Die Assistentin
wegzulaufen.
Sandra begann ihre Schnüffelei im Zimmer am Ende des langen Flurs. Es war ganz offensichtlich Lanes Schlafzimmer. Für Sandras Geschmack war die Einrichtung ein bisschen zu asketisch, doch der silberne venezianische Spiegel neben dem begehbaren Kleiderschrank gefiel ihr. Der Rest des Raumes wirkte wie eine Seite aus einem exzentrischen Einrichtungskatalog.
Das Teleskop, das auf einer Kommode aus Kirschbaum stand, war auf die Berge von Santa Monica am Horizont gerichtet. Wenn Sandra so eine schicke Wohnung ihr Eigen nennen würde, hätte sie das Teleskop in die andere Richtung geschwenkt, auf Century City, wo Lane auch ihr Geschäft hatte. An guten Tagen konnte man sicherlich einen Filmstar sehen, der aus der Creative Artists Agency kam, der wohl einflussreichsten Künstleragentur in Beverly Hills. Oder einen Blick auf Leanne Sanders erhaschen, die faszinierende Moderatorin des landesweiten Frühstücksfernsehens, die mit einem ihrer Begleiter in der Hyatt Regency Bar saß. Es war einfach ungerecht, dass Lane mit solchen Berühmtheiten wie Judge Love vom Fernsehen und Simon Shan zusammenarbeitete. Eigentlich gebührte diese Ehre Sandra. Sie konnte schließlich viel besser mit Menschen umgehen.
Das elegante Bett entsprach schon eher Sandras Vorstellungen davon, wie man sein Geld richtig ausgab. Sie ließ sich auf das Bett plumpsen und war nicht überrascht, wie hart die Matratze war. Lane war schon immer ziemlich pingelig gewesen. Wenn sie sich wegen der Dinge, die in der Hunting Lodge geschahen, nicht so angestellt hätte, wäre das Ganze nicht in diese totale Katastrophe gemündet. Aber Lane war nun einmal Lane. Sie hatte sich noch nie von irgendjemandem etwas vorschreiben lassen. Selbst ihren Namen hatte sie sich selbst ausgesucht.
Sandra hatte nie verstanden, wie ihr Vater seine Jüngste der kontaktfreudigeren und hübscheren ältesten Tochter vorziehen konnte. Sie spürte immer noch einen leichten Groll, wenn sie daran dachte. Dabei hatte sie den Mangel an männlicher Bewunderung mehr als ausgeglichen, nachdem sie ihr Elternhaus verlassen hatte. Es gab Vieles, was Männer an Sandra schätzten, bis zum heutigen Tag.
Sie warf einen Blick auf ihr Handy, um die Uhrzeit zu überprüfen und nachzusehen, ob irgendwelche Nachrichten gekommen waren. Sie sollte besser nicht trödeln, obwohl sie in einer so schönen Wohnung wie dieser gerne länger herumstöbern würde. Warum sollte Lane den ganzen Spaß allein haben?
Ehe sie das Schlafzimmer verließ, durchsuchte sie es gründlich. Sie sah in die Schränke und Kommoden und hob sogar die Sofakissen und die kleinen Teppiche an. Sie überprüfte die Bilder an den Wänden, die ziemlich teuer aussahen, ebenso wie die diversen Kunstgegenstände. Sie nahm sogar einen gravierten Stift und einen Brieföffner von Lanes Schreibtisch mit. Als Andenken.
Zum Schluss machte sie mit ihrem Handy Fotos von allem, was sie zuvor inspiziert hatte. Anschließend durchsuchte sie die anderen Räume ebenso gründlich.
Sandra sah wiederholt auf die auf Uhr, während sie die Wohnung ihrer Schwester auskundschaftete. So konzentriert sie auch bei der Sache war, dachte sie doch auch immer an Lane. Der Flug nach Dallas dauerte nur drei Stunden. Möglicherweise war sie inzwischen angekommen, aber sie hatte immer noch nicht angerufen. Sandra machte sich keine Illusionen über ihre Beziehung zu ihrer Schwester. Sie standen sich nicht besonders nahe, aber Lane würde niemals mehrere dringende Nachrichten ignorieren. Sie würde einen Weg finden, sich bei ihr zu melden.
Sandra begann, sich große Sorgen zu machen. War etwas schiefgegangen? Dabei hatte man ihr versprochen, nein,
garantiert,
dass das nicht der Fall sein würde. Lane durfte nichts passiert sein! Ihre Schwester war tabu, und wenn alles um sie herum zusammenbrach. So lautete die Abmachung.
24. KAPITEL
S imon Shan bemerkte die Stille, die sich über den Empfangsbereich von The Private Concierge legte, als er die Büroetage betrat. Außer dem leisen Plätschern des Zimmerbrunnens war nichts mehr zu hören. Bei dem Brunnen handelte es sich zugleich um einen Raumteiler aus schwarzem Achat. Die junge Dame an der Tür, die den Besuchern zur Begrüßung wohlriechenden Orchideen überreichte, zögerte. Ihre Hand schien in der Luft zu schweben.
“Wunderschön, aber nein danke”, sagte Simon. Seine Höflichkeit schien sie zu beruhigen. Lanes Assistentin, eine reizende ältere Dame, die hinter einem Tresen aus Milchglas saß, ließ
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