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Die Asklepios Papiere (German Edition)

Die Asklepios Papiere (German Edition)

Titel: Die Asklepios Papiere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swen Grossmann
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eine Schande!“
    Lennards Mundwickel zuckten.
    „Also los. Lass uns nach Hause gehen. Ich habe Hunger und ich schätze, du freust dich schon darauf, dich endlich etwas frisch machen zu können.“
    „ Und wie.“ Mit beiden Händen stemmte sich Hannah aus der niedrigen Couch hoch.
     
    Der Fußmarsch zurück zur WG dauerte nur knapp zwanzig Minuten. Das Quartier Latin war, wie die meisten Studentenviertel, eine kleine Welt für sich. Statt der üblichen Touristenmassen, die den restlichen Teil von Paris belagerten, spürte man hier regelrecht das intellektuelle und studentische Leben pulsieren. Kleine Buchhandlungen lagen dicht an dicht mit alternativen Cafés, kleinen Restaurants und Second-Hand-Läden. Wohin man auch blickte saßen oder standen junge Leute. Statt Baguettes wurden hier dicke Bücher unter den Armen getragen. In beinahe jedem Schaufenster hingen Plakate, die auf kulturelle Veranstaltungen hinwiesen: Poetry-Slams, Improvisationstheater, Workshops für kreatives Schreiben, Indie-Konzerte und vieles mehr. Hannah bedauerte immer mehr, kein Auslandssemester in Paris verbracht zu haben.
    „ Wäre Pizza-Taxi heute Abend für dich ok?“, fragte Lennard, als sie an einem Supermarkt vorkamen. „Ich glaube, wir haben nicht mehr viel im Kühlschrank. Wenn wir selbst kochen wollen, müssten wir hier schnell noch etwas besorgen.“
    „ Pizza klingt super“, sagte Hannah, obwohl sie es tief in ihrem Inneren als Sakrileg empfand, in der Stadt der Haute Cuisine , deren Sterneköche weltweit die Gaumen der Menschheit verwöhnten, eine Pizza bestellen zu wollen. Doch auch sie verspürte nicht die geringste Lust, heute noch einkaufen und den Kochlöffel schwingen zu müssen. Ruhe und Entspannung waren neben einer kalten Dusche alles, wonach ihr momentan der Sinn stand.  
    Gegen kurz nach sieben erreichten sie die Le Saint Jacques 12b . Die Sonne machte noch keine Anstalten untergehen zu wollen. An der Westfassade verfügten alle Wohnungen über einen kleinen Balkon, der einen herrlichen Ausblick auf den Montmatre bot und in ein oder zwei Stunden, wenn die Hitze etwas nachließ, bestimmt der ideale Ort wäre, um sich etwas zu entspannen. Die weiße Kuppel der Basilika Sacré Coeur   ragte im Hintergrund hervor und war sogar vom Bürgersteig aus zu sehen.
    Mit letzter Kraft quälte sich Hannah die schmale Treppe zur WG hinauf. Die Wohnung war zwar nicht klimatisiert, bot beim Eintreten im Vergleich zu draußen aber dennoch eine angenehme Kühle.
    Sie ließ sich auf das ihr mittlerweile bekannte alte und abgewetzte Sofa in der Küche nieder und beschloss, nie wieder von hier aufzustehen. Ihre Füße schmerzten und für den stechenden Schmerz in ihrer Hüfte fiel ihr kein passendes Adjektiv ein. 
    „ Nach einem Tag wie heute ist es definitiv Zeit für einen Martin and Louis “, sagte Lennard, der sah, wie erschöpft sich seine Besucherin fühlte.
    „ Einen was?“, fragte Hannah, die nicht einmal ansatzweise wusste, wovon Lennard sprach. 
    „ Martin and Louis . Das ist ein Vanille-Milch-Shake.“
    „ Schon klar“, seufzte Hannah amüsiert. „Welcher Film?“
    Lennard sah sie verständnislos an. „Na Pulp Fiction ! Sag mir bitte nicht, dass du den nicht kennst! Mia Wallace und Vincent Vega sitzen im Jack Rabbit Slims…“
    „ Schon gut, schon gut. Ich bin grad echt nicht in der Stimmung für sowas, aber ein Milchshake wäre schon geil.“
    „ Sag ich doch.“ Lennard ging zum Kühlschrank, um mit wenigen Handgriffen zwei Gläser mit jeweils einer großen Kugel Vanilleeiscreme zu füllen. Die zwei frisch aufgebrühten Espressi vermischte er mit Milch, Vanillezucker und etwas Sprühsahne.
    „ Voila! Martin and Louis .“
    „ Mhmm…das tut gut. Der ist wirklich lecker!“, sagte Hannah, nachdem Lennard ihr das großes Glas mit einem langen Löffel und Strohhalm zur Couch gebracht hatte. 
    Während sie ihren Milchshake genossen, blätterten sie in der Speisekarte eines nahe gelegenen italienischen Restaurants. Da sich beide nicht so recht entscheiden konnten, bestellte Lennard schlussendlich einfach eine große Pizza Mista.
    Obwohl der kleine Bistrotisch und die beiden Stühle auf dem Balkon ausgesprochen einladend wirkten, war es dort momentan definitiv noch viel zu heiß. Es blieb ihnen daher nichts anderes übrig, als die Wartezeit bis zu Lieferung der Pizza weiterhin in der Küche zu verbringen. An der rückwärtigen Wand hing ein kleiner Flachbildfernseher. Zur seichten Untermalung schaltete

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