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Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
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einfach nur eine andere Phase in ihrer eigenen spirituellen Entwicklung durchlebt, ich würde sagen, Maggie sammelt dieses Mal ganz dicke Pluspunkte.«
    John lächelte widerstrebend. »Also wird sie in ihrem nächsten Leben dafür belohnt?«
    »Hey, vielleicht wird sie schon in diesem Leben belohnt.«
    »Wenn sie ihren früheren Fehler korrigiert?«
    Quentin zuckte mit den Achseln. »Vielleicht. Andererseits, vielleicht hat Maggie ihr Konto beim Universum schon ausgeglichen, John, auch wenn sie immer noch diese Verantwortung spürt. Wir können einfach nicht wissen, was von uns erwartet wird.«
    »Nicht einmal Seher?«
    »Nicht einmal Seher.«
    Nach kurzem Nachdenken meinte John: »Zum Kotzen!«
    »Wem sagst du das!«
     
    Hollis saß noch lange, nachdem Maggie fort war, so da, wie sie immer dasaß: mit dem Gesicht zum Fenster. Träge fragte sie sich, ob sie am nächsten Tag immer noch so gut hören würde, wie sie es jetzt tat. Sie konnte hören, dass der Polizist draußen auf seinem Stuhl das Gewicht verlagerte. Sie konnte hören, wenn die Kabinen der Aufzüge am anderen Ende des Korridors bei ihren Fahrten nach oben oder unten an ihrer Etage vorbeikamen. Sie konnte das Gemurmel von jemandes Fernseher hören. Draußen und zugleich viele Stockwerke unter ihr hörte sie den Verkehr geschäftig vorbeirauschen.
    Würde sie noch so gut hören, wenn sie ab dem kommenden Tag wieder sehen konnte? Wahrscheinlich nicht. Doch das beunruhigte sie nicht. Sie würde mit Freuden das schärfere Gehör wieder gegen ihr Sehvermögen eintauschen. Aber würde sie als Einzige von den Opfern, die den Überfall bisher überlebt hatten, wieder sehen können? Und falls ja, warum? Wenn Maggie Recht hatte mit ihren Ansichten über Schicksal und Vorsehung, dann musste es dafür einen Grund geben. Was hatte sie getan, um dies zu verdienen?
    Oder … was sollte sie tun?
    Leise murmelte sie: »Annie? Bist du da?«
    Ich bin hier.
    Die Stimme war sehr leise, kaum lauter als ein Flüstern, doch zumindest war es eine Antwort nach vielen Stunden des Schweigens.
    »Es gibt viel, was du mir nicht erzählt hast, stimmt’s?«
     
    »Warum? Vertraust du mir nicht?«
    Ich musste vorsichtig sein, besonders am Anfang. Wenn ich früher … wenn ich früher versucht habe, Leute zu warnen, konnten die meine Existenz nicht akzeptieren. Ich … habe ihnen Angst gemacht. Ich wollte dir keine Angst machen.
    »Ich habe keine Angst.«
    Ich weiß. Jetzt.
    »Dann sag mir, was ich tun kann, um Maggie zu helfen. Sie hat mir geholfen, mehr als sie ahnt. Sie hat mir so viel von meinen Schmerzen und meiner Angst abgenommen. Und … sie kämpft für uns alle. Ich muss ihr helfen. Sag mir, wie, Annie.« Zunächst dachte sie, sie werde darauf gar keine Antwort erhalten. Doch schließlich – noch ferner und immer leiser werdend – kam die Antwort.
    Bald. Bald, Hollis …
     
    Als John Maggie schließlich auf ihrem Handy erreichte, musste er sich zwingen, ruhig zu bleiben. »Wo sind Sie?«
    »Ich habe gerade nach Hollis gesehen und verlasse jetzt das Krankenhaus.« Sie klang so ruhig wie immer, allerdings meinte John, einen angespannten Unterton wahrzunehmen. »Ich habe das Telefon gerade erst wieder eingeschaltet.«
    »Dann kommen Sie jetzt wieder hierher?«
    »Das hatte ich eigentlich vor. Aber da ist noch eins, was ich heute tun sollte, glaube ich.«
    »Was?«
    »Eine Begehung des Gebäudes, in dem man Samantha Mitchell gefunden hat. Vielleicht bekomme ich da was Brauchbares. Können Sie mir die Adresse geben?«
    Unverzüglich erwiderte John: »Sie brauchen das nicht allein zu machen, Maggie, ich treffe Sie dort.«
    Sie zögerte kaum. »Schön, okay. Wie lautet die Adresse?«
    Er fand die Mitchell-Akte auf dem mit Papieren übersäten Konferenztisch, las ihr die Adresse vor und schloss: »Wenn Sie zuerst da sind, warten Sie draußen auf mich. In Ordnung?«
    »Mache ich. Bis dann.«
    John klappte sein Handy zu und sagte zu Quentin: »Sie sollte das nicht allein machen.«
    »Habe ich was gesagt?«
    »Du wolltest.«
    Quentin lächelte ganz leicht, doch er sagte leise: »Sie muss das auf ihre Weise machen, wie ich es dir vor ein paar Tagen gesagt habe. Aber das weißt du schon, stimmt’s, John?«
    »Sagen wir, ich habe es mir gedacht. Ich kenne Maggie ja mittlerweile ein bisschen, ich verstehe, wie sie tickt, zumindest glaube ich das. Du hast von Anfang an gesagt, der Grund, weshalb sie die Schmerzen all dieser Opfer teilt müsste tief in ihr drin liegen und sehr mächtig

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