Die Atlanten von Wheed: Die magischen Karten (German Edition)
immer näher?“, wieder eine Pause. „Na? Weißt du was ich meine?“, grinsend blickte er sie an.
Auf Auras Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. „Du meinst ich darf mir ein Geschenk aussuchen?“ Sie liebte Geschenke. Dabei war es beinahe egal was sie bekam. Es lag in ihrem Wesen sich über eine Kleinigkeit genauso zu freuen, wie über ein richtig großes Geschenk.
„ Ein Geschenk für mich? Ein Geburtstagsgeschenk?“ Ihre Augen bekamen einen besonderen Glanz.
„ Ja natürlich ein Geburtstagsgeschenk. Wenn man schon in einer Blaumondnacht seinen sechzehnten Zyklus vollendet, sollte zumindest ein Geschenk vom Markt möglich sein und nicht irgendein Tand von einem fahrenden Händler.“
Aura zog ihn in die Gasse in der es so sehr nach Kräutern geduftet hatte. Sie wusste was sie haben wollte. Etwas, das ihr kein fahrender Händler bringen konnte, etwas Nützliches, etwas Gutes.
„ Eigentlich dachte ich an etwas anderes. Etwas das mehr… na wie soll ich sagen?“, eröffnete Marc ihr seine Zweifel.
„ Etwas das mehr was?“ Aura sah den Bruder fragend an während sie vor dem Haus des Heilers angekommen waren.
„ Etwas das mehr nach Mädchen aussieht. Eine Brosche oder ein Tuch, vielleicht ein Duftwasser?“, rätselte er in seiner Not.
„ Aber du hast doch gesagt ich darf es mir aussuchen?“ Besorgt, Marc könnte seine Meinung noch einmal revidieren sah sie ihn fragend an.
„ Natürlich darfst du das. Es ist nur nicht - was ich eigentlich von einer Frau erwartet hätte.“ und in dem Moment als er es aussprach, wurde ihm erst bewusst dass seine kleine Schwester ab Übermorgen kein kleines Mädchen mehr sein würde. Sondern eine Frau. Eine Frau, die er eigentlich noch nicht in ihr sehen konnte.
Die Vollendung des sechzehnten Zyklus war bei einem Mädchen etwas Besonderes. Sie zählte nicht länger zum Kreis der Jugendlichen sondern wurde zur Frau. Nicht so wie bei den Jungs, die zwar mit sechzehn ihren Beruf wählten aber erst mit zwanzig die rituelle Aufnahme in den Kreis der Männerwelt feiern durften. Normalerweise bekamen die „neu geborenen Frauen“ Geschenke wie Schmuck oder Tücher, Duftwasser und wohlriechende Salben, Haarspangen die ihrem neuen Stand in der Gesellschaft gerecht wurden oder andere wertvolle Dinge. Schönes Geschirr und aufwendig gefertigte Decken.
„ Gut. Dann möchte ich bitte gerne ein Fläschchen mit Soldiak.“, informierte sie ihn, triumphierend darüber sich ihr Geschenk doch selbst aussuchen zu dürfen, über ihren ungewöhnlichen Wunsch.
Der Heiler sah nicht sehr viel anders aus als der in Ingwas. Weite, weiße fließende Gewänder die den angenehmen, würzigen Geruch der Umgebung angenommen hatte, ein Bartloses Gesicht und eine große, schlanke Silhouette. Nur zu hause hatte Meister Landra keinen Laden. Er verkaufte zwar seine Mittelchen auf Anfrage aber diese Vielfalt an Fläschchen und Beutelchen, Gläschen, Gefäßen und Gerüchen, welche aus verschiedensten kleinen und großen Schüben kamen, die sie hier vorfanden, besaß er nicht.
„ Wie kann ich euch behilflich sein?“, meldete sich eine warme, herzliche Stimme.
„ Meine Schwester hat sich in den Kopf gesetzt hier ihr Geburtstagsgeschenk zu finden.“, sagte Marc.
Der angenehm wirkende Mann zog erstaunt eine Augenbraue hoch.
„ Eine ungewöhnliche aber weise Entscheidung von der jungen Frau.“ Freundlich musterte er das Mädchen bevor er sich an sie wandte. „Kleine Dame? Womit kann ich dir dienen. Was möchtest du denn von mir haben?“
„ Ein Fläschchen Soldiak.“, beantwortete sie die Frage des Heilers zielsicher. Das weiße Gewand des Mannes zitterte an seinem Körper als er anfing verhalten zu lachen.
„ Soldiak, meine Liebe“, begann er zu sprechen, „gibt es nicht in Fläschchen. Soldiak ist ein Stein den man zu Mehl mahlen und ihn dann in Wasser auflösen muss.“ Aura amüsierte ihn. Dieses Mädchen das genau wusste was es wollte und doch nicht zu wissen schien was es da eigentlich verlangte.
„ Gut. Dann bitte einen Stein Soldiak.“, verbesserte sich Aura.
„ Es ist sehr teuer weil es so selten ist. Nicht jeder Heiler ist in Besitz eines Soldiaksteines. Ein ganzer Stein würde dich dreihundert Plätten kosten.“
Aura sah ihn entsetzt an. Mit diesem Preis hatte sie nicht gerechnet. Ihr Blick wanderte unsicher zu ihrem Bruder.
„ Sieh mich nicht so an. Soviel Geld kann ich nicht bezahlen.“
Der Heiler beobachtete die Mimik der beiden Gäste in seinem
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