Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
so ruhig wie ihre Antworten.
Verdammt! Weshalb muss dieser Trottel ausgerechnet mich so ausführlich befragen?
Dass das Vorgehen des Kriegers Standard war, konnte Altyra nicht wissen, da sie bei ihren Besuchen als Fürstin von Falkenau niemals aufgehalten wurde.
"Zu Hilfe! Haltet den Dieb!", ertönte plötzlich von hinter dem Tor eine schrille, weibliche Stimme.
Im nächsten Augenblick stürmte ein hünenhafter Mann an sämtlichen Wachsoldaten vorbei und rannte durch das Südtor aus der Stadt hinaus.
"Fangt diesen Bastard ein und bringt ihn sofort zu mir!", sprach Altyras Gegenüber an die umstehenden Soldaten gewandt, richtete seine Aufmerksamkeit unmittelbar im Anschluss aber wieder auf Altyra. "Ihr dürft passieren, Weib. Aber macht bloß keinen Ärger in der Stadt!"
"Vielen Dank, mein Herr!", entgegnete die junge Fürstin mit gespielter Unterwürfigkeit und nach außen hin gewaltsam unterdrückter Erleichterung, bevor sie ihre Satteltasche wieder verschloss und in die Stadt hineinritt.
Das allererste, was sie im Inneren der Stadt machte, war, sich eine gute Taverne zu suchen, in der sie sich um ihr Pferd kümmern und ihre gesamte Ausrüstung verstauen konnte. Nachdem sie das erledigt hatte und somit vorerst keine Gefahr mehr lief, enttarnt zu werden, verstaute sie einen kleinen Teil ihres Barvermögens in ihrer Hosentasche und begab sich mit ihrem einfachen Jagddolch bewaffnet nach draußen, um die Stadt zu erkunden. Dabei wollte sie natürlich vor allem die Entfernung von ihrem Quartier zu ihrem Zielort der kommenden Nacht herausfinden. Sie hatte sich absichtlich keine Taverne in der direkten Umgebung von Xardans Residenz gesucht. Denn erstens waren die Preise für eine Übernachtung dort sehr überteuert und zweitens könnte man sie dort nach ihrer Tat schneller finden.
Die Stadt, die in ihrer Gesamtheit einer Festung glich und auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel erbaut war, war ringförmig in verschiedene Bezirke unterteilt. Im Zentrum befand sich der Drachenpalast. Die ersten beiden Ringe, um die sich die innere Stadtmauer zog, bildeten das Adelsviertel und das Viertel der wohlhabenden Händler. Der dritte und vierte Ring waren durch das Aquädukt, das ebenfalls ringförmig durch die gesamte Stadt floss, voneinander abgetrennt. Diese beiden zusammengehörigen Ringe waren in drei verschiedene Segmente gegliedert: das Viertel der Händler und Unternehmer im gesamten Westen, das Armeeviertel im Südosten und das innere Armenviertel im Nordosten. Um diesen Teil der Stadt verlief dann die äußere Stadtmauer. All das war allerdings nur die Alte Stadt, wie sie von den Bewohnern Dangveruns genannt wurde. Um sie herum schloss sich ein weiterer ummauerter, aber unvollständiger Ring an, der als Neue Stadt bezeichnet wurde. Dieser äußerste Ring bestand von Südosten bis Westen aus einem Viertel, das sich Adelige, reiche und arme Händler sowie einfache Bewohner teilten. Im Nordwesten lag das äußere Armenviertel der Stadt und im Norden befand sich das Hafenviertel, welches eigentlich noch zur Alten Stadt gehörte. Im Nordosten und im Osten war nichts mehr. Dort endete Dangverun tatsächlich mit der äußeren Stadtmauer.
Altyra hatte sich ein Zimmer in einer Taverne im zweiten Stadtring genommen. Deren Name lautete
Sicherer Hafen
, was wohl eine Anspielung darauf sein sollte, dass sie im nördlichen Teil des Viertels und somit in der Nähe des Hafens, aber dennoch innerhalb der inneren Stadtmauer gelegen war. Xardans Heim lag im Gegensatz dazu im Südosten des ersten Rings – also dem Viertel der Adeligen. Eigentlich hätte sich die junge Fürstin sogar ein noch weiter entferntes Nachtquartier ausgesucht. Dann hätte sie allerdings das Problem gehabt, bei Nacht über die innere Stadtmauer klettern zu müssen, um zu Xardan zu gelangen. Und da es ihr wichtiger war, sich eine solch unnötige Anstrengung zu ersparen, als möglichst weit entfernt von dem Magier untergebracht zu sein, war sie am Ende im
Sicheren Hafen
gelandet. Ein weiterer Vorteil der Lage ihres Quartiers war es, dass sich das Aquädukt innerhalb der ersten Stadtmauer ausschließlich unterirdisch erstreckte. Somit stellte es kein Hindernis dar und konnte eventuell sogar als Ersatzpfad genutzt werden, falls sich der oberirdische Weg zu ihrem Opfer als zu gefährlich herausstellen sollte.
Die junge Fürstin spazierte also durch die wohlhabenderen Bezirke Dangveruns und näherte sich dabei unauffällig der Residenz des wichtigsten
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