Die Aufrichtigen (German Edition)
hat?«
»Warum nicht? Hinter einem Mord stecken immer Eifersucht oder Geld.«
»Ob Dr. Albertz etwas davon weiß? Immerhin hat er den Vergleich damals ausgehandelt.«
»Schon möglich. Der Professor scheint deinem Chef ja blind vertraut zu haben.«
»Er ist nicht mehr mein Chef! Er hat mich rausgeworfen, schon vergessen?«
Sophie stellte sich vor ihn hin.
»Ich bin froh darüber«, sagte sie. »Du bist viel cooler, seit du nicht mehr für dieses Ekel arbeitest. Wer weiß, vielleicht wärest du irgendwann so fies geworden wie er. Glaubst du etwa, dass ich mir eine Zukunft mit so einem Anwaltsekel vorgestellt habe?«
Leo stolperte über die Bordsteinkante. Er bemerkte nicht, dass Sophie rot wurde.
»Du würdest doch nicht wieder für ihn arbeiten?«, fragte sie schnell.
Leo schüttelte den Kopf.
»Nein, natürlich nicht«, log er.
»Wenn es stimmt, was der Junge ausgesagt hat und der Pater wirklich der Mörder ist, dann möchte ich wissen, was Dr. Albertz damit zu tun hat.«
»Was soll Dr. Albertz denn mit dem Mord zu tun haben?«, lachte Leo gezwungen. »Das ist ausgeschlossen!«
»Warum denn? Dem traue ich alles zu!«
»Nein, wenn du chronologisch vorgehen würdest, dann könntest du sehen, dass das keinen Sinn ergibt.«
»Also bitte, dann mach chronologisch.«
»Am Dienstag kommt der Professor in die Kanzlei, um Dr. Albertz einen Umschlag zu geben. Das heißt für mich, dass er ihn als eine Art Garant für die Aufdeckung der Wahrheit angesehen hat! So jemand kommt für mich als Mörder nicht in Frage.«
»Glaubst du wirklich?«
»Das passt auch dazu, dass er Spohr schon vor dreißig Jahren vertreten hat, als er Ärger mit dem Vatikan hatte. Dr. Albertz ist für ihn wahrscheinlich eine wichtige Vertrauensperson.«
»Schöne Vertrauensperson!«, sagte Sophie giftig.
»Komm, sei nicht ungerecht. Er hat auch seine guten Seiten.«
»Julia erzählte dir doch, dass ihr Vater sich bedroht gefühlt hat und dass sie die Kirche für den Mörder hält. Ich finde es schon merkwürdig, dass sie der Polizei davon nichts gesagt hat.«
»Das finde ich überhaupt nicht«, entgegnete Leo. »Sie sieht ihren Vater inmitten eines Komplotts. Er hat ein falsches Gutachten geschrieben, sie hat deswegen mit ihm gebrochen und fühlt sich nun selbst dem alten Feind ausgeliefert. Es ist genau das passiert, was alle Verschwörungstheorien prophezeien. Ist doch klar, dass sie das keinem Bullen auf die Nase bindet. Sie hat Schwierigkeiten damit, Vertrauen zu fassen und außerdem will sie der Sache selbst auf den Grund gehen. Sie will die Hintergründe der Tat verstehen.«
»Ich finde, dass du jetzt nicht chronologisch bist.«
»Warum denn?«
»Na denk‘ doch mal nach! Die Fragmente des Ammianus sollen bestätigen, dass Kaiser Konstantin bei der berühmten Schlacht bei der Milvischen Brücke tatsächlich eine Gotteserscheinung hatte. Das hieße, dass Gott selbst Konstantin zum Sieg verholfen hat und das ganze keine bloße Legende ist.«
»Ja schon, Sophie, aber ich verstehe überhaupt nicht, warum diese Bekehrungsgeschichte etwas mit dem Mord zu tun haben soll. Das mit der Gotteserscheinung ist doch Unsinn!«
»Ach stell‘ dich nicht dümmer als du bist! Du musst doch nur überlegen, wem die Bestätigung dieser Fragmente durch den Professor nützt. Nur der katholischen Kirche, die sich direkt auf Kaiser Konstantin beruft.«
»Verdammt, du hast Recht! Dann ist der Mörder also doch dort zu suchen?«
»Wieso das denn?«
»Das ist doch genau, was Julia glaubt. Der Professor wollte den eigenen Schwindel aufdecken und ist deshalb von der Kirche beseitigt worden.«
»Die Kirche ist aber niemand, den man verhaften kann«, erwiderte Sophie, »du hast zu viel Dan Brown gelesen.«
»Dann sag‘ mir, wer es gewesen ist!«
»Mit dem Gutachten hat die Kirche bekommen, was sie wollte. Selbst wenn der Professor richtigstellen wollte, dass sein Gutachten falsch gewesen ist, so hätte er sich doch vor allem selbst geschadet. So jemanden bringt die Kirche nicht um. Hat Julia überhaupt irgend einen Anhaltspunkt dafür, dass ihr Vater das Gutachten widerrufen wollte?«
»Keine Ahnung!«
»Eben!«, rief Sophie aus. »Was der Kirche nutzt, schadet diesem Pater Donatus und seinem komischen Geheimbund. Auf jeden Fall ist der Professor am Montag mit dem Pater und seinen Getreuen auf diesem Herrenmahl gewesen. Dieser Maiorinus sollte die Dokumente beim Professor stehlen, und vergiss nicht das Buch aus dem Gutenbergmuseum.«
»Celsus
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