Die Aufrichtigen (German Edition)
Bischof von Rom, der ein paar Jahre zuvor die heiligen Schriften an die Römer ausgeliefert hatte, um sein jämmerliches Leben vor dem Feuertod zu retten. Er wurde deswegen exkommuniziert und konnte also keine Sakramente mehr spenden! Er, der Ungeweihte, wurde zum Stammvater der Päpste! Seine Nachfolger leiten ihr Weihesakrament von ihm ab. Denke an all die Millionen, die seither von Priestern mit makelhafter Weihe getauft worden sind. Ihnen allen ist das ewige Feuer bestimmt! Denn ein Exkommunizierter kann keine Sakramente spenden. Alle seine geistlichen Handlungen waren anmaßender Frevel. Hieraus ist eine Kette unwirksamer Sakramente entstanden, die bis heute fortgeschmiedet wird. Keiner von diesem katholischen Gesindel kann sich sicher sein, überhaupt wirksam getauft zu sein, keiner weiß, ob all die Sakramente, die er je empfangen hat, von einem Geweihten gespendet worden sind oder ob er für immer verloren ist, ohne es zu wissen. Der Papst als ihr Oberhaupt hat die Pflicht, diese Kette zu durchbrechen. Er muss seine eigene Taufe wiederholen und so alle Katholiken zur Wiedertaufe bewegen. Die Christenheit muss endlich zur Wahrheit zurückfinden und bekennen, dass der Katholizismus Häresie ist.
Dr. Albertz konnte nun nicht mehr an sich halten. »Ihr fordert die Wiedertaufe des Papstes?«, rief er lachend. »Das ist doch völlig absurd! Wie kann denn ein Theologenstreit aus dem 4. Jahrhundert die Autorität der katholischen Kirche in Frage stellen?«
»Ich bin von deiner Reaktion nicht überrascht, Maximilian. Du bist kein Mann der Kirche und kennst das Wesen der Sakramente nicht. Lass uns noch ein paar Schritte gehen. Ich will unseren Standpunkt gerne erläutern.«
Zögernd folgte Dr. Albertz dem Beispiel des Paters und erhob sich von der Bank. Als sie in den Kreuzgang zurückgekehrt und ein paar Schritte nebeneinander her gelaufen waren, ergriff Pater Donatus von Neuem das Wort.
»Die römische Kirche ist ein Meister der Geschichtsfälschung. Wie soll die Wahrheit bekannt werden, wenn nichts als Lüge überliefert wird? Mit dem Bündnis von Thron und Altar, das die römische Kirche Anfang des 4. Jahrhunderts mit Kaiser Konstantin eingegangen ist, hat diese Kirche nicht nur ihre Würde, sondern auch ihre Weihe verloren. Es ist an der Zeit, dies der Welt begreiflich zu machen. Kaiser Diokletian verfolgte eine unerbittliche Politik. Er ließ jeden hinrichten, der nicht bereit war, ihm als Gott zu huldigen. Die Christen zwang er darüber hinaus, die heilige Schrift als Sinnbild der geheimen Religion auszuliefern. Natürlich war es die Pflicht der Christen, sich zu weigern, denn sie kannten den einzig wahren Gott. Sie starben als Märtyrer. Doch es gab viele Verräter, die versuchten, Gott zu betrügen, indem sie gefälschte Schriften an den Kaiser aushändigten und unter geheimem Vorbehalt schworen und den heidnischen Göttern opferten, um dem Märtyrertod zu entrinnen. In der Kirche Christi war noch niemals Platz für Abtrünnige, sie ist die Kirche der Heiligen. Die römische Kirche allerdings war zu faulen Kompromissen bereit. Sie nahm die Verdammten wieder auf, ohne sie durch die Wiederholung der Taufe von der Schuld des Verrats rein zu waschen. Einer von diesen armseligen Heuchlern war Caecilian, der trotz heftigen Widerstands im Jahr 311 zum Bischof von Karthago gemacht wurde. »
»Und dieser Caecilian ist natürlich nicht noch einmal getauft worden?«, fragte Dr. Albertz, bemüht nicht amüsiert zu wirken.
»Nein«, antwortete Pater Donatus, »er wurde verjagt. Donatus der Große hat seinen Platz eingenommen.«
»Also ein Sieg der nordafrikanischen Christen über die Abtrünnigen! Verzeih‘ mir, mein lieber Donatus, aber mir fehlt das Verständnis für die Tragweite der Angelegenheit. Ist es wirklich so bedeutend für die Christenheit, dass ein Mann für einen kurzen Moment seinen Glauben verrät, um dem Foltertod zu entgehen? Wäre es nicht vielmehr menschlich und vielleicht sogar christlich, ihm eine zweite Chance zu geben und nicht wegen einer nachvollziehbaren Schwäche den Stab —«, an dieser Stelle lachte Dr. Albertz auf, »den Bischofsstab zu brechen?«
»Es geht hier nicht um das einzelne Schicksal, sondern um die Sakramente an sich, das Wichtigste zwischen Gott und den Menschen. Wir Donatisten sagen nur das Selbstverständliche: Allein ein würdiger, geweihter Mann kann Sakramente spenden, der Ausgespieene versündigt sich. Die römische Kirche nimmt es da nicht so genau. Sie schert sie
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