Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
entgegnete Tylana gutgelaunt. "Lass mich dir noch einen letzten Tipp geben: Wenn du Altyra gleich gegenübertreten wirst, dann sprich nicht so viel, sondern konzentriere dich auf das Zuhören! Wir Frauen mögen es, wenn ein Mann sein Ego zurücknehmen und uns zuhören kann."
"Nicht zu viel reden. Zuhören", wiederholte ihr Bruder sichtlich nervös. "Alles klar."
Er öffnete die Tür der Kutsche und half Tylana heraus, nachdem er selbst ausgestiegen war und sein Gesicht beim Belasten seines verstauchten Fußes für einen Moment schmerzhaft verzogen hatte. Er bedeutete einem Krieger seiner Eskorte, dass jener sich um sein Pferd kümmern solle, und geleitete seine Schwester anschließend in die große Eingangshalle von Burg Falkenau.
"Ist irgendetwas nicht in Ordnung?", fragte die Prinzessin in Anspielung auf die Grimasse ihres Bruders.
"Nein, es geht schon. Ich habe mir nur vor kurzem den Fuß verstaucht und ihn gerade eben falsch belastet."
"Guten Tag mein Herr, meine Dame", wurden sie im Inneren der Halle von einem alten Mann begrüßt, ehe Tylana etwas erwidern konnte. "Ich bin Elordin, Empfangsherr und Sekretär der Fürstin Altyra von Falkenau. Dürfte ich Euren Namen und Euer Begehr erfragen?"
"Ich bin Prinz Dynoran von Palderan und würde Fürstin Altyra gerne meine Aufwartung machen. Befindet sie sich zurzeit in der Burg?"
Dass er seine kleine Schwester an dieser Stelle nicht vorstellte, hatte er zuvor mit ihr abgesprochen. Denn Tylana war sich sicher, dass Altyra Dynoran weitestgehend ignorieren würde, sobald sie von der Anwesenheit ihrer besten Freundin erfuhr. Und die Prinzessin von Palderan wollte, dass ihr Bruder zumindest die Chance zu einem Gespräch mit der Fürstin von Falkenau bekam. Danach war er auf sich alleine gestellt.
Glücklicherweise erkennt Elordin mich nicht
, dachte sich Tylana unterdessen erleichtert.
Ansonsten wäre alles umsonst gewesen.
"Meine Herrin ist sehr wohl zuhause und befindet sich derzeit im Thronsaal", erwiderte der Empfangsherr, wobei man ihm die Verärgerung darüber, dass Dynorans Begleitung ihm nicht vorgestellt worden war, deutlich ansehen konnte. "Wenn Ihr mir bitte folgen würdet, werde ich Euch unverzüglich vor die Fürstin führen."
Nach einem Nicken des Prinzen setzte sich Elordin in Bewegung und bedeutete den Neuankömmlingen durch eine Geste, ihm zu folgen.
"Gibt es irgendwelche interessanten Neuigkeiten in Falkenau?", wollte Dynoran auf dem Weg zum Thronsaal wissen.
"Verzeiht mir, Prinz Dynoran!", entgegnete der alte Mann bedauernd. "Es gibt sehr wohl Neuigkeiten. Doch es steht mir nicht zu, darüber zu sprechen. Diesbezüglich muss ich Euch an meine Herrin verweisen."
Was kann hier passiert sein, dass es dem Empfangsherrn der Burg nicht gestattet ist, frei darüber Auskunft zu geben?
, fragte sich Dynoran neugierig, konnte aber selbst keine plausible Antwort auf diese Frage finden.
Er unternahm allerdings auch keinen Versuch, es von seinem Führer zu erfahren.
"Wartet bitte einen Moment hier!", äußerte der alte Mann wenig später, als sie vor der Tür zum Thronsaal angekommen waren. "Ich werde Euch meiner Herrin ankündigen."
Nach dem Passieren der Wachen und einem kurzen Klopfen an einem der Türflügel verschwand Elordin in den dahinterliegenden Saal. Es dauerte eine ganze Weile, ehe er sich wieder blicken ließ.
"Ich fürchte, sie kann dich wirklich nicht besonders gut leiden", sagte Tylana während der Wartezeit geistesabwesend und unbeabsichtigt.
Mit dieser Aussage erreichte sie genau das, was sie eigentlich hatte vermeiden wollen: Sie machte ihren Bruder noch nervöser, als er ohnehin schon war.
"Weißt du, dass ich solche Informationen jetzt absolut nicht gebrauchen kann? Aber da du es schon erwähnt hast: Wie kommst du darauf?"
"Verzeih mir bitte, Dynoran! Ich habe das überhaupt nicht laut sagen wollen. Ich war in Gedanken."
"So etwas kann passieren. Verrätst du mir trotzdem, wie du darauf kommst, dass Altyra mich nicht leiden kann?"
"Aufgrund unserer langen Wartezeit natürlich. So lange lässt sie gewöhnlich nur Personen warten, die sie nicht im Geringsten sehen will."
"Das ist wirklich sehr beruhigend", kommentierte Dynoran zynisch.
Unmittelbar darauf öffnete sich die Tür zum Thronsaal endlich wieder und der alte Empfangsherr kam heraus.
"Meine Herrin ist bereit, Euch zu empfangen, Prinz Dynoran."
"Ich werde zunächst hier auf dich warten", teilte Tylana ihrem Bruder mit, während er sich zur Tür begab. "Viel
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