Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)

irgendwann in der Nacht gewesen sein, als ich vom königlichen Ball aus Dangverun heimkehrte. Denn am darauffolgenden Mittag wurde Pirag von einer Dienerin in seinen Nachtkleidern gefunden. Er soll in einer riesigen Blutlache vor seinem Bett auf dem Boden gelegen haben."
    "Wo sind die Schlafgemächer Eures Stiefvaters?", fragte Dynoran mit einem Zorn, den er sich selbst nicht erklären konnte.
    "Weshalb möchtet Ihr das wissen?"
    "Zu meiner Ausbildung in der Kriegskunst gehörte unter anderem das Auffinden von Spuren und Hinweisen bei Ermordungen. Ich besitze daher Erfahrung in solchen Dingen. Und ich werde herausfinden, wer Fürst Pirag so hinterhältig in dessen eigenen Gemächern ermordete. Darauf gebe ich Euch mein Wort, Fürstin Altyra."
    "Das wird nicht nötig sein, Prinz Dynoran. Unter meinen Kriegern befinden sich hervorragende Kommandanten, die sich ebenfalls auf die Aufklärung solcher Morde verstehen. Ihr braucht Euch nicht mit dieser Angelegenheit zu belasten."
    "Es ist keine Belastung für mich. Ganz im Gegenteil habe ich eine persönliche Rechnung mit dem Mörder zu begleichen, da er mich um die Möglichkeit gebracht hat, bei einem der größten Generäle unserer Zeit zu lernen. Aus dem Grund werde ich alles daran setzen, den Verantwortlichen für diese Tat zu finden und zu richten."
    "Es spricht für Euch, dass Ihr für die Gerechtigkeit eintreten wollt, Prinz Dynoran. Doch ich möchte nicht, dass Ihr Euch einmischt. Dies ist eine reine Angelegenheit meines Fürstentums, weshalb sie
Euch
nichts angeht. Und ich werde meine Kommandanten, die ich persönlich mit der Suche nach der Wahrheit betraut habe, nicht vor den Kopf stoßen, indem ich Euch nach dem Mörder suchen lasse."
    "Fürst Pirag von Westgard war vielleicht Euer Stiefvater, doch er diente meinem Vater als Verteidiger der westlichen Grenzen Palderans. Da durchaus die Möglichkeit besteht, dass König Nored von Terilon einen Attentäter schickte, um unseren höchsten General zu beseitigen, geht mich diese Angelegenheit sehr wohl etwas an. Und ich werde ihr nachgehen, ob Ihr es wollt oder nicht! Verratet Ihr mir also, wo sich die Schlafgemächer Eures Stiefvaters befinden, oder muss ich diese alleine suchen?"
    "Meinetwegen könnt Ihr suchen, bis die Nacht anbricht!", erwiderte Altyra zornig. "Hauptsache Ihr verlasst auf der Stelle meinen Thronsaal. Ich kann Eure Anwesenheit nicht länger ertragen."
    Das hat mir gerade noch gefehlt, dass sich dieser aufgeblasene Königssohn in diese ohnehin schon unangenehme Angelegenheit einmischt
, dachte sie sich währenddessen.
    Ihre Worte hatten jedenfalls gesessen. Prinz Dynoran wusste absolut nicht, was er darauf antworten sollte. Ihm ging erst in genau diesem Augenblick auf, dass er mit seinem Verhalten erneut in Ungnade bei seiner Angebeteten gefallen war.
    Verdammt!
, fluchte er innerlich, während er mit einem Blick bei seiner Schwester Hilfe suchte.
Wie konnte das nur passieren? Ich habe mich doch an Tylanas Ratschlag gehalten und ansonsten lediglich meine Hilfe bei der Auflösung des Mordes angeboten. Weshalb ist sie schon wieder so böse auf mich?
    Als die Prinzessin nur ihren Kopf schüttelte und ihm anzeigte, dass er besser gehen solle, verließ Dynoran ohne ein weiteres Wort den Saal und schloss die Tür hinter sich.
    "Gehe ich recht in der Annahme, dass Ihr und Eure Begleiterin heute Nacht als Gäste meiner Herrin auf Burg Falkenau bleiben werden, mein Prinz?", wollte der Empfangsherr draußen von ihm wissen.
    "So ist es", antwortete Dynoran, obwohl weder er um Gastfreundschaft gebeten noch Altyra diese von sich aus gewährt hatte. "Doch bevor Ihr Zimmer für meine Schwester und mich vorbereiten lasst, verratet mir bitte, wo sich die Gemächer von Fürst Pirag befinden."
    "Ich fürchte, dass Ihr Euch nicht dorthin begeben könnt, mein Prinz. Der Fürst ist …"
    "Ist schon in Ordnung, Elordin. Ich weiß diesbezüglich Bescheid und möchte mir lediglich ein Bild von dem Ort der Ermordung machen. Vielleicht kann ich sogar beim Finden des Täters behilflich sein."
    "Verzeiht mir, wenn ich frage, mein Prinz! Besitzt Ihr die Erlaubnis meiner Herrin? Fürstin Altyra erließ ein uneingeschränktes Verbot für das Betreten von Fürst Pirags Schlafgemächern. Ausschließlich die Kriegerkommandanten, die den Mord untersuchen, dürfen sich dorthin begeben."
    "Ich erhielt Fürstin Altyras ausdrückliche Erlaubnis", sprach Dynoran nicht ganz die Wahrheit.
    Zumindest hat sie es mir nicht ausdrücklich