Die Assistentin
wenden sollte. Außerdem spielten seine Augen ihm erneut einen Streich. Er bemerkte ein Rudel Hunde, das die Fährte einer läufigen Hündin zu verfolgen schien, und ein paar Skateboardfahrer auf der anderen Straßenseite. Keine Spur von einem fliehenden Mann mit dunklem Kapuzenpullover. War das Giganten-Killer Jack gewesen?
Einem unbestimmten Gefühl folgend, wandte er sich nach Osten und hörte das Dröhnen eines Motors. Als er sich umdrehte, sah er ein glänzendes schwarzes Auto auf sich zukommen, das plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Es rumpelte über den Bordstein und streifte ihn mit der Stoßstange. Rick wurde zu Boden geschleudert und drehte sich mindestens drei Mal um die eigene Achse. Er krümmte sich zusammen und versuchte, so gut es ging, seinen Kopf zu schützen. Verdammt noch mal, dieser Tag hatte es wirklich in sich!
Er zwang sich aufzustehen, doch der Wagen war längst verschwunden. Das Kennzeichen hatte er nicht erkannt, dazu war er nicht schnell genug gewesen. Aber es war eines dieser neuen luxuriösen Hybridautos gewesen. Giganten-Killer Jack war also ein umweltbewusster Mensch? Außerdem war er offensichtlich wohlhabend.
Typisch Südkalifornien!
Stöhnend beugte Rick sich vor und klopfte sich den Staub von der Kleidung. Er würde ein paar blaue Flecken davontragen, aber sonst ging es ihm gut. Relativ zumindest.
Lane warf einen Blick auf ihre Uhr. Es war neun Uhr abends, und sie hatte einen anstrengenden Tag hinter sich. Ihre Hochstimmung, die sie beim Spaziergang über die Avenue of the Stars empfunden hatte, verschwand in dem Moment, in dem sie zurück ins Büro kam. Zwei Polizisten warteten bereits auf sie. Sie wollten mit ihr über Simon Shan reden, und sie interessierten sich besonders dafür, wo er sich zu bestimmten Zeiten aufgehalten hatte. Lane hatte darauf beharrt, dass die Informationen, die die Klienten von The Private Concierge betrafen, streng vertraulich waren. Schließlich waren die Beamten wieder abgezogen, doch sie hatte das dumpfe Gefühl, dass sie schon bald mit einem Gerichtsbeschluss zurückkommen würden. Um die Sache noch schlimmer zu machen, hatte die Auseinandersetzung vor den Augen und Ohren von potenziellen neuen Kunden stattgefunden. Ein Ehepaar war gerade aus einem Beratungsgespräch gekommen, als die Polizisten versuchten, ihr Informationen über Shan zu entlocken.
Sie glaubte nicht, dass sie das Paar noch einmal wiedersehen würde.
Am liebsten hätte sie sich wie ein kleines Kind zusammengerollt und geschlafen, aber erst musste sie noch eine Sache erledigen. Es war fast zu einem religiösen Ritual geworden, vielleicht, weil es ihr das Gefühl von Kontrolle gab. Auch wenn es nur der Anschein von Kontrolle war. Jeden Abend, bevor sie die Büroräume abschloss, protokollierte sie die wichtigsten Ereignisse des Tages und aktualisierte ihre To-do-Liste.
Auch heute Abend würde sie dieses Ritual nicht ausfallen lassen, doch zunächst einmal musste sie zur Ruhe kommen. Sie fand die Universal-Fernbedienung, die unter einem Papierstapel auf ihrem Schreibtisch versteckt war. Damit konnte sie den größten Teil der elektronischen Ausstattung in ihrem Büro steuern, und jetzt stellte sie damit ihre Stereoanlage an. Die Bluesstücke, die von Herzschmerz und Verlust handelten, beruhigten sie immer, besonders, wenn sie gestresst und überarbeitet war. Aber in diesem Moment versagte die Magie.
Sie griff nach ihrem Handy und ließ sich erschöpft auf die weiche Chaiselongue fallen. Aber gleichgültig, was sie unternahm, um die flüsternden Stimmen in ihrem Kopf zu vertreiben: Sie wurde das furchtbare Gefühl nicht los, dass jemand versuchte, ihre Agentur zu ruinieren. Wenn dem so war – was würde dann als Nächstes passieren?
Gab es vielleicht Menschen, die ihr schaden wollten? Feinde aus ihrer Vergangenheit? Aber inzwischen war Lane keine Bedrohung mehr für sie. Wenn sie jemanden beim Namen hätte nennen wollen, dann hätte sie es schon vor Jahren tun können. Sicherlich wussten die Betroffenen das auch. Schließlich hatte sie jetzt selbst einiges zu verlieren. Außerdem – wenn wirklich jemand aus der Vergangenheit sie schädigen wollte, warum dann auf diesem Weg?
Priscilla Brandts Lage hatte sich im Laufe des Nachmittags noch weiter verschlechtert. Vielleicht war es nicht einmal überraschend, dass eine Frau, die ihr Geld damit verdiente, Ratschläge zu erteilen, selbst keine Ratschläge annahm. Lane hatte sie dazu gedrängt, sich einen Anwalt zu nehmen,
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