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Die Aufrichtigen (German Edition)

Die Aufrichtigen (German Edition)

Titel: Die Aufrichtigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Bergh
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feindliche katholische Kirche ein neues Lügengespinst ersonnen habe, um ihren aufsteigenden Stern weiter zu beflügeln. Er wolle die Lüge aufdecken und die Machenschaften dieser Kirche entlarven. So könne man den neuen Papst zwingen, zum wahren Glauben zurückzukehren und der Kirche der Märtyrer zu ihrem eigentlichen Recht verhelfen. Ich fühlte mich stolz und wichtig und —«
    »Und was?«, fragte Leo.
    »Ach, ich gebe schon zu, dass ich ihm gefallen wollte und mich deshalb recht forsch und entschlossen gab. Ich hatte doch keine Ahnung, dass das alles bitterer Ernst war!«
    »Was sollten Sie denn tun?«, fragte der Kommissar zu Leos Erleichterung in sanfterem Ton.
    »Ich sollte diesen Professor verfolgen, ihm ein wenig Angst machen, damit er diese Dokumente herausgibt, mit denen die Intrige der Propaganda Fide entlarvt werden sollte. Aber ich habe ihn in der Nacht verloren. Am Dienstag sollte ich dann meine zweite Chance bekommen. Der Pater fuhr mit mir nach München, damit ich in das Haus einbrechen und die Dokumente stehlen sollte.«
    »Das Haus des Professors?«, fragte Leo.
    Maiorinus nickte.
    »Was ist dort passiert?«, fragte Sophie ungeduldig.
    »Es war schrecklich, verstehen Sie. Noch schrecklicher aber war, dass ich auf der Hinfahrt zum ersten Mal das Gefühl hatte, dass Pater Donatus die Dokumente um jeden Preis haben wollte.«
    »Wieso haben Sie nicht protestiert? Warum sind Sie nicht einfach ausgestiegen?«, fragte der Kommissar vorwurfsvoll.
    Schnell ging Leo dazwischen.
    »Nicht jetzt, dafür ist immer noch Zeit. Ich denke, wir sind ganz kurz vor einer Lösung.«
    Der Kommissar wollte etwas sagen, schwieg aber, weil Maiorinus weiterredete.
    »Sie haben keine Ahnung, wie viel Macht man über einen religiösen Menschen haben kann«, sagte er dumpf. »Ich habe versucht, meine Aufgaben zu erfüllen und darum gebetet, nicht in eine Situation zu geraden, in der ich mich entscheiden müsste. In München ließ er mich aussteigen, weil er noch etwas zu erledigen hatte. Er schärfte mir ein, wo wir uns in der Nacht treffen sollten. Ich war pünktlich am vereinbarten Ort. Er sah so merkwürdig aus, so kalt. Er hieß mich einsteigen und fuhr zum Haus des Professors. Dort parkte er den Wagen am Ende der Hofeinfahrt in einer Laube. Dann schickte er mich los, die Dokumente zu holen. Er war sich sicher, dass mich niemand stören würde.«
    Maiorinus stockte.
    »Was haben Sie?«, fragte Leo.
    »Ich werde diese toten Augen niemals vergessen«, rief der Junge, »es war, als greife der Tote nach mir, verstehen Sie, er hat mich gepackt, um mich in den Schlund der Hölle zu ziehen. Ich bin schier wahnsinnig geworden vor Angst in diesem dunklen Haus!«
    »Der Professor war also doch da?«, fragte der Kommissar »Da haben Sie die Nerven verloren und ihn erdrosselt!«
    Der Junge stöhnte auf, sein Gesicht war tränenüberströmt.
    »Ich? Nein, ich könnte niemals so etwas tun! Der Professor war doch längst tot! Ich fiel über seine Leiche, als ich dem rettenden Kruzifix gefolgt bin. Nein, er war schon tot und hat mich mit seinen starren Leichenaugen verflucht! Ich weiß auch nicht, was geschehen ist. Aber ich bin es doch nicht gewesen!«
    »Moment mal«, unterbrach ihn Sophie. »Sie haben sich am Nachmittag von Pater Donatus getrennt? Er hat also genug Zeit gehabt, den Professor zu ermorden!«
    Maiorinus sah sie erschrocken an. Er war leichenblass geworden.
    »Das würde ja bedeuten«, fuhr Sophie fort, wobei sie ihren Chef ansah, »dass der Pater den Jungen hingeschickt hat, damit es später so aussieht, als sei er es gewesen. Egal, welche Spuren der Pater hinterlassen hat, Maiorinus hat sie verwischt. Der Kleine ist nur der Sündenbock, ein ahnungsloses Werkzeug, das den Verdacht auf sich lenkt. Er ist bloß missbraucht worden!«
    »Hören Sie auf!«, schrie Maiorinus. »Was reden Sie denn? Ich bin niemals missbraucht worden. Er liebt mich doch! Er liebt mich doch!«
    Maiorinus schlug um sich und schluchzte, als der Kommissar die Hand auf seine Schulter legte. Er nickte zu der verspiegelten Scheibe. Wenig später kamen zwei Beamte herein und führten den Jungen ab.
    »Das war keine schlechte Arbeit«, sagte der Kommissar, als sie alleine waren. »Merkwürdig, wie er das mit dem Missbrauch aufgefasst hat. Vielleicht steckt ja wirklich mehr dahinter.«
    »Aber jeder weiß, was Priester mit jungen Männern anstellen!«, protestierte Sophie.
    »Frau Kolb, ich bitte Sie. Schießen Sie nicht über das Ziel hinaus. So etwas

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