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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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zur Verfügung, die ihr eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit bieten.
    Der Mond steht voll und weiß und strahlend am dunklen Nachthimmel. Tikki grinst bei seinem Anblick. Der Vollmond hat etwas an sich, bei dem sie sich wild und frei, vielleicht sogar ein wenig verrückt fühlt. Es ist ein Mond des Jägers, ein Mond, der zum Töten einlädt.
    Sie lenkt die Rapier in die Dunkelheit einer Gasse.
    Die Hintertür des Gingko Clubs besteht aus solidem Metall und führt auf einen kleinen Parkplatz, der von orangefarbenen Scheinwerfern angestrahlt wird. Tikki wartet, bis ein Parkwächter in Richtung Vordereingang verschwunden ist, um die nächste Limousine des nächsten Gastes auf den Parkplatz zu fahren, dann geht sie zu der Metalltür und hämmert mit der Faust dagegen.
    Keine einzige Überwachungskamera zu sehen.
    Das Interkom neben der Tür knackt. »Was willst du?« will eine Männerstimme wissen.
    »Rote Kugeln!« nennt Tikki den Namen der hiesigen Yakuza-Patrouille. »Aufmachen!«
    Augenblicke verstreichen. Irgend etwas in der Tür klickt. Ein Asiate, der nach Fisch stinkt und eine fleckige weiße Schürze trägt, öffnet die Tür und betrachtet Tikki, zuerst mit einem Stimrunzeln, als sei er verärgert, dann mit weit aufgerissenen Augen, und das aus gutem Grund. Der Lauf ihrer Kang Automatik ist direkt auf sein Gesicht gerichtet. Sie hat ihn wie geplant zu einem Fehler veranlaßt. Erst vor drei Nächten sah sie eine Patrouille der Roten Kugeln hier anhalten, um rasch etwas zu essen. Anklopfen, gebieterisch brüllen, und die Tür öffnet sich.
     
    Tikki krümmt einen Finger: Komm raus!
    Der Mann gehorcht. Sie dirigiert ihn nach links, als wolle sie ihn von der Tür weg haben, dann knallt sie ihm den Lauf der Kang auf den Hinterkopf. Der Mann sackt zusammen.
    Gute Beute.
    Sehr gute sogar.
     
    Ein kurzer Flur führt sie zu einer roten Tür. Sie geht hindurch und in den hinteren Teil des Clubs. Die Musik ist laut und asynchron und wird von einer Bambusflöte und dem klagenden Gesang einer Geisha dominiert. Nachgemachte Reispapier-Schirme teilen den Raum in quadratische Tanzflächen und breite Gänge, die von seidenverhangenen Alkoven gesäumt werden. Auf Laserdioramen entstehen Ideogramme, Schwerter, Blumen und andere Sinnbilder des feudalen Japan und vergehen wieder, blühen überall in dem ansonsten sehr dunklen Laden auf und verblassen dann wieder wie Phantome.
    Überall gibt es Trideoschirme, die für ein ständiges unterschwelliges Gemurmel sorgen und die vielen Vorzüge der Honjowara-gumi anpreisen. Die Yakuza ist sehr auf ihr Image bedacht. Viele Ableger unterhalten offizielle Büros, veröffentlichen Broschüren und Zeitungen, geben Pressekonferenzen, produzieren eigene Trideoshows und besitzen sogar Banken. Nicht wenige Kambu atsukai, rangniedrigere Execs, haben schon Ortsansässige auf einen Tee in ihre Büros eingeladen, um ihr Ansehen in der Öffentlichkeit zu fördern.
    Die Triadenbosse versuchen nur selten, einen derartig freundlichen Eindruck von sich zu vermitteln.
    Auf der Suche nach ihrer Beute geht Tikki durch eine Gruppe von Tänzern. Jene, die Notiz von ihr nehmen, werfen ihr seltsame Blicke zu. Sie ist nicht der Mode entsprechend gekleidet. Andererseits trägt sie aber auch ihr normales Straßenkostüm nicht. Sie ist für einen Hit gekleidet. Ihre Augen verbergen sich hinter einer verspiegelten Sonnenbrille. Ein Streifen schwarzer Seide bedeckt ihre untere Gesichtshälfte. Ein langer blauschwarzer Duster verhüllt den Rest mit Ausnahme ihrer schwarzen Stiefel.
    Sie arbeitet sich langsam nach vorne durch, entdeckt ihre Beute jedoch nirgendwo. Der Club ist wie ein Labyrinth, in dem sich ständig Leute bewegen und den Platz wechseln. Sie ist ganz sicher, daß sich ihre Beute noch hier irgendwo aufhalten muß. Bei jedem seiner früheren Besuche hier ist er mindestens vier Stunden lang geblieben. Sie geht zurück, sieht sich noch gründlicher um und sieht ihn plötzlich durch einen Wirbel von Tänzern direkt auf sich zu kommen. Der Mann ist ein schwergewichtiger Asiate namens Saigo Jozen, der nächste Yakuza-Unterführer, der als Ziel für einen Anschlag ausgewählt wurde. Mit ihm bahnt sich eine Gruppe von zwei Männern und drei Frauen einen Weg durch die Tänzer. Die Männer tragen die Anstecknadel der Honjowara-gumi. Als die Gruppe aus dem Gedränge der Tanzfläche heraustritt, bilden sich drei Pärchen.
    Tikki drückt sich ein Paar fleischfarbene Stöpsel in die Ohren, öffnet dann ihren langen

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