Die Asklepios Papiere (German Edition)
Lennard das Gerät ein und zappte ziellos durch die Kanäle.
Die Meldung über ein neues Aids-Medikament, die Hannah bereits heute Morgen in der Zeitung gelesen hatte, schien mittlerweile bis ins Fernsehen durchgedrungen zu sein. Beinahe alle Kanäle brachten Berichte über eine Pressekonferenz von PSU, sendeten Interviews und boten Wissenschaftler in Diskussionsrunden auf.
„Ach!“, entfuhr es Hannah. „Das ist doch die Firma, bei der Peter arbeitet. Scheint ja wirklich eine große Sache zu sein mit diesem neuen Impfstoff.“
„ Wenn man den Berichten vertrauen darf, scheinbar eine echte Revolution in der Aids-Bekämpfung“, murmelte Lennard.
Hannah verfolgte grübelnd die Berichterstattung.
„Glaubst du, Peters Entdeckung und sein Verschwinden haben etwas damit zu tun?“, sie deutete auf den Fernseher.
„ Keine Ahnung. Wäre aber doch ein seltsamer Zufall, oder?“
Hannah zuckte die Achseln. Peters Botschaft enthielt keinen Hinweis darüber, was genau er gefunden hatte. Nur, dass es ihm scheinbar sehr wichtig war, die Sache publik zu machen. Hannah war zwar keine Enthüllungsjournalistin, doch sie brannte schon darauf, morgen dem Friedhof einen Besuch abzustatten. Sie war mittlerweile fest davon überzeugt, Informationen über einen Skandal zu finden. Doch irgendwie hegte sie große Zweifel daran, mit Hilfe dieser Unterlage auch etwas über Peters mysteriöses Verschwinden in Erfahrung bringen konnten.
Das Klingeln der Haustür riss sie aus ihren Gedanken. Endlich! Die Pizza wurde geliefert. Hannah wollte gerade ihr Portemonnaie aus der Handtasche holen, als Lennard abwinkte.
„ Kommt nicht in Frage!“, sagte er, kramte einige Geldscheine aus seiner Hosentasche und ging nach unten, um die Bestellung in Empfang zu nehmen.
Noch bevor er zurück in der Wohnung war, verströmte die Pizza einen herrlichen Duft im gesamten Treppenhaus. Hannah holte zwei Teller aus dem Schrank und nahm für jeden ein großes Stück aus dem durchweichten warmen Karton.
Lennard genehmigte sich beim Essen zwei Gläser Bordeaux und Hannah genoss gekühlten Pfirsicheistee aus der Dose. Die Pizza schmeckte einfach vorzüglich. Der Teig war schön kross, der Rand extra dick und die Zutaten schienen frisch zu sein. Bei jedem Bissen zogen sich lange Käsefäden.
Zu zweit schafften Hannah und Lennard jedoch noch nicht einmal die Hälfte der riesigen Familienpizza.
„Puh, ich bin pappsatt“, stöhnte Lennard irgendwann und schob den Teller mit einem kleinen Stück Rand beiseite.
„ Ich kriege auch keinen Bissen mehr runter.“
Hannah wischte sich den Mund ab. Sie wollte jetzt nur noch ins Bad und danach ins Bett. Für eine gemütliche Plauderei auf dem Balkon fehlte ihr gänzlich die Muße.
Da Lennard heute Nachmittag mehr als deutlich darauf hingewiesen hatte, Hannah bei der Lösung von Peters Rätsel beiseite zu stehen, wollte sie noch kurz den morgigen Tag besprechen, bevor sie unter die Dusche entschwand.
„ Wann musst du morgen eigentlich zur Uni?“, fragte sie deshalb vorsichtig.
„ Gar nicht!“, entgegnete er und leerte sein Glas. „Ich lasse meine Vorlesung sausen und habe meinem Vertreter schon eine E-Mail geschrieben, dass er meine Studenten übernehmen soll. Ansonsten hätte ich den morgigen Tag ohnehin größtenteils nur im Labor verbracht. Das kann ich auch getrost verschieben.“
„ So viele Umstände und das alles wegen mir.“
„ Nein, wegen Peter!“, berichtigte Lennard. „Peter ist ein guter Freund. Da bin ich ihm doch mindestens schuldig, der Mutter seines Kindes zur Seite zu stehen.“
„ Supi!“, entfleuchte es Hannah eindeutiger, als eigentlich beabsichtigt.
Lennard lächelte, zeigte ihr das Bad und versorgte sie mit frischen Handtüchern.
„Schlaft gut, ihr beiden“, sagte er und hauchte ihr ein Küsschen links und rechts auf die Wange.
„ Danke, du auch.“
L uc Supleé alias Chinois saß in seinem Auto auf der gegenüberliegenden Straßenseite und beobachtete Hannah Bachmayer durch das geöffnete Küchenfenster von Peter Kruegers Wohnung. Der große hagere Typ, der mit ihr hierhergekommen war, musste wohl der Mitbewohner von Krueger sein. Ob der auch über die Unterlagen Bescheid wusste? Hinweise dafür gab es bislang jedenfalls nicht. Das war aber auch nicht sein Problem. Sollte sich Ginster doch mit diesen Kleinigkeiten rumschlagen. Er lag lediglich auf der Lauer nach dieser Deutschen.
Nachdem er heute Nachmittag die Mailbox-Nachricht seines Auftraggebers abgehört
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