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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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Ozeanwelle, die an einen Felsen krachte. “Und was hat das mit mir zu tun?”
    Parsons mischte sich wieder ein. “Vermissen Sie irgendetwas, Miss Chandler? Etwas Wertvolles, vielleicht von Ihrem Schreibtisch oder aus Ihrer Handtasche?”
    Ihr erster Impuls war, die Frage zu verneinen. Doch machte sie sich damit nicht verdächtig? Schließlich war sie seit Mittwochabend nicht mehr in ihrem Büro gewesen. Also sagte sie nichts. Der Partner reichte ihr ein Foto. Sein Lächeln hatte etwas Teuflisches bekommen.
    Lane erkannte den Kugelschreiber auf dem vergrößerten Bildausschnitt sofort. Sie konnte sogar ihren Namen lesen. Es war einer von zwei identischen Stiften, die Val ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Einer lag stets in ihrem Schreibtisch hier, den anderen bewahrte sie zu Hause auf.
    Am liebsten hätte sie sich die Ohren zugehalten, um das Dröhnen des Wasserfalls nicht länger hören zu müssen. Wie war sie nur auf die Idee gekommen, ein Zimmerbrunnen hätte beruhigende Wirkung? Sie wäre gerne in ihr Büro gegangen, um nachzusehen, ob der Stift noch in der Schublade lag. Aber sie wusste, dass die Beamten ihr folgen würden, also ließ sie es bleiben.
    “Stehe ich unter Verdacht? Beschuldigen Sie mich irgendeines Vergehens?”
    “Nein, wir wollten Sie nur in Kenntnis setzen. Sie werden noch einmal von uns hören. Bis dahin muss ich Sie bitten, keine weiteren Reisen mehr zu unternehmen.”
    Detective Parsons reichte ihr eine Visitenkarte. “Falls Ihnen noch irgendetwas einfällt, das Ihnen wichtig erscheint, lassen Sie es uns bitte wissen.”
    Dankbar stellte Lane fest, dass ihre Hand nicht zitterte, als sie die Karte entgegennahm. Ganz im Gegenteil zu ihren Beinen. Sie war froh, dass der Tresen sich hinter ihr befand und sie dort Halt suchen konnte. Nachdem die beiden Polizisten verschwunden waren, lehnte sie sich seufzend zurück. Plötzlich erklang ein lautes Krachen. Zunächst befürchtete sie, sie hätte den gläsernen Tresen zerbrochen, doch als sie sich umdrehte sah sie Mary. Der graue Engel war in Ohnmacht gefallen.
    * * *
    Samstag, 12. Oktober
    Wenn er noch ein Pillenfläschchen gehabt hätte, hätte er es ebenfalls in den Müll gefeuert. Achtundvierzig Stunden waren vergangen, seit Rick die Wunderpillen des Arztes über Bord geworfen hatte, und langsam fühlte er sich wieder wie ein Mensch. Obwohl er sich vermutlich besser fühlte, als er aussah. Sein Gesicht hatte das Schlimmste abbekommen. Doch die Wunden begannen langsam zu heilen, und seine Nase schien wider Erwarten nicht gebrochen zu sein. Das sagte ihm, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Und jetzt hatte er einiges zu erledigen, das keinen Aufschub duldete. Eine ganze Menge sogar.
    Er ging vom Gas, um nach den Straßenschildern zu suchen und die richtige Abzweigung nicht zu verpassen, während er durch die ruhige Wohngegend fuhr. Es war früh, nicht einmal sieben am Samstagmorgen, und die meisten Leute lagen wahrscheinlich noch im Bett. Aber Rick hatte gute Gründe, so früh anzufangen. Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit ihm noch blieb, jetzt, wo er die Medikamente abgesetzt hatte. Und er wollte jede Minute davon nutzen.
    Er war zu dem Schluss gekommen, dass er noch etwas Sinnvolles tun wollte, anstatt in Selbstmitleid zu versinken oder seinem Elend ein Ende zu bereiten. Diese letzte Option hatte in der Tat etwas Verlockendes. Doch dann hatten seine Wunden zu heilen begonnen, und das war ihm wie ein Zeichen erschienen. Obwohl er nicht an Zeichen glaubte. Menschen wollten immer glauben, dass sie aus irgendeinem Grund verschont blieben, doch das war nichts als Egoismus. So wie Rick die Sache sah, waren er und die verkrüppelte Maus einfach zu blöd und zu dickköpfig, um zu sterben. Mickey und er hatten sämtliche Zeichen einfach ignoriert. Aber vielleicht waren sie auch nur durch eine Packung Pfadfinderkekse gerettet worden.
    Als Rick heute Morgen aufwachte, war ihm plötzlich der Grund für seine Existenz klar geworden. Es war ganz einfach: Im Puzzle des Lebens, in
seinem
Puzzle, fehlten noch ein paar Stücke. Da gab es noch einige unbeantwortete Fragen. War das nicht der Grund, warum jeder Mensch morgens aufstand? Vielleicht starben Menschen nur dann bereitwillig, wenn sie all ihre Antworten bekommen hatten. Er musste die Wahrheit über Ned herausfinden – und wenn er gerade dabei war, vielleicht auch noch einen Gigantenkiller zur Strecke bringen. Er hoffte, dass Ned und Holly dann in Frieden ruhen könnten. Das war das

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