Die Atlanten von Wheed: Die magischen Karten (German Edition)
den sie in der Sonne lagen und sich wärmten. Die beiden Mädchen hatten sich einen besonders schönen Platz auf einer Art Aussichtsplattform gesichert und teilten sich eine Gelbbaumfrucht. Die Männer suchten sich ebenfalls einigermaßen flache Stellen um sich mit ihren Beuteln unter dem Kopf auf den warmen Untergrund zu legen.
„ Wie geht es Soy jetzt?“, fragte Aura, die ihn seit ihrer Abfahrt aus Mhorra nicht mehr gesehen hatte. Der Verletzte wurde auf Lankors Schwimmbaum verlegt, dafür hatten sie Tieben bekommen.
„ Er macht riesige Fortschritte. Es dauert nicht mehr lange und er ist wieder der Alte.“, informierte Riu ihre Freundin. Aura lächelte.
„ Ich sehe hier nirgendwo Quellen.“, stellte Ersip lauthals fest.
„ Das liegt vielleicht daran, dass wir noch nicht am Ziel sind.“, äußerte sich Seireo in gleicher Lautstärke.
„ Wenn du dich umsiehst, dann wirst du feststellen, dass es hier aber nicht mehr weiter geht.“, konterte der Händler wieder. „Weiter als bis hier her führt der Weg nicht in den Felsen hinein.“
Aura sah zu Marc. Er war ungewöhnlich still gewesen die letzten Tage. Die Blicke der Geschwister trafen sich. Sie meinte für einen kurzen Augenblick etwas wie Traurigkeit und tiefes Bedauern zu entdecken, doch dann lächelte er ihr zu. Während der Händler dem Dieb weiter zu erklären versuchte warum es hier nicht mehr weiterging, Seireo auf jede Äußerung von ihm eine Gegendarstellung zu finden schien, Sam müde versuchte den aufkeimenden Zwist in Grenzen zu halten und sich der Rest der Leute einfach nicht darum kümmerte, besah sich Aura die Felsen, die sie umgaben. Es gab hier wirklich keine Quellen. So nass es außerhalb gewesen war, so trocken schien das Gestein hier im Inneren zu sein. Sie waren ein gutes Stück bergauf durch die Klamm gestiegen. Das viele Wasser, das den Bach durch den schmalen Durchgang und auch das komplette Moor speiste, kam nur aus den unteren Schichten des Felsens. Sie versuchte sich das Bild der Blaumondnacht noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Weder die Klamm noch der Köcher in dem sie jetzt saßen war zu sehen gewesen. Waren sie vielleicht schon zu weit gegangen?
„ Woran denkst du?“, fragte Riu sie plötzlich. Bovan, der sich unauffällig ein Stück hinter den Beiden platziert hatte, lauschte dem Gespräch.
„ Ich frage mich gerade, ob wir nicht vielleicht zu weit gegangen sind.“, antwortete sie. „Wenn ich an die Bilder zurückdenke, dann kann ich mich nicht daran erinnern, dass der Weg durch die Klamm geführt hätte. Auch an diesen Ort hier kann ich mich nicht entsinnen.“
„ Du hast Recht.“, sagte Riu nach einer Weile. „Aber ich kann mich auch nicht erinnern, dass dort so viel Nebel war. Es war einfach eine vor Nässe triefende Felswand aus der Quellen sprudelten.“ Pflichtete sie bei.
„ Aber der Weg ist übers Moor gegangen. Es ist seltsam.“, erwiderte Aura.
„ Kann es vielleicht sein, dass wir noch nicht weit genug gegangen sind?“, fragte Riu plötzlich. „Ich meine, wenn wir wieder durch die Klamm gehen und an der anderen Seite weiter? Vielleicht kommen wir dann noch zu dem Platz, an dem kein Nebel ist und der Fels trotzdem nass ist.“
„ Es heißt auch die geheimen Quellen, so wie die geheimen Höhlen und ich glaube ich habe dir schon einmal gesagt, dass sie wohl kaum geheim wären wenn sie jeder dahergelaufene Händler entdecken könnte.“, wetterte Seireo. Der Dieb und der Händler hatten sich aufgerichtet und standen sich jetzt gegenüber. Das Gespräch der beiden hatte sich in der Zwischenzeit so hochgeschaukelt, dass auch die Schlichtungsversuche von Sam nicht mehr griffen. Beinahe verzweifelt warf er einen Blick in Lankors Richtung. Er verstand den Sternendeuter auch ohne Worte, stand auf, ging zu den beiden Streithähnen und ließ ihre Köpfe unsanft aneinander schlagen. Protestierend und aufgebracht, über die rüde Behandlung, sahen sie ihn an.
„ Das bringt uns nicht weiter, oder?“, sagte er kurz angebunden. Nachdem nicht sofort eine Antwort kam, drehte er sich wieder um und begab sich auf seinen Sonnenplatz in den Felsen.
Das kurze Schauspiel hatte vor allem die Jüngeren unter ihnen erheitert, während Sam und Riggold innerlich schmunzelnd den Kopf schüttelten.
„ Wo ist eigentlich schon wieder dieser seltsame Waldläufer, dieser Fährtenleser?“, fragte Riu.
„ Meinst du Bovan?“, fragte Aura erstaunt.
„ Ja, genau der. Er ist unheimlich, oder? Er verschwindet und
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