Die Asklepios Papiere (German Edition)
genug bewusst provozierte, fühlte sie bei Ginster nur Widerwillen.
„ Oh gewiss“, antwortete er unterwürfig. „Doch wenn Sie gestatten, Madame Mirabeau, würde ich Sie noch gerne auf eine äußerst delikate Angelegenheit ansprechen. Es ist mir wirklich unangenehm, aber unser Vorstandvorsitzender, ihr Förderer, wenn ich so sagen darf, besteht nachdrücklich darauf.“
„ Also doch!“, dachte Camelia.
„ Wir haben einen Deal und ich für meinen Teil werde mich auch daran halten.“
„ Ja natürlich werden Sie das.“ Gekünstelt hob er beschwichtigend die Arme. „Wer bin ich schon, als dass ich ihre Integrität anzweifeln würde? Und doch…“ Ginster hielt inne und trat einige Schritte näher an sie heran. „Ich werde dafür bezahlt, dass ich mir auch Gedanken um die Dinge mache, die eigentlich ausgeschlossen sind.“
Camelia sah ihn an und wusste nicht recht, was sie darauf erwidern sollte. Sie legte einen Stapel Akten in einen Karton und vermied seinen Blick.
„Und?“
„ Die Geschäftsleitung hat mich beauftragt, sicher zu gehen, dass auch wirklich nichts von der fraglichen Informationen die Firma verlässt.“
Camelia verlor langsam die Geduld.
„Ich habe doch schon gesagt, dass ich…“
„ Und das habe ich zur Kenntnis genommen“, wurde sie vom Sicherheitschef unterbrochen.
„ Was wollen sie jetzt also machen?“, fragte Camelia genervt.
„ Sie zum Schweigen bringen“, flüsterte Ginster. Ansatzlos und wieselflink zog er eine Sprühdose aus der Innentasche seine Sakkos und sprühte einen kurzen Stoß in Camelias Gesicht. Ohne zu wissen, wie ihr geschah, geriet sie ins Wanken. Sie fühlte sich merkwürdig benommen und verlor die Orientierung. Ihre Knie gaben nach und sie sackte unkontrolliert zu Boden. Benebelt, als wenn sie zu viele Cocktails getrunken hätte, sah sie schemenhaft, wie sich Ginster über sie beugte.
Lass deine dreckigen Finger von mir , wollte sie schreien, doch kein Ton entwich ihrer Kehle. Sie spürte einen Ruck, als der Sicherheitschef sie vom Boden hob und wie einen Sack Kartoffeln über die Schulter wuchtete. Schwindel und Übelkeit machten sich in ihr breit. Sie spürte einen Würgereiz, musste sich aber nicht übergeben.
Ohne zu realisieren woher, spürte sie eine Bewegung. Um sie herum wurde es dunkler. Immer wieder verlor sie das Bewusstsein. Ginster trug sie aus ihrem Büro. Camelia wollte auf ihn einschlagen und sich befreien, doch ihre Arme und Beine waren genauso gelähmt, wie ihr Kehlkopf.
Sie konnte nicht sagen, wie weit oder wie lange sie getragen wurde, doch so schnell die lähmende Wirkung des Sprays eingesetzt hatte, so rasch verschwand sie auch bereits wieder. Das Gefühl in ihren Armen und Beinen kehrte zurück. Instinktiv begann sie zu strampeln und mit den Armen zu schlagen. Doch Hände wie Schraubstöcke umklammerten ihren Körper. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich nicht befreien.
„ Halt still. Gleich haben wir es geschafft!“, hörte sie Ginsters monotone Stimme.
Ihr Orientierungssinn kam wieder. Ginster trug sie hinaus auf die Brücke. Was hatte das Schwein vor?
„Lass mich los, du Penner“, schrie Camelia aus Leibeskräften, aber ihre Stimmbänder waren noch immer gelähmt, sodass nur ein Krächzen aus ihrer Kehle drang.
Mitten auf der Brücke blieb Ginster stehen.
„Mit besten Grüßen vom CEO“, sagte er diabolisch. Er machte einen schnellen Schritt nach vorne und beugte sich weit über die Brüstung. Gleichzeitig zerrte er an Camelias leichtem Körper, sodass sie mit vollem Schwung und ohne jede Chance es zu verhindern, regelrecht nach vorne geschleudert wurde. Noch bevor sie überhaupt realisierte, was mit ihr geschah, flog sie über das Geländer. Ihre halb geöffneten Augen nahmen das verschwommene Funkeln der Lampen wahr, an denen denen sie vorbeiflog. Sekundenbruchteile später schlug sie mit einem dumpfen Knall auf den unerbittlichen harten Granitboden des Foyers auf. Durch die Wucht des Aufpralls brach ihr Genick mit einem solchen Krachen, dass selbst der Sicherheitschef es weit über ihr hören konnte. Ihr Kopf zerbarst, wie ein reife Melone und eine dunkelrote Blutlache ergoss sich auf den Boden.
„ Jetzt bin ich sicher, dass Sie unser Geheimnis für sich behalten werden, Madame Mirabeau.“
Ohne auch nur eine Sekunde innezuhalten, griff Ginster nach seinem Mobiltelefon.
„Hallo Notrufzentrale. Hier spricht Gerald Ginster, der Sicherheitschef von PSU. Ich habe gerade eine schreckliche
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