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Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
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sich wirklich, er hätte das nicht getan.
    Quentin wollte sich nicht wegen etwas grämen, das er nicht ändern konnte. Er zog eine neue Akte zu sich heran und versuchte wieder herauszufinden, was ihn da nicht ruhen ließ. Doch ehe er sich richtig in die Akte vertiefen konnte, kam Andy zurück.
    »Der Bericht des Gerichtsmediziners über Samantha Mitchell«, verkündete er nicht ohne Befriedigung. »Ein paar Stunden eher als erwartet.«
    »Irgendwas, das wir noch nicht wussten?«, fragte Quentin, nahm die Mappe entgegen und schlug sie auf.
    »Nee, eigentlich nicht. Zumindest nicht, soweit ich sehe.«
    Quentin begann, den Bericht zu lesen, und erstarrte gleich zu Anfang. » Scheiße .«
    Von Quentins Tonfall beunruhigt fragte Andy: »Was ist?«
    »Sie ist da gestorben? Samantha Mitchell ist da gestorben, wo man ihre Leiche gefunden hat?«
    »Ja. Das wussten wir doch schon.«
    Quentin griff nach seinem Handy und tippte hastig eine Nummer ein. Grimmig sagte er: »Nicht jeder wusste das.«
     
    John hätte nicht sagen können, warum er ein so ungutes Gefühl hatte. Vielleicht lag es schlicht daran, dass es ihm immer noch schwer fiel, sich auch nur vorzustellen, was Maggie tat, wie es sein mochte, die Sinneswahrnehmungen und Gefühle ganz real zu spüren, die andere Tage oder gar Wochen zuvor gespürt hatten, einfach indem sie den Ort beging, an dem sie erlebt worden waren. Vielleicht war es auch dieses dunkle eisige und unleugbar unheimliche Gebäude. Oder womöglich war es seine eigene wachsende Sensibilität für Gefühle. Seine eigenen.
    Und ihre.
    »Unheimlich, dieses Haus, sogar mit nur fünf Sinnen«, bemerkte er, hauptsächlich um den Kontakt zu Maggie aufrechtzuerhalten.
    Er sah, wie sie ihm kurz den Kopf zuwandte, dann jedoch wieder zu jenem dunklen Türrahmen am Ende des Korridors sah, auf den sie zuging.
    John verspürte einen ganz starken Impuls, sie aufzuhalten, nach ihr zu greifen, damit er – ja, was könnte?
    Sein Handy klingelte, und er fuhr zusammen, als das grelle Geräusch die Stille zerriss. Maggie schien es nicht einmal zu hören, sie ging weiter auf das Zimmer zu, dann trat sie durch die Tür. Er folgte ihr, doch er befand sich noch ein Stück hinter ihr, als er sein Telefon hervorkramte und das Gespräch annahm. Noch ehe er das Gerät am Ohr hatte, hörte er bereits etwas.
    »John? Geht da raus.« Quentins Stimme war schneidend, gebieterisch.
    »Was? Was willst du …«
    »Hör mir zu. Geht da raus. Bring Maggie da raus. Sofort. Sie ist da drin gestorben, John. Samantha Mitchell ist da drin gestorben, in dem Zimmer. Und wenn Maggie zu nahe da rangeht …«
    John hörte einen dumpfen Aufprall, sah, dass Maggies Taschenlampe zu Boden gefallen war, und richtete seine eigene Taschenlampe auf sie. Er stand ein Stück hinter ihr und sah zuerst nur die rote Mähne, lang und ein wenig zerzaust. Doch dann wandte sie sich langsam um und gab einen sonderbaren erstickten Laut von sich.
    Sie hatte die Hände an die Kehle gelegt, das Gesicht darüber war leichenblass, und ihr Mund stand offen, als wollte sie ihm etwas sagen.
    Einen unendlichen Augenblick lang war John wie gelähmt und starrte sie nur an. Dann nahm Maggie die Hände von der Kehle und betrachtete sie, als gehörten sie jemand anderem.
    Ihre Hände waren voller Blut.
    Ihre Kehle ebenfalls.
     
    Jennifer ging zurück zu Kendra, die neben dem Wagen stand, und zuckte mit den Achseln. »Hier in der Gegend gibt es fürchterlich viele Obdachlose, insofern kann ich es den Kollegen von der Streife eigentlich nicht verübeln, dass sie nicht auf einen ganz bestimmten geachtet haben. Verdammt.«
    »Wir könnten noch mal die Asyle abklappern.«
    »Ich weiß. Aber da wird es erst heute Abend voll.«
    Kendra nickte. »Und mir ist aufgefallen, dass ein paar Jungs, die wir wahrscheinlich gerne befragt hätten, sich sozusagen einfach in Luft aufgelöst haben, als wir ankamen.«
    »Klar. Die Kollegen von der Streife sagen, hier in der Gegend sind alle höllisch nervös. Und natürlich fürchten ein paar von den Obdachlosen, dass wir uns einen von ihnen schnappen, wenn wir den echten Vergewaltiger nicht finden.« Sie seufzte. »Ich kann ihnen ihr Misstrauen wirklich nicht verübeln, aber es erleichtert uns die Arbeit nicht gerade.«
    »Nein.« Bedächtig fügte Kendra hinzu: »Hat ihr Freund, der Streifenpolizist, nicht gesagt, man hätte Robson wegen Störung der öffentlichen Ordnung hopsgenommen?«
    »Doch. Dem Bericht über die Festnahme zufolge hat er Leute

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