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Die Attentaeterin

Die Attentaeterin

Titel: Die Attentaeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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den leisesten Funken einer Ahnung gehabt hätte ?«
    »Ich bin unendlich betrübt, Amin. Entschuldige, wenn ich … wenn ich … ach, ich verstehe überhaupt nichts mehr. Ich … Ich weiß nicht, was ich sagen soll .«
    »Dann sag einfach gar nichts. Dann redest du wenigstens keinen Unsinn .«

10.
    Y asser tut mir richtig leid. Hilflos, den Hals tief in seinen abgewetzten Kragen gezogen, als rechne er im nächsten Moment damit, dass ihm der Himmel auf den Kopf fällt, konzentriert er sich angestrengt auf die Straße, um sich meinem Blick nicht stellen zu müssen. Aber ich bin sowieso auf dem Holzweg. Yasser ist nicht der Typ, auf den man sich, wenn es hart auf hart kommt, verlassen könnte, ganz zu schweigen davon, ihn in die Vorbereitungen zu einem Blutbad mit einzubeziehen. Weit über sechzig, ist er mit seinen wässrigen Augen und seinem eingefallenen Mund nur noch ein Schatten seiner selbst, fähig, bei der kleinsten Aufregung das Zeitliche zu segnen. Wenn er sagt, dass er nichts über das Attentat weiß, dann stimmt das auch. Yasser geht nie ein Risiko ein. Ich erinnere mich nicht, dass ich ihn je lautstark hätte protestieren oder gar die Ärmel hochkrempeln sehen, um jemandem mal so richtig handfest die Meinung zu sagen. Im Gegenteil, er neigt eher dazu, sich in sein Schneckenhaus zurückzuziehen und abzuwarten, bis der Sturm sich gelegt hat, als auch nur den leisesten Widerspruch anzumelden. Seine panische Angst vor den Bullen und seine blinde Unterwürfigkeit gegenüber der Staatsgewalt haben ihn aufs blanke Überleben reduziert: schuften ohne Ende, um halbwegs über die Runden zu kommen, und jeder Bissen Brot der Beweis, dem Teufel wieder mal von der Schippe gesprungen zu sein. Und wie ich ihn so neben mir sehe, übers Lenkrad geduckt, mit seinem runzligen Hals, dem tief gebeugten Kopf, sich bereits schuldig bekennend, mir überhaupt über den Weg gelaufen zu sein, geht mir so richtig auf, wie absurd mein ganzes Unterfangen ist. Nur, wie bekomme ich diese Glut, die in meinem Bauch schwelt, gelöscht? Wie soll ich mich im Spiegel betrachten, ohne rot zu werden, wenn meine zerbrochene Selbstachtung und mein Zweifel, obwohl vor vollendete Tatsachen gestellt, derart meinen Schmerz verspotten? Seit Hauptmann Moshe mich wieder mir selbst überlassen hat, taucht ihr Lächeln vor mir auf, sobald ich nur die Augen schließe. Sihem war so liebevoll, las mir jeden Wunsch von den Augen ab, schien an meinen Lippen zu hängen, wenn ich ihr im Garten, meinen Arm um ihre Taille geschlungen, in leuchtenden Farben unsere Zukunft schilderte, all die Projekte, die ich für sie angehen wollte. Ich spüre noch ihre Finger, die begeistert meine drücken, so hingerissen, so überzeugt, dass mir schien, es würde ewig währen. Sie glaubte felsenfest an eine rosige Zukunft, war mit ganzem Herzen dabei und feuerte mich jedes Mal an, wenn ich zu verzagen drohte. Wir waren so glücklich, wir zwei, so voller Vertrauen zueinander. Welch böser Fluch war da am Werk, der die uneinnehmbare Festung, die ich zu ihrem Schutz erbaut hatte, einstürzen ließ, als wäre es eine Sandburg? Wie soll ich noch an irgendetwas glauben, nachdem all meine Gewissheiten auf einem Eid beruhten, der traditionell als heilig gilt und der sich als ebenso zuverlässig erweist wie das Wort eines Scharlatans? Weil ich auf all diese Fragen keine Antworten finde, bin ich nach Bethlehem gekommen, um meinerseits geradezu selbstmörderisch mit dem Feuer zu spielen, weil ich so untröstlich und nackt bin.
    Yasser erklärt mir, dass er seinen Lieferwagen in einer Garage abstellen muss, da die Gasse, die zu seinem Haus führt, für Fahrzeuge zu schmal ist. Er ist erleichtert, endlich etwas zu haben, worüber er reden kann, ohne Angst haben zu müssen, in ein Fettnäpfchen zu treten. Ich gestatte ihm, seine Karre abzustellen, wo er will. Er nickt und prescht los, wie befreit von einer schweren Last. Mitten durch eine Hauptverkehrsstraße, in der dichtes Gedränge herrscht. Wir durchqueren ein chaotisches Viertel, bevor wir auf einen großen staubigen Platz gelangen, wo ein Imbissverkäufer emsig damit zugange ist, Fliegen von seinen Fleischspießchen fernzuhalten. Die besagte Garage befindet sich an der Ecke einer schmalen Straße gegenüber einem mit Scherben und zerdellten Blechkisten übersäten Hof. Yasser hupt zweimal kurz und wartet einige endlose Minuten, bis er das Geräusch mehrerer Riegel hört, die umgelegt werden. Quietschend öffnet sich ein Tor in tristem

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