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Die Augen des Drachen - Roman

Die Augen des Drachen - Roman

Titel: Die Augen des Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Schweiß auf der Stirn.
    Zu seinen Füßen hörte er trockene, schnappende Geräusche - Plack! Plack! Plack! -, als mehrere der brüchigen Schnürsenkel rissen.
    Der Wolf heulte in der Stille. Es war ein hungriger, erbarmungsloser Laut.
    »Niemand«, murmelte Flagg in seinem dunklen Gemach. Er war selten krank - er konnte sich nur an drei oder vier Krankheiten in seinem langen Leben erinnern -, aber im Norden hatte er sich, auf dem gefrorenen Boden schlafend, eine böse Erkältung geholt, und wenngleich er sich auf dem Weg der Besserung befand, ging es ihm immer noch nicht gut.
    »Niemand. Ein Traum. Das ist alles.«
    Er nahm das Buch vom Schoß, klappte es zu und legte
es auf den Tisch - dessen Oberfläche fein säuberlich mit Menschenhaut bespannt war -, dann lehnte er sich zurück. Bald war er wieder eingeschlafen.
    Auf den schneebedeckten Feldern westlich des Schlosses entspannte sich Dennis langsam wieder. Ein vereinzelter Schweißtropfen lief ihm ins Auge, und er wischte ihn geistesabwesend weg. Er hatte an Flagg gedacht, und irgendwie hatte Flagg ihn gehört. Aber nun war der dunkle Schatten der Gedanken des Zauberers über ihn hinweggegangen wie der Schatten eines Falken über ein zusammengekauertes Kaninchen. Dennis stieß einen langen, zitternden Seufzer aus. Seine Beine waren schwach. Er würde versuchen - von ganzem Herzen würde er es versuchen! -, nicht noch einmal an den Zauberer zu denken. Aber als die Nacht kam und der Mond mit seinem geisterhaften Feenring schien, war dies leichter gesagt als getan.

92
    Um acht Uhr verließ Dennis die Felder und betrat die Reservate des Königs. Hier kannte er sich gut aus. Er hatte seinem Vater oft geholfen, wenn dieser den König auf einen Jagdausflug begleitet hatte, und Roland war auch im hohen Alter noch oft hierher gekommen. Thomas kam weniger oft, aber bei den seltenen Gelegenheiten, wenn der junge König doch ausritt, hatte Dennis ihn selbstverständlich ebenfalls begleiten müssen. Bald schon fand er einen Weg, den er kannte, und kurz vor Mitternacht erreichte er den Rand dieses Spielzeugwaldes.
    Er stand hinter einem Baum und sah zur Mauer des Schlosses hinüber. Es war eine halbe Meile entfernt, und das Gelände war ungeschützt und schneebedeckt. Der Mond schien immer noch, und Dennis war sich der Wachen nur zu bewusst, die auf den Zinnen auf und ab schritten. Er musste warten, bis Prinz Ailon seinen silbernen Streitwagen über den Rand der Welt gelenkt hatte, bevor er das offene Gelände überqueren konnte. Und selbst dann würde er noch schrecklich ungedeckt sein. Aber er hatte von Anfang an gewusst, dass dies der gefährlichste Teil des ganzen Abenteuers sein würde. Als er sich im strahlenden Sonnenschein von Peyna und Arlen verabschiedet hatte, war ihm das Risiko akzeptabel vorgekommen. Jetzt schien das Ganze völlig verrückt zu sein.
    Kehr um, bat eine feige Stimme in seinem Inneren,
aber Dennis wusste, das konnte er nicht. Sein Vater hatte ihm eine Pflicht auferlegt, und wenn die Götter wollten, dass er in Erfüllung derselben starb, dann würde er eben sterben.
    Leise und dennoch deutlich, wie die Stimme in einem Traum, war der Ruf des Nachtwächters im Mittelturm des Schlosses zu hören: »Zwölf Uhr, und alles ist gut …«
    Nichts ist gut, dachte Dennis kläglich. Überhaupt nichts. Er zog den dünnen Mantel enger um sich; das lange Warten begann, bis der Mond untergegangen war.
    Schließlich ging er unter, und Dennis wusste, er musste handeln. Die Zeit wurde knapp. Er stand auf, sprach ein kurzes Gebet zu seinen Göttern und begann, so schnell er konnte, über das offene Gelände zu gehen, wobei er jeden Augenblick mit einem Wer da? von den Zinnen herunter rechnete. Aber der Ruf blieb aus. Die Wolken am nächtlichen Himmel waren dichter geworden. Alles unter der Schlossmauer lag im tiefen Schatten. In weniger als zehn Minuten hatte Denis den Rand des Grabens erreicht. Er setzte sich hin und zog die Schneeschuhe aus; der Schnee knirschte unter seinem Allerwertesten. Dann glitt er auf den Graben selbst hinab, der zugefroren und schneebedeckt war.
    Dennis’ rasender Herzschlag wurde langsamer. Nun war er direkt im Schatten der massigen Schlossmauer und konnte nicht mehr entdeckt werden, es sei denn, ein Wachtposten hätte senkrecht heruntergesehen, aber selbst dann war es unwahrscheinlich.
    Dennis achtete genau darauf, nicht ganz über den Graben zu gehen - noch nicht -, denn dicht an der Schlossmauer war das Eis brüchig und dünn. Er

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