Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
würde sich gerne mit Euch unterhalten."
"Wie lautet der Name deines Herrn und was will er von mir?", fragte die junge Fürstin unbeeindruckt davon, dass der Mann hinter ihrem Rücken ihren Gildennamen kannte.
"Ich bitte Euch!", antwortete der Mann lachend, während sich Altyra umdrehte.
Genau wie sie selbst hatte sich der Mann vollständig in schwarze Kleidung gehüllt, die lediglich seine Augen freiließ. Die einzige Waffe, welche die junge Fürstin an ihrem Gegenüber erkennen konnte, war ein langer, schmaler Dolch, der in einer Scheide an dessen Gürtel hing.
"Ihr wisst genau, dass ich Euch seinen Namen nicht nennen kann", fuhr der Fremde fort. "Alles, was ich Euch sagen kann, ist, dass er sehr viel Einfluss auf dieser Welt besitzt und Eure Dienste in Anspruch nehmen will."
"Richte deinem Herrn aus, dass er sich wie jeder andere Mensch auch an die Gilde der Assassinen wenden muss, wenn er meine Dienste wünscht."
"Meines Wissens versuchte er das bereits, wurde jedoch ohne eine Anhörung von der Gilde abgewiesen."
"Wenn die Gilde deinen Herrn zurückweist, lautet auch meine einzige und endgültige Antwort:
Nein
!"
"Ich werde es meinem Herrn ausrichten", sagte der Mann während einer Verbeugung. "Doch ich bezweifle, dass er diese Antwort akzeptieren wird. Wir haben uns heute Nacht also sicher nicht zum letzten Mal gesehen."
"Dann lass mich dir persönlich noch etwas sagen: Wenn wir uns das nächste Mal in dieser Form begegnen, werde ich dich töten! Denn falls du ein Assassine bist – was ich bezweifle –, verletzt du mit der Tatsache, dass du einem einzelnen Herrn dienst, die Gesetze der Gilde. Ansonsten bist du ein Wilderer im Hoheitsgebiet der Gilde. So oder so: Wenn ich dich noch einmal sehe, wirst du sterben."
"Wir werden sehen, Todesklinge … wir werden sehen."
Mit diesen Worten wandte sich der geheimnisvolle Mann ab und verschwand im Dunkel der Nacht.
Altyra schaute ihm noch eine ganze Weile hinterher – bis sie seine Anwesenheit nicht mehr spüren konnte und sich sicher war, dass er sie nicht verfolgen würde. Erst dann machte sie sich endgültig auf den Rückweg zur Burg Falkenau.
Das zweite Zusammentreffen
"Warum glaubst du mir nicht einfach, Dynoran? Alles, was du tun musst, ist, du selbst zu sein", versuchte Prinzessin Tylana ihren Bruder zum garantiert einhundertsten Mal zu überzeugen. "Natürlich meine ich damit das Selbst, dass du mir seit dem Tag vor unserem Aufbruch aus Dangverun wieder offen zeigst. Selbst wenn Altyra dich anfangs noch abweisend und argwöhnisch behandelt, wirst du auf diese Weise schnell ihr Herz erobern, ohne dass ich auch nur ein einziges Wort sagen muss."
Als die Prinzessin von Palderan erfahren hatte, dass ihr großer Bruder nach Falkenau aufbrechen würde, um dort von Altyras Stiefvater mehr über die Kriegskunst zu lernen, hatte sie vor ihren Eltern und natürlich auch vor Dynoran selbst darauf bestanden, ihn in das Fürstentum ihrer besten Freundin begleiten zu dürfen. Obwohl ihre Eltern zunächst alles andere als begeistert von dieser Idee gewesen waren, war es Tylana mit Dynorans Hilfe – ihr Bruder war im Gegensatz zu seinen Eltern sofort dafür gewesen – schließlich doch gelungen, das Einverständnis von König Malron und Königin Deliana zu bekommen.
"Aber du wirst trotzdem mit ihr reden, oder?", fragte Dynoran, dessen schüchterne Unsicherheit Tylana zu einem amüsierten Lächeln veranlasste. "Nebenbei erwähnt wäre ich in Anbetracht des Verlaufs unserer letzten Unterhaltung schon zufrieden, wenn sie mich überhaupt mit sich reden lässt."
"Seit wann bist du so ein Angsthase, lieber Bruder?", fragte Tylana neckisch.
"Wäre es dir lieber, wenn ich meine Gefühle und meine Unsicherheit wieder hinter Überheblichkeit verbergen würde?", konterte der Prinz rhetorisch.
"Nein! Alles, nur das nicht. So wie du jetzt bist, gefällst du mir sehr viel besser. Und so wirst du auch Altyra besser gefallen."
Dynoran hatte zwar noch immer nicht zugeben wollen, dass er Gefühle für ihre beste Freundin hatte, aber die Prinzessin war sich absolut sicher, mit dieser Vermutung ins Schwarze zu getroffen zu haben.
Warum sonst sollte sich sein Verhalten von einem auf den anderen Tag so schlagartig geändert haben?
"Jetzt wird es ernst", sagte Dynoran nach einem tiefen Atemzug, als die geschlossene Kutsche, in der er seiner Schwester Gesellschaft leistete, plötzlich langsamer wurde und kurz darauf zum Stehen kam.
"Ernst für dich, spaßig für mich",
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