Die Aufsteigerin
Kitty und lächelte erleichtert. Im selben Moment hörten sie, dass die Wohnungstür aufgesperrt
wurde. Cathy kam nach Hause, Gott sei Dank! Und sie würde ihn jetzt mehr brauchen als je zuvor. Kitty stieß einen Freudenschrei aus.
Er ging hinaus in den Flur, rückte seine Perücke zurecht und blieb wie angewurzelt stehen, als er sah, wen Cathy im Schlepptau hatte: Eamonn Docherty in voller Lebensgröße und noch attraktiver als je zuvor, ein Lächeln auf den Lippen und eine Hand mit der Geste des Beschützers auf Cathys Arm.
Desrae erkannte auf den ersten Blick, dass dieser Mann seiner Cathy mehr geboten hatte als eine Tasse Tee und ein offenes Ohr. Es stand in ihren Augen, war ihren Gesichtern abzulesen. Der Schock war grässlich. Tommy war noch nicht ganz kalt, da trieben sie es schon miteinander!
Desrae griff nach seiner Jacke, lächelte gezwungen und sagte mit gepresster Stimme: »Ich mach mich dann lieber auf den Weg. Schau doch später mal vorbei, Liebes, und erzähl mir, wie’s so war, hm?«
Cathy sah ihren ältesten Freund besorgt an. »Bleibst du denn nicht?«
Eamonn mischte sich ein: »Ich muss sofort wieder weg, Desrae. Meine Koffer sind noch im Taxi. Du musst also nicht gehen.« Er lächelte Kitty zu. Nachdem er Cathy zum Abschied züchtig auf die Wange geküsst hatte, war er auch schon verschwunden.
Kitty platzte heraus: »Wer war denn der tolle Typ, Mom?«
Cathy schmunzelte. »Das war dein Onkel Eamonn.«
»Und warum kenn ich den noch gar nicht?«, verlangte die Elfjährige zu wissen.
Cathy lachte. »Darf ich vielleicht erstmal meine Jacke ausziehen, bevor das Verhör weitergeht?«
Kitty schnitt eine Grimasse. »Okay, ich geh ja schon und lese weiter in meinem Buch, damit du dich mit Tante Dessie unterhalten kannst. Danach möchte ich dann mit dir reden, Mom.«
Desrae legte seine Jacke zur Seite, und Cathy folgte ihm in die
Küche. »Vielen Dank, dass du dich um sie gekümmert hast, Desrae. Ich weiß das zu schätzen.«
Er antwortete nicht, sondern sah seine Freundin nur herausfordernd an. »Was hat der denn hier zu suchen? Unser Mister Wonderful …«
Cathy setzte sich an den Tisch. »Mister Wonderful hat mir enorm geholfen, Desrae. Er hat die gesamte Bestattung organisiert und die Kosten übernommen, alles. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn getan hätte. Kann ich jetzt vielleicht eine Tasse Tee haben? Ich bin am Verdursten. Es war ein langer Flug von New York, und die Fahrt in die Stadt war ein Alptraum. Ich kann dich und deine schlechte Laune im Moment gar nicht brauchen.«
Desrae sah ein, dass er ins Fettnäpfchen getreten war. »Entschuldige«, sagte er. »Es war ein Schock, als er plötzlich in der Tür stand. Und ihr beide habt wie ein verliebtes Pärchen ausgesehen …« Desrae servierte ihr eine Tasse Tee und sagte bedrückt: »Tommy hat mir sehr viel bedeutet, das weißt du. Er war meine letzte Verbindung zu Joey. Mein Joey hat in seinem ältesten Sohn weitergelebt.«
Jetzt bedauerte Cathy, so brüsk reagiert zu haben. »Ich weiß, und es tut mir schrecklich leid, Desrae. Es war schlimm für alle Beteiligten.«
»Ich hab mit seinen Schwestern telefoniert. Die waren auch nicht besonders glücklich, dass Tommy da drüben beerdigt worden ist. Ehrlich gesagt, verstehe ich das nicht.«
Cathy erwiderte nur: »Es schien in dem Moment das Beste zu sein.« Sie trank einen Schluck Tee und zündete sich eine Zigarette an.
»Es war ein schneller, schmerzloser Tod. Er hat nicht viel gemerkt, und dafür können wir nur dankbar sein. Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich jetzt nicht mehr darüber reden. Und was Eamonn betrifft - er ist verheiratet und hat neun Kinder. Ja, Desrae, ich sagte neun Kinder, und ein weiteres ist unterwegs.
Und wenn du meinst, dieses Ereignis hat uns zusammengebracht, dann hast du Recht. Aber man kann uns nicht mehr vorwerfen, als dass wir unsere alte Freundschaft wieder aufgefrischt haben. Tommys Tod hat mir gezeigt, dass unser Leben zu kurz ist, um es zu verschwenden. Jetzt trinke ich meinen Tee und widme mich meiner Tochter. Sie hat mir sehr gefehlt.« Sie schaute ihren Freund an. »Du hast mir auch gefehlt. Höllisch gefehlt.«
Als sie den Schmerz in Desraes Augen sah, kamen ihr die Tränen. Sie weinte, weil ihr endlich ein Mensch begegnete, der ehrlich um Tommy trauerte.
Wang Cheng war sogar für einen Chinesen unglaublich klein und sah aus wie ein Kind. Lächelnd verbeugte er sich vor Eamonn.
»Mieester Docherty. Wie schön, Sie zu
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