Die Assistentin
konnte sie nach einem Blick auf die Tastaturen feststellen, welchen Computer er benutzte. Auf der Tastatur zu ihrer Linken lag eine so dicke Staubschicht, dass sie sich fragte, ob das Reinigungspersonal zu diesem Raum überhaupt Zutritt hatte.
Darwin war eindeutig ein Exzentriker, aber das konnte auch von Vorteil für sie sein.
Sie schaltete den Computer rechts von ihr ein und flüsterte ein leises Dankeschön. Die Festplatte war passwortgeschützt, aber Darwin hatte die biometrische Sicherungsoption nicht aktiviert. Solange sie nicht seinen Fingerabdruck brauchte, sondern nur ein Passwort, hatte Sandra zumindest eine Chance.
Sie war Lane gegenüber nicht ganz ehrlich gewesen, was ihre berufliche Laufbahn anging. Sie hatte tatsächlich in einem Casino gearbeitet und ein Restaurant geleitet, aber nebenbei hatte sie auch Informatik studiert. Inzwischen war sie eine verdammt gute Programmiererin.
Jetzt wurde das Passwort abgefragt. Sie überprüfte die Kritzeleien auf seinem Tischkalender, öffnete die Schubladen und durchsuchte sie im Licht der Taschenlampe. Sie sah sogar unter dem Schreibtisch und dem Stuhl nach. Oft klebten Menschen die Passwörter, die sie nicht offen herumliegen lassen konnten, dorthin. Erstaunlich, wie oft Passwörter überhaupt aufgeschrieben wurden. Doch offensichtlich hatte Darwin das nicht getan. Sie sah nichts irgendwo kleben, bis auf diesen ekligen Kaugummi.
Sie versuchte, einen großen Bogen um den Gummi zu machen, als sie noch einmal die Unterseite des Stuhls abtastete. Irgendetwas kratzte sie am Arm. Neugierig richtete sie den Strahl der Taschenlampe auf den Kaugummi und stellte fest, dass damit ein kleiner Zettel an die Metallstütze geklebt war. Sie musste sehr vorsichtig sein, um das Papier vom Metall und dem Gummi zu lösen, doch als sie ihn schließlich glatt strich, konnte sie bis auf das letzte Zeichen alles lesen. Es sah aus wie ein Passwort.
So viel zum Thema Sicherheit, dachte sie und schüttelte ungläubig den Kopf. Sie hatte ja schon immer gewusst, dass die Leute einfach unfähig waren. Darwin LeMaster war zudem auch noch sorglos.
Sandra wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Computer zu und tippte ein, was sie für das Passwort hielt. Schon verschwand das Dialogfenster, und der Startvorgang wurde fortgesetzt. Nach wenigen Sekunden hatte sie Zugriff auf alle Dateien und Programme.
“Ausgezeichnet”, flüsterte sie. “Jetzt sind wir im Geschäft.” Jetzt musste sie nur noch das als Sicherheitsprogramm getarnte Virus installieren, das anschließend automatisch alle Darwin-Phones infizieren würde.
20. KAPITEL
“W er ist da?”
In der Stille hörte Rick den Atem eines anderen Menschen. Er spürte, wie das Bett erbebte, als ob etwas Schweres darauf fiele. In seinem schlaftrunkenen, von den Medikamenten halbbetäubten Zustand glaubte er, es wäre schon wieder
sie.
Das Bett ruckelte, und er rutschte an die Messingstreben des Kopfteils. Rick schlug die Augen auf und sah nichts als Schwärze. Es war Nacht, und er befand sich in seinem Schlafzimmer. Im Raum war es dunkel. Er musste sich anstrengen, um die einfachsten Dinge zu erfassen. Als er versuchte, sich aufzusetzen, schloss sich etwas um seine Fußknöchel und zwang sie nach unten.
Er griff nach dem Kopfende des Bettes, wurde jedoch daran gehindert. Ein Paar kräftige Fäuste zerrten ihn aus dem Bett. Er landete hart auf dem Fußboden, direkt auf dem Steißbein. Der Schmerz ließ ihn würgen. Ein Fußtritt gegen den Brustkorb schleuderte ihn gegen das Bett. Er schmeckte Galle, gemischt mit Blut. Dieser Hurensohn war nicht zimperlich. Er wollte ihn entweder zum Krüppel schlagen – oder umbringen.
Rick rollte sich zur Seite. Mit aller Macht warf er sich dem Angreifer entgegen. Ein weiterer Schlag traf ihn an der Schulter, doch er bekam die Beine des Kerls zu fassen und riss ihn zu Boden. Die Dielen erbebten unter dem Aufprall. Rick konnte immer noch nichts sehen, doch er wusste, dass er es mit einem großen Kerl zu tun hatte. Mit einem Riesen.
Rick kam auf die Knie und schlug dem anderen mit der Faust in den Bauch. Er versuchte, ihn an der empfindlichsten Stelle zu erwischen, zwischen den Beinen. Er musste den Kerl so schnell wie möglich außer Gefecht setzen. Vor ihm tauchte ein Schatten auf. Der Angreifer rollte sich zur Seite und stand auf. Rick hievte sich ebenfalls vom Boden hoch. Dann zielte er mit der Rechten auf den Kiefer des Mannes. Er hörte das Geräusch knirschender Knochen und duckte sich, als er
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