Die Assistentin
ineinander verliebt gewesen, hatten es aber trotzdem ein paarmal miteinander versucht – und wieder sein lassen. Das Interesse für den Anderen war jedoch nie ganz erloschen.
Er machte ein schlurfendes Geräusch mit den Füßen. Sie blickte auf, und ihre Augen wurden schmal. “Was zum Teufel tust du hier, Bayless? Ich habe meine Waffe in diesem Jahr noch nicht abgefeuert. Willst du, dass ich diesen Rekord breche?”
Das war ihre Art, Hallo zu sagen. Rick nickte, ohne zu lächeln. Das war
seine
Art.
Er hielt ihrem misstrauischen, abweisenden Blick stand und kam zu ihrem Schreibtisch. In beiläufigem Ton sagte er: “Ich habe gehört, du arbeitest an dem Talbert-Fall.”
Mimi legte ihr Sandwich aus der Hand und gab es auf, ihn für sein unhöfliches Eindringen zur Rede zu stellen. “Ich weiß, dass du mit Ned befreundet warst. Es tut mir leid, wirklich, aber ich kann dir auch nicht mehr sagen, als in den Zeitungen steht, und das weißt du auch.”
“Also stimmt es”, murmelte Rick mehr zu sich selbst als zu Mimi. Wie von Cooper schon angedeutet, hatte das Dezernat für Kapitalverbrechen den Fall übernommen. Diese Abteilung des Los Angeles Police Departments war zuständig, sobald eine hochgestellte Persönlichkeit in einen Mordfall verwickelt war oder besondere Umstände vorlagen. Sie übernahmen den Fall, egal wo in der Stadt das Verbrechen geschehen war. Neds Haus lag im Zuständigkeitsbereich des West L.A. Police Departments. Die Kollegen waren die Ersten vor Ort gewesen, und wenn Rick Glück hatte, hatte Mimi einen Blick auf den nahezu jungfräulichen Tatort geworfen.
“Und wenn es so wäre, wäre es nur ein Grund mehr, warum ich dir nichts sagen darf. Es tut mir leid.”
“Wer sagt denn, dass ich Hilfe brauche? Vielleicht habe ich ja etwas für
dich.”
“Ach ja? Und was zum Beispiel?”
“Dass Ned Kontakt mit einem Concierge-Service hatte, kurz bevor er starb. Mehrere prominente Kunden dieses Ladens sind in der letzten Zeit wegen diverser Vergehen angeklagt worden. Innerhalb eines Monat.”
Sie warf einen Blick auf die Zeitung vor sich, deren Lektüre sie seiner Anwesenheit offensichtlich gern vorgezogen hätte. “Was für Vergehen?”
“Internationaler Drogenschmuggel und Kinderpornografie. Mimi, es kann kein Zufall sein, dass es sich immer um Kunden von diesem einen Concierge-Service handelt. Es muss einen Zusammenhang zwischen den Fällen geben.”
“Was für einen Zusammenhang? Haben wir es mit einem Serienmörder zu tun? Sind sie alle tot?”
“Nicht tot. Aber erwischt. Und bloßgestellt. Sie sind alle in Skandale verwickelt, die ihre Karrieren beenden könnten, und die meisten werden in den Knast wandern, wenn sie verurteilt werden. Vielleicht sollte Ned gar nicht sterben. Möglicherweise wollte jemand nur seine Karriere beenden, und dann ging etwas schief. Jemand sollte sich darum kümmern. Du zum Beispiel.”
Jetzt hätte Rick ihr die Visitenkarte mit der handschriftlichen Notiz überreichen müssen. Doch er wollte sie nicht anlügen müssen, wo er die Karte herhatte. Ebenso wenig war er bereit, ihr jetzt schon von dem verschwundenen Päckchen zu erzählen.
“Woher hast du diese Informationen? Kennst du die Leute alle persönlich?”
“Ob ich Ned persönlich kannte? Wir waren befreundet, seit wir fünf waren. Er stand nicht auf Ketten und Peitschen. Er war kein Killer, und er war nicht selbstmordgefährdet. Er hatte alles, wovon andere nur träumen, ganz das Klischee des erfolgreichen Baseballspielers.”
“Hat Ned dir von diesem Concierge-Service erzählt? Hatte er irgendeinen Verdacht?”
Ich muss lügen. Sie wird sonst nie zum Wesentlichen kommen.
Er zog Lane Chandlers Karte aus der Tasche. “Ned hatte das hier als Lesezeichen in einem Buch benutzt, das er mir geliehen hatte. Sieh dir mal an, was auf der Rückseite steht.”
Sie runzelte die Stirn, als sie die kurze Frage las. Mit geschürzten Lippen drehte sie die Karte wieder um und musterte sie prüfend. “Besonders viel ist das nicht, Sherlock.”
“Stimmt. Aber Ned hat mich in meiner Hütte besucht, an jenem Tag, an dem er und seine Freundin später tot aufgefunden wurden. Er sagte, dass er in Schwierigkeiten steckt und dass jemand versucht, ihn zu erpressen. Ich hatte andere Dinge im Kopf und schickte ihn fort. Am nächsten Tag … du weißt, was dann geschah.”
Mimi schloss ein Auge und sah ihn blinzelnd an. “Es geht also um deine Schuldgefühle?”
“Es geht darum, Nachforschungen anzustellen. Das
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