Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
Vom Netzwerk:
die Verbrechen kopiert.«
    »Gute Frage. Ich würde sagen, er hat erwartet, dass sie sterben würden. Er hat jedes Mal darauf geachtet, sie an abgelegenen Orten liegen zu lassen, wo sie sehr wahrscheinlich unentdeckt bleiben würden, jedenfalls lange genug, um zu verbluten oder zu erfrieren, besonders um diese Jahreszeit. Tatsache ist, die Frauen haben darum gekämpft, am Leben zu bleiben, vielleicht mehr, als er gedacht hatte. Und nachdem drei Opfer überlebt haben, hat er absolut sichergestellt, dass Samantha Mitchell es nicht überlebt, indem er ihr die Kehle durchgeschnitten hat.«
    »Wenn er erwartet hat, dass sie sterben würden, warum hat er sich dann die Mühe gemacht, sie zu blenden?«
    »Damit sie nichts sehen. Entweder sein Gesicht oder vielleicht auch etwas anderes. Er wollte nicht, dass sie ihn beobachten, er wollte nicht, dass sie sehen, was er mit ihnen tut. Vielleicht wollte er nicht, dass sie merken, wie sehr er es genießt.«
    John verzog den Mund. »Mein Gott.«
    »Ja. Kein netter Junge.«
    »Die Untertreibung des Jahres.« John verstummte. Sein Blick glitt langsam über die Fotos und Skizzen an den Pinnwänden. Dann sagte er bedächtig: »Quentin, glaubst du an Schicksal?«
    »Ja.«
    »Das kam wie aus der Pistole geschossen.«
    Quentin lachte in sich hinein. »John, wenn man die Art Arbeit macht, die ich mache, dann wird man sich über die meisten seiner Denkmodelle und Überzeugungen sehr bald klar. Aber natürlich glaube ich an Schicksal. Ich glaube auch an Reinkarnation – und zwischen diesen beiden Phänomenen gibt es zweifellos eine Verbindung. Folgt unser Leben einem karmischen Muster? Du tust gut daran, das zu glauben.«
    »Was ist mit dem freien Willen?«
    »Oh, den gibt es auch. Ich habe nie verstanden, warum die Leute glauben, das eine schlösse das andere aus. Wenn du mich fragst, ist nicht unser gesamtes Leben für uns durchgeplant – nur bestimmte Dinge. Besondere Ereignisse, Kreuzwege, an die wir kommen sollen. Prüfungen vielleicht, um unseren Fortschritt zu messen. Aber wir haben immer eine Wahl, und diese Wahl kann uns auf einen ungeplanten Weg führen.«
    »Und unser Schicksal ändern?«
    »Daran glaube ich. Allerdings, wenn man auf Bishop und Miranda hört – und das mache ich auf jeden Fall, aber sag ihnen nicht, dass ich das zugegeben habe –, dann gibt es ein paar Dinge, die zu einem bestimmten Zeitpunkt und auf bestimmte Weise geschehen sollen. Egal, für welchen Weg du dich entscheidest, welche Entscheidungen du im Verlauf deiner ganz speziellen Reise triffst, diese Schlüsselmomente sind offenbar in Stein gemeißelt. Vielleicht stehen sie ja für die spezifischen Lektionen, die wir lernen sollen.«
    »In Stein gemeißelt. Dinge, denen wir uns stellen müssen. Dinge, die wir lernen müssen. Aufgaben, die wir erfüllen müssen. Und Fehler, die wir korrigieren müssen.« John starrte immer noch grübelnd auf die Pinnwand.
    Quentin betrachtete seinen Freund eine Weile, dann sagte er leise: »Das ist es also. Deshalb tut Maggie, was sie tut. Buße?«
    »Sie sagt … sie sei verantwortlich dafür, dass dieser Kerl immer noch lebt. Weil sie ihn früher nicht wie vorgesehen aufgehalten hätte.«
    »Verstehe. Kein Nachahmer, sondern dieselbe kranke Seele, die wiedergeboren wurde, damit er sein Ding noch einmal macht.«
    John sah ihn an. »Du wirkst nicht überrascht.«
    »Das ist nicht das erste Mal, dass wir es mit so etwas zu tun haben.« – »Mit einem reinkarnierten Mörder?«
    »Genau.« Quentins Lächeln war ein wenig schief. »Reinkarniert, wiederauferstanden – oder einfach tot und trotzdem fidel. Ein erstaunlich unverwüstlich Ding, das Böse.«
    »Du meinst, Maggie ist dafür wirklich verantwortlich?«
    »Ich meine, das Universum zieht sie vielleicht dafür zur Verantwortung, oder für einen Teil davon. Vielleicht ist sie deshalb genau an diesem Ort zu genau dieser Zeit gelandet und bekam die Fähigkeiten mit, mit denen sie geboren wurde.«
    »Um zu leiden? Um mit Höllenqualen für einen Fehler zu bezahlen, den sie vielleicht vor langer Zeit begangen hat?« John war vage überrascht über seinen schroffen Tonfall.
    »Wir bezahlen alle für unsere Fehler, John. In diesem Leben – oder im nächsten. Aber wenn du das glaubst, dann musst du auch daran glauben, dass wir belohnt werden, wenn wir es hinkriegen. Ja, Maggie leidet in diesem Leben. Sie hilft außerdem anderen Menschen, indem sie deren Leiden lindert. Ob sie nun hier ist, um einen Fehler zu korrigieren, oder

Weitere Kostenlose Bücher