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Die Aufrichtigen (German Edition)

Die Aufrichtigen (German Edition)

Titel: Die Aufrichtigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Bergh
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muss man genau belegen, ehe es zu den Akten gelangt. Ich will mir nicht die Finger verbrennen. Wir werden uns den Pater bestimmt vorknöpfen. Aber alles zu seiner Zeit. Wenn der Junge sich beruhigt hat, rede ich noch einmal mit ihm. Außerdem müssen wir seine Aussage protokollieren.«
    Er ging zur Tür und drehte sich noch einmal um.
    »Es ist nicht bewiesen, dass dieser Maiorinus die Wahrheit sagt, vergessen Sie das nicht. Ruhen Sie sich aus, bis wir seine Aussage überprüft haben. Ich melde mich, wenn es weitergeht, versprochen.«
    Die Tür fiel hinter ihm zu.
    »Was sagst du dazu?«, fragte Leo nach einer Weile.
    Zuerst antwortete Sophie nicht.
    »Wir haben, verdammt nochmal, den Falschen!«, sagte sie dann.
     
Augustinus
Was Augustinus von Hippo befähigte, zu einem der bedeutendsten Kirchenlehrer zu werden, der das katholische Denken bis heute nachhaltig prägt, ist logisch nicht zu erklären.
Er war ein Lebemann von geringer Bildung, der seine langjährige Lebensgefährtin mit der er mehrere Kinder hatte, wegen einer günstigen Heirat mit einem zehnjährigen Mädchen sitzen ließ und sich kurz drauf eine Konkubine nahm. Mehr als zehn Jahre diente er als Hörer bei den Manichäern, von denen sein Denken, sein Gottes- und Weltbild aber auch sein Auserwähltheitsdünkel stammen müssen. Als es opportun erschien, wandte er sich vom Manichäismus ab und wurde Christ. Den mystischen Unsinn nahm er mit. Im Jahr 395 ergaunerte er sich die Bischofswürde in Hippo, indem er sich zum Coadjutor, zum Mitbischof, erheben ließ, obwohl nach dem Gesetz nur einer Bischof sein durfte. Und so sehr er früher keine Wollust ausgelassen hatte, so radikal und asketisch gab er sich als Theologe. Vielleicht ist er deshalb so berühmt geworden in der katholischen Kirche, weil er die Doppelmoral und Dummheit zur Wissenschaft erhob.
Als Katholik in Nordafrika stand Augustinus zahlenmäßig auf verlorenem Posten. Denn trotz aller Edikte der Kaiser, trotz aller Verfolgung entwickelten sich die Donatisten dort zur bestimmenden Glaubensgemeinschaft. Vor allem die Frage nach der Wirksamkeit der Sakramente entzweite Augustinus und den donatistischen Bischof Parmenian. Von Augustinus stammt die Lehre, dass alle Sakramente wirksam sind, weil sie direkt von Christus kommen, ungeachtet der Würde ihres Spenders. Wer zu Unrecht auf dem Bischofsstuhl sitzt, muss wahrscheinlich so argumentieren.
Je nach Lage im Reich verboten die Kaiser die Donatisten oder gewährten ihnen Religionsfreiheit. Als sich ein regionaler Aufstand erhob, den die Donatisten und insbesondere die Circumcellionen unterstützten, setzten die Verfolgungen wieder ein. Doch die Donatisten widerstanden. So kam es im Jahr 411 zur Collatio in Karthago, dem öffentlichen Streitgespräch, an dem 286 katholische und 284 donatistische Bischöfe unter Leitung des kaiserlichen Notarius Marcellinus teilnahmen, um den seit hundert Jahren schwelenden Konflikt zu schlichten, der mit der Bischofsernennung des Traditors Caecilian seinen Anfang genommen hatte. Der Notarius war ein langjähriger Freund Augustinus‘ und selbst Katholik.
Augustinus sei es gelungen, so bestätigte Marcellinus nach ein paar Tagen, alle Standpunkte der Donatisten zu widerlegen. Der Protest der Donatisten blieb erfolglos. Kaiser Honorius bestätigte das Ergebnis des Konzils 412 und ordnete die Zwangsunion der Donatisten mit der katholischen Kirche an. Wer sich weigerte, wurde ermordet oder verbannt, das Vermögen verfiel zugunsten der katholischen Kirche oder des Kaisers.
Der Einfall der Vandalen in Nordafrika im Jahr 429 ist der Grund, dass die Katholiken sich nicht lange über ihren Triumph freuen konnten. Auf dem Konzil des Vandalenkönigs Hunerich, etwa fünfzig Jahre später, wird Hippo nicht mehr als Bischofssitz genannt.
Mit den Eroberungen der islamischen Gotteskrieger im siebten Jahrhundert ist der Donatismus aus Nordafrika verschwunden – genauso wie der Katholizismus.
E.A.S.

Blauer Montag, 23 Uhr 10; nachts
    Er war ihm auf den Fersen. Das wusste der Professor, ohne sich umzusehen. Jetzt war es also entschieden! Nun gab es keinen Zweifel mehr, dass der Pater mit denen im Bunde war, die ihm nach dem Leben trachteten. Der Professor schloss seine Faust um den kleinen Schließfachschlüssel in seiner Manteltasche. Heute Nacht musste er entkommen, sich nach Hause retten. Denn so durfte es nicht enden, nicht so, nicht hier in der fremden Stadt. Wenn er doch nur rennen könnte! Er verfluchte die Gebrechen seines

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