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Die Aspern-Schriften (German Edition)

Die Aspern-Schriften (German Edition)

Titel: Die Aspern-Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry James
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Lebensgeschichte enthüllt wurde. Miss Bordereau wandte sich wieder an mich und fuhr fort: »Um welche Zeit werden Sie morgen mit dem Geld komme n ?«
    »So früh wie möglich. Wenn es Ihnen genehm ist, komme ich mittags.«
    »Ich bin immer hier, aber meine Zeit ist eingeteilt«, sagte die alte Dame, als passe ihr dieser Vorschlag nicht ins Konzept.
    »Sie meinen bestimmte Zeiten, wann Sie Besuch empfange n ?«
    »Ich empfange niemals Besuch. Aber ich erwarte Sie um die Mittagszeit, wenn Sie mit dem Geld kommen.«
    »Abgemacht, ich werde pünktlich sein.« Dann fügte ich hinzu: »Darf ich unseren Vertrag mit einem Handschlag besiegel n ?« Ich fand eine gewisse Förmlichkeit am Platze; ich würde mich ganz einfach wohler fühlen, denn ich war sicher, es würde keine weiteren Formalitäten geben. Zudem empfand ich ein unwiderstehliches Bedürfnis, auch wenn Miss Bordereau heute nicht mehr anziehend genannt werden konnte und die Hinfälligkeit ihres hohen Alters sogar etwas an sich hatte, das einen gewissen Abstand zu ihr gebot, einen Moment lang die Hand in der meinen zu halten, die Jeffrey Aspern einst gedrückt hatte.
    Eine Weile ließ sie mit der Antwort auf sich warten, und ich spürte, dass mein Vorschlag keinen Beifall bei ihr fand. Sie machte keine Anstalten, sich zurückzuziehen, was ich fast erwartet hatte; stattdessen sagte sie nur kühl: »Ich gehöre noch in eine Zeit, als so etwas nicht üblich war.«
    Ich fühlte mich wie vor den Kopf gestoßen. Doch gut gelaunt rief ich zu Miss Tina hinüber: »Mit Ihnen geht es genauso gu t !« Ich tauschte mit ihr einen Händedruck aus, und sie stimmte mit einem leichten Beben in der Stimme zu: »Aber natürlich, um zu zeigen, dass alles zwischen uns geregelt ist.«
    »Bringen Sie den Betrag in Gol d ?« fragte Miss Bordereau, als ich mich zur Tür wandte. Ich sah sie einen Augenblick lang an. »Sind Sie nicht doch ein wenig ängstlich, eine so große Summe im Hause zu habe n ?« Ich sagte das nicht, weil ihre Habgier mich verstimmte, sondern weil ich mir wirklich Sorgen machte wegen der Diskrepanz zwischen einem solchen Schatz und der Unzulänglichkeit der Mittel, ihn sicher zu verwahren.
    »Vor wem sollte ich mich fürchten, wenn ich mich schon vor Ihnen nicht fürcht e ?« fragte sie, so eingesunken, wie sie dasaß, gleichwohl mit Härte in der Stimme.
    »Ich bitte Sie«, sagte ich lachend, »ich werde mich noch als Beschützer erweisen, und wenn Sie es vorziehen, dann bringe ich Gold.«
    »Ich danke Ihnen«, entgegnete die alte Dame mit Würde und neigte dabei ihren Kopf, womit sie offensichtlich das Zeichen zu meiner Entlassung gab. Ich verließ den Raum, und mir ging dabei durch den Kopf, wie schwer es werden würde, sie zu überlisten. Als ich die Empfangshalle wieder erreicht hatte, bemerkte ich, dass Miss Tina mir gefolgt war, und ich nahm an, da ihre Tante es versäumt hatte, mir eine Besichtigung meiner zukünftigen Zimmer vorzuschlagen, dass sie das Versäumnis nun wieder gutmachen wollte. Doch sie bot mir nichts dergleichen an; sie stand nur da mit einem leichten, jedoch keineswegs matten Lächeln, und sie wirkte in ihrer Jugend so wenig verantwortlich, so wenig zuständig für alles, was geschah, und dennoch stand ihr Jungsein in einem fast lächerlichen Gegensatz zu ihrer tatsächlichen Erscheinung, die bereits etwas Verblühtes hatte. Sie war nicht gebrechlich wie ihre Tante, doch schien mir ihre Lebensuntüchtigkeit tiefgreifender, weil ihre Unfähigkeit in ihrem Inneren begründet lag, was bei Miss Bordereau nicht der Fall war. Ich wartete ab, ob sie mir anbieten würde, mir den Rest des Hauses zu zeigen, wollte die Frage aber nicht überstürzen, da ich mir vorgenommen hatte, von nun an so viel Zeit wie möglich in ihrer Gesellschaft zu verbringen. So ließ ich geraume Zeit verstreichen, bis ich mich ihr zuwandte.
    »Ich hatte mehr Glück, als ich zu hoffen wagte. Es war sehr freundlich von ihr, mich zu empfangen. Vielleicht haben Sie ein gutes Wort für mich eingelegt.«
    »Es war der Gedanke an das Geld«, sagte Miss Tina.
    »Haben Sie sie auf die Idee gebrach t ?«
    »Ich habe ihr gesagt, dass Sie wohl reichlich zahlen würden.«
    »Wie sind Sie darauf gekomme n ?«
    »Ich habe ihr gesagt, ich hielte Sie für reich.«
    »Was hat Sie zu dieser Annahme verleite t ?«
    »Ich weiß nicht, vielleicht die Art, wie Sie gesprochen haben.«
    »Meine Güte, dann muss ich von nun an anders sprechen«, erwiderte ich. »Leider muss ich Ihnen sagen, dass es

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