Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
kommentierte Rodemal belustigt. "Denn meine Mutter versucht schon seit Jahren, mich mit Altyra von Falkenau zusammenzubringen. Und obwohl Altyra meiner Mutter bei ihrem letzten Besuch in Nordmaren – was im Übrigen unmittelbar nach dem letzten Ball im Drachenpalast war – eine ziemlich deutliche und endgültig klingende Absage erteilte, glaube ich nicht, dass sich Fürstin Maril von Vierwasser damit geschlagen gibt. Dazu kenne ich meine Mutter zu gut."
"Was denkst du persönlich von Altyra?", fragte Dynoran seinen Freund argwöhnisch.
"Ich finde ebenso wie du, dass sie eine wunderschöne und intelligente junge Frau ist. Und es würde mich mit Stolz erfüllen, sie meine Gemahlin nennen zu dürfen. Im Gegensatz zu meiner Mutter habe ich allerdings gleich bei Altyras erster Absage eingesehen, dass sie nicht im Geringsten an mir interessiert ist. Deswegen sage ich dir als Freund: Gehe noch einmal zu ihr, entschuldige dich bei ihr – ganz egal, was genau bei eurer letzten Unterhaltung vorgefallen ist – und offenbare ihr langsam und vorsichtig deine Gefühle. Ich glaube ehrlich gesagt ohnehin nicht, dass sie dir noch böse ist."
"Du wirst mir bei Altyra also nicht im Weg stehen?", fragte der Prinz von Palderan misstrauisch nach.
"Ich werde dir nicht im Weg stehen, mein Freund", versicherte Rodemal ihm explizit. "Ich habe bisher lediglich nichts gegen die Verkupplungsversuche unternommen, weil ich die Hoffnung trotz allem nicht aufgeben wollte. Da ich nun jedoch weiß, dass mein bester Freund offensichtlich sein Herz an die Auserwählte meiner Mutter verloren hat, werde ich wohl versuchen müssen, Fürstin Maril von Vierwasser auf andere Gedanken zu bringen. Ob ich damit erfolgreich sein werde, kann ich dir allerdings nicht versprechen."
"Das macht nichts", entgegnete Dynoran sichtlich beruhigt. "Solange du selbst mir versicherst, dass du keine Intentionen gegenüber Altyra hast, genügt mir das vollkommen."
"Ich verspreche, dir nicht im Weg zu stehen, Dynoran."
"In Ordnung. Hast du vielleicht eine Idee, wie ich Altyras Meinung von mir zum Positiven wenden kann, bevor ich ihr das nächste Mal gegenübertrete?"
"Das wird wohl nicht ganz so einfach werden", erwiderte Rodemal nachdenklich. "Lass mich überlegen … ja, ich wüsste da zumindest eine Möglichkeit."
"Dann heraus damit", drängte Dynoran ihn ungeduldig.
"Soweit ich weiß, sind deine Schwester Tylana und Fürstin Altyra sehr gut miteinander befreundet, richtig? Du könntest also einfach deine Schwester darum bitten, bei Altyra ein gutes Wort für dich einzulegen."
"Hahaha, der Witz war gut", antwortete der Prinz von Palderan mit zynischem Lachen. "Ich fürchte, dass Tylana mich ebenso wenig leiden kann wie Altyra."
"Spielt das denn eine Rolle?", fragte Rodemal rhetorisch. "Du kannst deine kleine Schwester immerhin fragen."
"Das kommt überhaupt nicht in Frage!", entgegnete Dynoran harsch, ging die Möglichkeit aber zur gleichen Zeit in Gedanken durch.
Wie kann ich Tylana dazu bringen, ihre schlechte Meinung von mir zu vergessen und darüber hinaus noch ein gutes Wort bei Altyra für mich einzulegen?
*****
Wenige Stunden später fand Dynoran Prinzessin Tylana von Palderan in einem der Gärten des Drachenpalastes, wo sie an einem kleinen Brunnen saß und mit einer braun getigerten Katze spielte. Während er endgültig beschloss, seine kleine Schwester direkt und ohne Umwege um einen Gefallen zu bitten, atmete er noch einmal tief durch, bevor er sich mit einem leichten Räuspern bemerkbar machte.
"Hallo, Tylana", begrüßte er seine Schwester anschließend unsicher.
"Heute bin ich einmal nicht nur die kleine Schwester oder das Schwesterchen, Dynoran?", erwiderte diese unfreundlich, nachdem sie ihm den Kopf zugewandt hatte. "Ich schließe daraus, dass du irgendetwas von mir willst. Was ist es?"
"Bist du denn nicht meine kleine Schwester beziehungsweise mein Schwesterchen?", rechtfertigte sich der Prinz ganz automatisch mit einer Gegenfrage.
"Das kommt ganz auf die Art und Weise an, wie man diese Ausdrücke betont,
lieber Bruder
."
Auf direktem Weg!
, rief sich Dynoran selbst in Erinnerung, bevor er zu einer weiteren Rechtfertigung ansetzen konnte.
"Es tut mir leid, Schwesterchen", entschuldigte er sich danach aufrichtig bei Tylana. "Ich weiß, dass ich nicht immer der liebevolle und beschützende große Bruder bin, den du dir vielleicht wünschen würdest …"
"
Nicht immer
ist eine glatte Untertreibung. Und jetzt komm zur Sache: Was willst
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