Die Atlanten von Wheed: Die magischen Karten (German Edition)
verlieren. Sein Abstand zu der restlichen Gruppe wurde immer größer. Viele Male hatte er über das Verhalten von Gordul nachgedacht. Der beschwerliche, lange Weg auf den Sulberg gab ihm noch mehr Zeit um nachzudenken. Es gefiel ihm schon seit längerem nicht wie sich das selbsternannte Oberhaupt der Riege in den letzten Monaten entwickelt hatte. Diese unbeschreibliche Gier nach Macht die in den Augen des Riegenoberhauptes funkelte, dieser unbeschreibliche Zorn der in ihm kochte. Auch die Hast, die er jetzt an den Tag legte und mit der er seine Leute den Berg förmlich hochjagte. Der Alte hatte ernsthafte Zweifel sich auf der falschen Seite zu befinden. Gordul würde über Leichen gehen. Sollte einer von ihnen, durch die extreme Eile die steilen Stufen zu erklimmen, hinabfallen, war er sich sicher, dass der Sternendeuter nicht einmal daran dachte sich umzudrehen. So lange Gordul erreichte was er zu erreichen gedachte, würde er jedes Opfer in Kauf nehmen solange es nicht sein eigenes war. Was würde nur daraus werden wenn dieser Mann es schaffte die Magie an sich zu reißen?
Auf der Platte angekommen sanken sie alle auf die Grasfläche nieder. Selbst noch außer Atem schickte Gordul Anken, dem der Aufstieg nicht so viel auszumachen schien, zum See. In der Deckung des hohen Grases sollte er auskundschaften was sich hinter der Sichtbarriere tat. Das dicht bewachsene Ufer des Sees war wie eine Mauer, eine natürliche Grenze zwischen hier und dort. Riggold erreichte das Plateau erst als Anken bereits in dem Grasgürtel um das Wasser eingetaucht war.
Anken hockte verborgen im Wassergras und beobachtete die Leute, die sich vor seinen Augen um eine steinerne Tischplatte bewegten. So leise und unauffällig es nur ging hatte er sich durch den dichten Dschungel der Wassergräser bewegt bis er an einem Punkt war, von wo aus er alles gut im Blickfeld hatte. Tatsächlich war Sam mit von der Partie. Er saß mit einem Alten, den Anken als Selben Sint identifizieren konnte, am Tisch. Selben war ein angesehner Bürger in Mhorra. Als er noch ein kleiner Junge war hatte er in dem, jetzt alten und bärtigen, Mann immer ein Vorbild gesehen.
So schnell steht man auf verschiedenen Seiten mein bekannter Freund,
dachte er. Eine Hand legte sich auf die Schulter des Spions. Den Kopf zur Seite reißend erkannte er Gordul, der sich neben ihm ins dichte Gras hockte.
„ Du traust mir wohl nicht?“, flüsterte ihm Anken zu.
„ Nicht einmal so weit ich dich sehe. Dafür kannst du dich bei dem Verräter bedanken.“, begründete er leise, indem er mit dem Zeigefinger auf Sam deutete. Gordul spürte wie die Wut erneut in ihm hochstieg. Er hätte sich selbst ohrfeigen können wenn er daran dachte, dass dieser Verräter auf sein eigenes Zutun überhaupt erst der Riege beigetreten war. Lange hatte Gordul auf den Meister damals eingeredet und ihn beschworen bis er sich dazu herabgelassen hatte sich ihnen anzuschließen.
„ Ich habe genug gesehen. Wir gehen. Der Moment des Angriffs ist günstig. Sie rechnen nicht mit uns.“ Er zupfte an Ankens Ärmel und beide schlichen zur Riege zurück.
Die Riege rüstete sich mit leisen Worten über den weiteren Vorgang zum Kampf. In aller Stille bereiteten sie sich vor. Der Wind kam von einer ungünstigen Seite und es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass die Wächter durch ihre eigenen Stimmen vorgewarnt würden, sobald sie dieselben erhoben. Sie würden alle im Schutz des hohen Grases bis zum Seeufer vor dem feindlichem Lager schleichen um dann plötzlich mit einem Überraschungsangriff zu zuschlagen. Der Plan war es, die Gegenseite zu überwältigen um später mit dem Sokrum, dem Atla Wheed und dem Schlüssel das Ritual durchzuführen.
„ Du hast bisher nie davon gesprochen sie zu töten.“, sagte Gilderun.
„ Es ist mir egal ob ihr sie einfach nur niederschlagt oder den Berg hinunterwerft. Sie müssen ausgeschaltet werden.“, beendete Gordul seine Anweisungen, mit einem Blick der keinen Widerspruch duldete. Keiner der Anwesenden wagte es seine Entscheidung noch mal in Frage zu stellen. Nicht einmal Anken machte eine Bemerkung, dafür zog er einen Dolch aus seinem Beutel und steckte ihn provozierend in seinen Gürtel. Sein Blick war fest und entschlossen. Wenn jemand in diesem Moment bereit war zu töten, dann er.
Das Gefühl der Überlegenheit schob sich in großen Wellen durch Gorduls Körper. Heute würde er erreichen was er schon so lange anstrebte. Wenn die Sonnen versanken und der
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