Die Assistentin
Moment lang zweifelte Val daran, ob es wirklich so klug gewesen war, hier hereinzuplatzen. “Was ist das?”, knurrte Darwin.
“Eine Mitschrift der Nachrichten, die Priscilla auf diversen Mailboxen hinterlassen hat. Sie stammt aus deinem Computer.”
Darwins Tussi klappte ihr Telefon zu. “Lassen Sie ihn in Ruhe”, sagte sie schneidend. “Er steht schon genug unter Druck.”
“Wirklich schade.” Val grinste sie an, aber insgeheim regte er sich furchtbar auf. Hatte Darwin jetzt etwa eine neue Beschützerin? Wie schaffte so ein schwachsinniger Fachidiot wie er es, dass immer wieder Frauen für ihn in die Bresche sprangen?
Darwin riss Val die Mitschrift aus der Hand. “Das hast du doch selbst gemacht, du Mistkerl! Priscillas Nachrichten sind überall im Internet verbreitet. Du musstest sie nur noch zusammenkopieren und ausdrucken.”
Val gluckste triumphierend. “Überprüf das Datum. Ich habe es gestern Morgen in deinem Drucker gefunden, einen Tag,
bevor
ihre Mailboxnachrichten veröffentlicht wurden. Wer sonst außer dir kann sich in ihr System gehackt und die Nachrichten heruntergeladen haben? Was wolltest du damit bezwecken? Wolltest du deiner Freundin imponieren?”
Als Darwin aufsprang, flog sein Stuhl zurück und drehte sich im Kreis. Val rannte zur Tür, aber Darwin erwischte ihn auf halber Strecke und brachte ihn mit ganzem Körpereinsatz zu Boden. Val versuchte, ihn abzuschütteln, aber Darwin war wie unter Strom. Knurrend und schnaufend sprang er auf Val und bearbeitete ihn mit den Fäusten.
Die Freundin packte Darwins Bein und zog ihn fort, während sie ihn anflehte, aufzuhören. Val staunte über ihre Kraft. Er wich Darwins Faustschlägen aus, die immer noch auf ihn einprasselten, und kam taumelnd auf die Füße.
“Fass mich nicht an!”, sagte Val warnend, zog sein Handy aus der Gürteltasche und hielt es in die Luft. “Oder ich rufe die Cops.”
Darwin schnaufte: “Ruf sie doch an! Du kannst ihnen von meiner angeblichen Telefonüberwachung erzählen, und ich sage ihnen, dass du Seth Black umgebracht hast.” Val heulte erbost auf, aber Darwin ließ ihn nicht zu Wort kommen. “Als er Judge Love auf seiner Webseite gemobbt hat, bist du zu ihm gefahren und hast gedroht, ihn umzubringen.”
“Das ist schon ewig her – und ich habe nur mit ihm geredet. Die Firma machte gerade große Fortschritte, und er hatte sich eine unserer besten Klientinnen herausgepickt. Ich habe ihm gesagt, er soll das bleiben lassen. Das ist alles.”
“Aber er hat es nicht bleiben lassen. Er hat sich an uns gerächt, und du hast ihn immer dafür gehasst. Du wolltest der große Held sein, der die Agentur rettet, aber er hat dich als den jämmerlichen Angeber hingestellt, der du bist. Ich habe dir gesagt, du sollst ihn in Ruhe lassen! Ich habe dir gesagt, dass es nach hinten losgehen würde.”
“Du hast doch Angst vor deinem eigenen Schatten, Mann. Irgendjemand musste etwas unternehmen.”
“Also hast du ihn unter Strom gesetzt?”
“Mach dich nicht lächerlich.” Angewidert verzog Val das Gesicht. “Du würdest doch alles tun, um dich aus der Schusslinie zu bringen! Du bist am Ende.” Er schüttelte sich und ordnete seine Kleider. “Die Sache ist noch lange nicht ausgestanden, du Genie. Es hat gerade erst angefangen.”
Langsam kam Sandra sich vor wie eine professionelle Einbrecherin. Sie hatte keine Probleme damit gehabt, in Darwin LeMasters nobles Haus einzusteigen. Durch eine unverschlossene Tür war sie in die Garage gelangt und von dort in die Waschküche. Aber sie hatte Angst, dass er vielleicht irgendwelche elektronischen Fallen aufgestellt haben könnte.
Sie wusste, dass die Luft rein war, aber sie wusste nicht, wie lange noch. Darwin hatte sich im Büro verkrochen und versuchte, das Telefonsystem zu reparieren. Viel Glück, dachte sie lächelnd. Seine Freundin war bei ihm, offensichtlich als moralische Unterstützung. Die würde er brauchen können.
Mit einer Taschenlampe bewaffnet schlich Sandra durchs Haus, damit sie kein Licht einschalten musste. Sie suchte nach einem Arbeitszimmer, doch stattdessen fand sie eine ausgeklügelte Technikzentrale, die dem Kommando- und Kontrollzentrum in der Agentur ähnelte. Allerdings sah es hier sauberer aus. Anscheinend ließ Darwin zu, dass der Raum gelegentlich geputzt wurde.
Sie verstand nicht, warum Lane ihren alten Freund nicht strenger kontrollierte. Sicher, er hatte den IQ eines Genies, aber das bedeutete nicht, dass er besonders
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