Die Attentäterin
verleihen seinem Lächeln etwas Wildes. »Hoi, Schnalle«, grunzt er.
Tikki grinst verächtlich. Sie hat nicht einmal den Mund geöffnet, und schon hat sich der Ork ihr gegenüber schlecht benommen. Orks sind so, geben sich, als könnten sie alles tun, was ihnen gefällt, nur weil sie groß und stark sind. Tikki findet das aufreizend. Es ist nicht nur eine Herausforderung an sie - an ihre Macht und ihre Stellung -, sondern eine Herausforderung der Natur, des Gleichgewichts der Macht zwischen den zahllosen Jägern, welche die menschliche Domäne bevölkern. Eine Herausforderung, der sie begegnen muß.
Sie hebt die Kang, richtet sie auf das Gesicht des Orks und streckt fordernd die andere Hand aus. »Die Schlüssel«, knurrt sie. »Beeilung.«
Der Ork runzelt die Stirn, starrt sie an und grunzt: »Du machst wohl Witze, Schnalle.«
Sie macht niemals Witze. »Letzte Gelegenheit.«
Der Ork grinst höhnisch und öffnet den Mund.
Tikki senkt den Arm ein wenig und drückt ab. Die Kang dröhnt auf. Eine Flammenzunge schießt durch die Nachtluft. Der Ork jault auf und fällt mit schmerzverzerrtem Gesicht auf ein Knie. Er hat ein Loch im rechten Stiefel, ein großes blutiges Loch, aber das läßt sich nicht ändern. Das ist ein notwendiger Teil der Lektion. Tikki wird ernstgenommen, von jedem. Wenn sie etwas sagt, erwartet sie, daß die Leute zuhören, Orks eingeschlossen.
»Die Schlüssel.«
Der Ork schreit und flucht und gibt ihr die Schlüssel. Außerdem sagt er ihr, was er mit ihr machen wird, wie sie es noch bedauern wird, auf ihn geschossen zu haben. Das gefällt Tikki überhaupt nicht. Sein Benehmen wird immer schlechter. Sie schwingt die Kang wie eine Keule gegen seinen Kopf, wobei der Aufprall ihren Arm bis zum Ellbogen erschüttert. Daher weiß sie auch, daß der Hieb die meisten Menschen glatt flachgelegt hätte. Der Ork ist etwas zu zäh dafür. Sein Kopf ruckt herum, und er sackt vornüber, fängt sich jedoch auf einem Arm. Tikki schwingt die Kang erneut.
Diesmal geht der Ork zu Boden.
Tikki richtet den Lauf der Kang auf seinen Kopf, ihr Finger krümmt sich um den Abzug, doch dann zögert sie, als sie sieht, wie er erschlafft. Ein Teil von ihr will den Job erledigen, den Ork auslöschen, ihm sauber den Kopf wegpusten, doch ein anderer, ruhigerer Teil von ihr sagt, daß dazu kein Grund besteht. Einen Moment lang ist sie unschlüssig. Das einzige, was sie mit Sicherheit weiß, ist die Tatsache, daß Adama lachen, sie sogar als Närrin bezeichnen würde, weil sie den Ork am Leben lassen will. Das könnte sie nicht ertragen.
Jäh richtet sie die Kang auf den Ork und läßt sie in schneller Folge viermal aufbrüllen. Was von dem Ork noch übrig ist, ist tot genug, um jeden zufriedenzustellen und genauso sollte es auch sein.
Es ist gut, sehr gut sogar.
Sie stößt den Ork mit einem Fußtritt in die Gosse und richtet das Motorrad auf. Tikki kennt sich mit Motorrädern aus und ist eine gute Fahrerin. Motorräder sind sehr praktische Werkzeuge.
Zu schade, daß ihre Mutter sie nicht ausstehen konnte.
Sie konnte den Lärm nicht ertragen.
Lärm ist Bestandteil der Maschine, und zwar ein integraler. Je größer der Lärm, desto toller das Motorrad. Sie läßt die Maschine an, dreht am Gas, so daß der Hinterreifen durchdreht. Einen Fuß auf den Boden gestemmt, reißt sie den Hobel herum, so daß er einen raschen Halbkreis beschreibt. Eine protzige, aber sehr wirksame Methode, eine schnelle Hundertachtziggradwendung zu machen. Tikki pflanzt sich auf den gepolsterten Kunstledersattel, und das Motorrad heult auf, läßt sie durch die Gasse und auf die Hauptstraße schießen.
Der Verkehr um die Innenstadt ist dicht und schleppend. Autos und Lastwagen verstopfen die Straßen. Roller und Fahrräder flitzen über die Radwege. Tikki flitzt mit Vollgas durch den Verkehr, läßt die Rapier aufheulen, nur um Augenblicke später so stark in die Bremsen steigen zu müssen, daß die Reifen quietschen.
Die Sirene eines Minuteman-Streifenwagens jault auf, und ein Cop winkt ihr durch die Scheibe des Wagens zu, aber ein Auto kann ihr bei diesem Verkehr unmöglich folgen.
Sie biegt um eine Kurve.
Minuten später befindet sie sich unter der Erde, und zwar im unterirdischen Parkhaus unter der KFK- Plaza. Die Platinwolkenkratzer darüber beherbergen die Büros des Philadelphia-Arms des führenden Yakuza-Clans der Stadt, den Honjowara-gumi.
Tikkis heutiger Job hat mit dieser Gruppe zu tun - das heißt, einem ganz bestimmten
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