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DIE ASSASSINE

DIE ASSASSINE

Titel: DIE ASSASSINE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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dann kletterte ich hinauf. Aufmerksam beobachtete ich das Gebäude, während mein Herz schneller schlug. Sobald ich in den Garten hinunterglitt, würde ich mich in unbekannten Gefilden befinden. Bei meinen vorherigen Streifzügen war ich nur bis zur Oberkante der Mauer gelangt, hatte das Haus aus der Ferne beobachtet, um eine Ahnung davon zu erhalten, wo sich Carls Räume befanden, und um ein Gefühl für die Bewegungen seiner Bediensteten zu bekommen.
    Eigentlich hätte im Haus Stille herrschen sollen, doch in einigen der unteren Fenster schimmerte Kerzenlicht.
    Ich zögerte und spielte mit dem Gedanken, wieder zu verschwinden.
    Dann sah ich Williams Gesicht vor mir, die Augen im Schlaf geschlossen, die Stirn gerunzelt und verschwitzt.
    Ich ließ mich in den Garten hinunterfallen. In dem Augenblick, in dem meine Füße auf dem Boden landeten, erwachte das Feuer, breitete sich kalt in meiner Brust aus. Ich rannte durch den Garten zum Haus, zu einer Nebentür, die von den Bediensteten benutzt wurde, um zum Kutschhaus und zu den Ställen zu gelangen. Ich spürte nichts, hörte nichts.
    Die Tür öffnete sich mühelos.
    Carls Haus war ähnlich aufgeteilt wie das Haus Borunds. Ich stand am Bediensteteneingang. Eine Treppe zu meiner Linken führte hinauf zu den Unterkünften der Dienerschaft. Die Küche befand sich auf der anderen Seite des Hauses. Dort gab es eine weitere Bedienstetentreppe. Die Tür vor mir sollte sich zu einem Flur hin öffnen, der sich über die Länge des Hauses erstreckte, unterbrochen nur vom großen, offenen Vorraum mit der Haupttreppe, die ins obere Stockwerk führte. Zu beiden Seiten des Flurs lagen Räume.
    Ich trat zur inneren Tür, vorbei an der Treppe, und lauschte. Dann wagte ich mich in den langen inneren Flur vor. Zwei Türen weiter ergoss sich Kerzenlicht auf den Gang. Ich verharrte, und mein Herz setzte einen Schlag aus, doch der Flur blieb verwaist.
    Leise rückte ich zur offenen Tür vor und hörte Stimmen, als ich mich näherte.
    »Terrence hat sich alle verfügbaren Vorräte in Marlett gesichert. Allerdings hat er länger als erwartet dafür gebraucht, obwohl Markus aus dem Weg geschafft war. Ein Teil von dem, was wir in Markus’ Lagerhäusern zu finden glaubten, war bereits von anderen gekauft worden.«
    »Von wem?«
    Ich ließ mich an der Tür auf die Fersen nieder, stützte mich mit einer Hand am Boden ab. Die erste Stimme erkannte ich als die von Carl, die anderen hingegen waren mir unbekannt. Ich glitt tiefer in den Fluss und warf einen Blick in den Raum.
    Vier Männer um einen runden Tisch in einem Raum wie Borunds Arbeitszimmer, aber karger eingerichtet.
    »Regin. Yvan. Und Borund.« Verachtung schlich sich in Carls Stimme.
    »Borund«, sagte der zweite Mann mit tonloser Stimme. Er beobachtete Carl aufmerksam, als er sprach. Der Mann hatte eine lange Nase, einen Schnurrbart und grau meliertes Haar, das er zu einem Pferdeschwanz gebunden trug. Er kam mir irgendwie bekannt vor.
    Ich runzelte die Stirn, dann erinnerte ich mich: Er war der Händler mit dem senffarbenen Mantel aus der Gildenhalle. Derjenige, mit dem Carl am Rand des Raumes ins Gespräch vertieft gewesen war, ehe Borund sich ihm genähert hatte.
    Auch die anderen beiden Händler kamen mir bekannt vor. Borund unterhielt sich regelmäßig mit ihnen in der Gildenhalle. Die beiden tauschten einen Blick und verlagerten ihr Gewicht auf den Sitzen, sagten jedoch nichts.
    Ich zog mich zurück und überlegte, ob ich zum Bediensteteneingang umkehren sollte.
    »Ja, Borund«, spie Carl hervor. »Er wird immer lästiger. Wenn er doch nur in jener Nacht in der Schänke gestorben wäre! Oder zumindest bei dem Hinterhalt im mittleren Kreis.«
    »Aber das ist er nicht«, fuhr der andere Mann fort. »Tatsächlich haben seit jener Nacht die anderen Händler begonnen, eigene Leibwächter anzuheuern. Und Borund hat seine Käufe von unabdingbaren Gütern wie Getreide, Salz und Fisch erhöht. Er speichert alles in den Lagerhäusern hier in Amenkor, statt es an die anderen Städte weiterzuschicken. Deshalb sollte er ja überhaupt erst ausgeschaltet werden.«
    »Es ist schwieriger als erwartet, ihn loszuwerden.«
    »Offensichtlich.«
    Ich hörte, wie jemand sich vorbeugte, weil sein Stuhl knarrte.
    Mit sehr viel leiserer Stimme sagte der unbekannte Händler: »Damit der Plan aufgeht und wir die Herrschaft über die Stadt erlangen, muss unsere kleine Gruppe die einzige sein, die lebensnotwendige Güter zu verkaufen hat. Wenn wir nicht in

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