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Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
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noch warten.«
    »Wir brauchen sämtliche Informationen, die wir bekommen können, das wissen Sie.«
    »Ja, aber es ist doch nicht gerecht – selbst von einem fordernden Universum –, von Ihnen zu erwarten, dass Sie sich dem hier unterziehen.«
    »Hat Ihnen denn niemand beigebracht, dass das Leben nicht besonders gerecht ist?«
    Er sah sie an, dann sagte er leichthin: »Das merke ich immer wieder.«
    Plötzlich ein wenig befangen, brachte Maggie den Skizzenblock zum Auto. »Gibt keinen Grund, den hier mitzunehmen«, meinte sie. »Ich skizziere sowieso nie etwas, wenn ich irgendwo durchgehe.«
    Als sie wieder zu ihm kam, berührte John sie am Arm. »Sind Sie sicher, dass Sie das schaffen? Nach unserer Nachtschicht auf der Wache können Sie nicht viel Schlaf bekommen haben.«
    »Ich bezweifle, dass irgendjemand viel geschlafen hat. Was ist mit Ihnen?«
    »Nein – aber ich bin auch kein Empath, der die Bürde von anderer Leute Schmerzen trägt.«
    Plötzlich lächelte Maggie. »Können Sie sich vorstellen, Sie Skeptiker, dass Sie so was vor einer Woche gesagt hätten?«
    Er musste lachen, brach aber rasch ab. »Nein. Eigentlich – zur Hölle, nein.«
    »Wir leben und lernen.« Sie betrat den unebenen Gehweg zum Vordereingang des Gebäudes.
    John folgte ihr. »Und Sie haben mir nicht geantwortet. Sollten Sie das heute wirklich tun?«
    »Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Kurz vor der Eingangstreppe erwischte er sie am Arm und brachte sie zum Stehen. »Etwas, das Sie fühlen? Oder etwas, das Sie wissen?«
    »Beides.« Sie hielt seinem prüfenden Blick stand, so gut sie konnte. »Tara Jameson könnte schon tot sein, doch selbst wenn nicht, dann leidet sie jetzt.«
    »Das ist nicht Ihre Schuld, Maggie.«
    Sie versuchte nicht, mit ihm darüber zu diskutieren. »Wenn ich nicht alles versuche, was in meiner Macht steht, um ihn aufzuhalten, werde ich mir das für den Rest meines Lebens vorwerfen. Verstehen Sie das?«
    Er streckte sonderbar vorsichtig die Hand aus und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die der Wind auf ihre Wange geweht hatte; ganz kurz ließ er seine Finger an ihrer Wange ruhen. »Wenn ich auch sonst vielleicht nichts begreife, das verstehe ich. Aber auch Sie sollten eins begreifen Maggie. Ich habe meine Schwester an dieses Drecksschwein verloren. Andy und seine Leute leben seit Monaten in diesem Fall. Quentin und Kendra setzen jeden Tag ihr Leben aufs Spiel, um alle Arten von Ungeheuern hinter Gitter zu bringen, wo sie hingehören. Vielleicht spüren wir die Schmerzen der Opfer nicht so intensiv wie Sie – aber wir spüren sie.«
    Maggie atmete tief durch. »Sie haben Recht. Es tut mir Leid. Ich bin es einfach nicht gewöhnt …«
    »Im Team zu arbeiten?«
    »Erzählen Sie mir nicht, Sie wären dran gewöhnt.«
    Er lächelte.
    »Normalerweise leite ich das Team. Insofern ist das auch für mich nicht einfach. Aber solange ich das Gefühl habe, meinen Teil beitragen zu können, kann ich damit umgehen, wenn ich nicht das Sagen habe.«
    Trocken versetzte Maggie: »Ich habe ja das Gefühl, dass Sie hier das Sagen haben, seit Sie in der Stadt sind. So oder so.«
    »Erzählen Sie das nicht Andy. Und Quentin auch nicht.«
    »Falls Sie glauben, die wüssten das nicht, irren Sie sich.«
    John fiel auf, dass er immer noch ihren Arm hielt, und er zwang sich, ihn loszulassen.
    »Dann waren sie bisher außerordentlich gütig zu mir. Also – wir gehen da rein, ja?«
    »Ich weiß nicht, ob es was bringt. Vielleicht war er nur kurz hier, wie an den anderen Orten, wo er seine Opfer abgeladen hat. Vielleicht finde ich nichts Neues. Aber ich muss es versuchen.«
    »Okay. Warten Sie eine Minute – es ist ziemlich bewölkt geworden, wir brauchen drinnen bestimmt Taschenlampen.«
    Maggie wartete, bis er die Taschenlampen aus dem Auto geholt hatte, dann betraten sie das Gebäude.
    Im hilfreichen Licht der Taschenlampen zeigte sich ihnen ein Haus, das dem sehr ähnelte, in dem Hollis Templeton zurückgelassen worden war: ein schmutziges, baufälliges Gebäude, das vor langem aller Einrichtungsgegenstände beraubt worden war, die nicht niet- und nagelfest waren. Der Fußboden knarrte, und sie hörten Ratten leise umherhuschen.
    »Igitt«, sagte Maggie. »Ich finde Ratten abscheulich.«
    »Mich begeistern sie auch nicht gerade. Und diesmal haben wir keine Blutspur, der wir folgen können. Dem Bericht zufolge hat man sie da in dem Korridor gefunden, in einem Zimmer an der Rückseite des Gebäudes, auf der linken

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