaufen. Für den stolzen Preis von 8,50 EUR. „Wucher!“, ärgerte sie sich und musste weitere zehn Minuten warten, bis sie endlich an der Reihe war, den engen Fahrstuhl betreten zu

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