Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
Vom Netzwerk:
sich nicht an die Wohlhabenden heranmachen – das Geheimnis waren die armen Kerle, die das Pech hatten, sie bedienen zu müssen. Sie waren Jacks Einrittskarte zu den privaten Spielplätzen der Schönen und Reichen. Denn das Personal mochte die verwöhnten, ausschweifenden Promis genauso wenig wie Jack.
    Lächelnd und mit einem Triumphgefühl, dass die Anstrengungen mehr als wettmachte, wandte Jack sich von der Szene ab. Nur ein wahrer Champion der zu kurz Gekommenen wusste die Befriedigung zu würdigen, die sich einstellte, wenn diesen Angebern endlich Gerechtigkeit zuteil wurde – selbst wenn es anonym geschah. Miss Pris enttäuschte Jack nie. Manche Menschen schrien geradezu nach Grenzen, wie außer Kontrolle geratene Kinder. Jack war glücklich, diese Grenzen bieten zu können. Miss Pris hatte gerade ihr eigenes Schicksal besiegelt. Sie war der nächste Gigant, wenn auch ein kindischer, der abstürzen würde.
    Jemand war in Lanes Wohnung gewesen. Dieser Verdacht wurde stärker, als sie durch die Küche und den Essbereich ging. Es schien nichts zu fehlen, aber die Dinge standen nicht so, wie sie gehörten. Als hätte jemand sie verrückt und sie nicht wieder auf den richtigen Platz gestellt. Lane fiel der schiefe Spiegel über der Anrichte im Esszimmer auf, eine Vase mit Schnittblumen stand auf dem falschen Tisch, und ein kleiner Teppich lag anders als vorher. Sie hatte einen guten Blick für solche Kleinigkeiten. In ihrem Beruf war das Voraussetzung. Die Dinge durften nicht aus dem Lot geraten, nicht das kleinste bisschen.
    Lane fragte sich, ob das ihre Putzfrau gewesen sein könnte. Oder ob sie selbst im Moment zu abgelenkt von ihrem turbulenten Leben war, um sich bei solchen Kleinigkeiten sicher sein zu können. Doch als sie aus ihrem Schlafzimmer trat, starrte sie irritiert auf die offene Tür. Gestern Abend war ihr das nicht aufgefallen, weil sie so erschöpft gewesen war. Die Reise nach Dallas und die Befragung durch die Polizei hatten an ihren Nerven gezerrt. Aber jetzt, im hellen Morgenlicht, war die offene Tür zum Gästezimmer kaum zu übersehen oder wegzuerklären. Seit sie die Wohnung gekauft hatte, hatte sie keine Zeit gefunden, um Gäste zu beherbergen. Das Zimmer war seit ihrer Einweihungsparty nicht mehr benutzt worden, und die Tür war stets fest verschlossen.
    Noch im Nachthemd drehte sie eine Runde durch die Wohnung. Es schien völlig abwegig, dass der Eindringling sich heute Morgen immer noch in der Wohnung aufhalten könnte, obwohl es ein Furcht einflößender Gedanke war. Jemand hatte einen ihrer gravierten Stifte in der Wohnung eines Toten hinterlassen. Nachdem die Polizisten die Agentur verlassen hatten, hatte sie sofort ihren Schreibtisch überprüft.
    Der Stift war verschwunden.
    Natürlich ging sie davon aus, dass der Dieb ihn auch am Tatort platziert hatte. Aber der Stift war Teil eines Sets gewesen, und Lane bewahrte den zweiten hier zu Hause auf.
    Sie eilte durch die Halle zurück und überprüfte den Schreibtisch in ihrem Schlafzimmer. Der zweite Stift fehlte ebenfalls. Sie benutzte ihn fast nie; es war einer dieser schweren vergoldeten Stifte, gut, um Eindruck zu schinden, aber sonst zu wenig nütze. Hatte sie ihn womöglich in ihre Tasche getan und anschließend verloren? Sie konnte sich nicht daran erinnern.
    Der Gedanke, dass jemand in ihre Wohnung und ihr Büro eingebrochen war, machte ihr Angst. Vielleicht war sie ja überempfindlich, aber sie glaubte immer noch, die Anwesenheit des Eindringlings zu spüren. Sie bekam eine Gänsehaut. Der Hausmeister ließ manchmal einen Handwerker herein, aber niemals, ohne es vorher mit Lane abzusprechen. Da heute Samstag war, konnte sie nicht viel mehr tun, als dem Hausmeister eine Nachricht zu hinterlassen.
    Sie ging ins Wohnzimmer und sah sich sorgfältig um. Anschließend überprüfte sie das Gästezimmer gründlich. Sie fand keine weiteren Hinweise auf einen Eindringling, doch ihr Entsetzen legte sich nur langsam. Erst vor ein paar Tagen hatte sie jemanden auf dem Dachgarten gesehen. Sie erinnerte sich, dass sie gedacht hatte, es wäre Rick. Aber welchen Grund konnte er haben, ihr einen Mord in die Schuhe zu schieben?
    Sie sah sich gezwungen, die Dachterrasse ebenfalls zu durchsuchen. Aber wonach suchte sie eigentlich? Die Polizei könnte feststellen, ob jemand sich gewaltsam Zutritt verschafft hatte, aber sie wollte die Polizei jetzt nicht einschalten. Sie musste allein damit zurechtkommen.
    Ein prachtvoller Altweibersommer begrüßte

Weitere Kostenlose Bücher