Die Augen
an dem er endlich auf dem Stuhl des Gouverneurs sitzt, freuen oder mich davor fürchten soll. Wenigstens hätte ich ihn dann die meiste Zeit aus den Füßen – aber Gott helfe diesem Bundesstaat!«
»Lass mich raten – Samantha Mitchell oder ihr Mann hat einen sehr einflussreichen Freund in der Regierung?«
»Ach, Scheiße, die kennen einfach jeden. Wenn man Luke glaubt jedenfalls. Und jeder fordert ihn laut auf, die Dame zu finden, und zwar fix.«
»Ich schätze, du hast ihm gesagt, dass wir genau das versuchen.«
»Ich hab’s erwähnt, ja.«
Jennifer lächelte. »Tja, hier kommt noch was, das dir den Tag verschönert.«
Er wappnete sich sichtlich. »Was?«
»Während Scott versucht, diesen fehlenden Akten auf die Spur zu kommen, habe ich mir das Buch aus der Bibliothek mal näher angesehen. Es bringt nicht so sehr viele prägnante Details über die Mordserie von 1934, aber ich habe etwas sehr Interessantes entdeckt. Die Cops waren nämlich offenbar unschlüssig, ob sie von sechs Opfern sprechen sollten – oder von acht. Sechs lautete die offizielle Version, aber die ermittelnden Polizisten hatten offenbar eine Menge Bedenken.«
»Was für Bedenken?«
»Sie waren ganz sicher, dass die ersten sechs Opfer vom selben Mann ermordet wurden, wegen der Übereinstimmungen. Die Frauen waren jedes Mal an einem Ort vergewaltigt und ermordet worden, und dann waren ihre Leichen anderswo, an entlegenen oder einsamen Stellen, abgeladen worden. Er hat sie immer schlimm zusammengeschlagen, die Frauen wiesen immer Abwehrverletzungen auf, aber nie war ihre Kleidung zerrissen.«
Andy blickte verständnislos drein. »Nie?«
»Nein. Man fand die Leichen immer voll angezogen, alle Knöpfe waren geschlossen, nichts war zerrissen. Und das ist in verschiedenerlei Hinsicht interessant. Zum einen fand man die Frauen immer ohne Unterwäsche. Keine BHs oder Höschen, keine Hüfthalter oder Strümpfe oder Unterröcke. Nur in Oberbekleidung. Und an diesen Kleidern fand sich für gewöhnlich kaum Blut oder Schmutz.«
»Also hat er sie ausgezogen – und sie hinterher wieder angezogen, aber ohne die Unterwäsche. Vielleicht hat er die ja als Trophäe behalten?«
»Vielleicht. Aber überleg mal, wie schwierig es gewesen sein muss, das zu bewerkstelligen. Wenn er mit ihnen fertig war, waren die Frauen entweder tot oder lagen im Sterben. Und anstatt sie nun einfach nackt irgendwo abzuladen, was sicher am einfachsten gewesen wäre, nimmt er sich die Zeit und macht sich die Mühe, ihnen die Oberbekleidung wieder anzuziehen. Beinahe als ob … er versucht hätte, ihre Sittsamkeit zu wahren.«
»Hast du mit unserer Psychotante gesprochen?«, wollte Andy wissen.
»Nein, aber ich habe sie schon über solche Sachen sprechen gehört und fühle mich deshalb durchaus in der Lage, Vermutungen darüber anzustellen. Ich glaube, dieses Detail ist wichtig, Andy. Es könnte eine ganz einfache Ursache haben, nämlich dass der Mörder 1934 in einer … sittsameren Zeit lebte. Oder es war eine Marotte: Er hat sie in jeder Hinsicht geschändet, aber das war zu seinem eigenen Vergnügen. Wenn andere Männer die Frauen sahen, sollten sie anständig bekleidet sein.«
»Klingt wie eine typische Marotte für so ein krankes Hirn. Okay, das ergibt für mich einen Sinn. Es klingt eindeutig so, als wären diese sechs Frauen von ein und demselben Mann umgebracht worden. Und bei zwei weiteren Opfern gab es Bedenken?«
»Hm-hm.«
»Warum denn? War die Vorgehensweise etwa so radikal anders?«
»Zwei junge Frauen, die an abgelegenen Orten aufgefunden wurden, offensichtlich woanders vergewaltigt und ermordet, schwer zusammengeschlagen, mit Abwehrverletzungen, die ihre praktisch unbeschädigte Oberbekleidung trugen, alle Knöpfe ordentlich geschlossen.«
»Klingt, als wär’s derselbe Kerl.«
»Ja, bis auf einen Zusatz.«
»Und der wäre?«
»Ihnen fehlten die Augen. Herausgeschnitten – ohne jede Kunstfertigkeit.«
Andy starrte sie an. Nach einer Weile atmete er tief durch. »Scheiße.«
»Du sagst es. Nach dem, was wir jetzt über Eskalation und Weiterentwicklung bei dieser Sorte krankem Triebtäter wissen, würde ich sagen, diese beiden letzten Opfer gehören zu den ersten sechs. Er ist einfach noch brutaler geworden, und kreativer. Das bedeutet acht, Andy. Innerhalb von rund achtzehn Monaten ermordet.«
»Was bedeutet – oder auch nicht –, dass wir noch ein Jahr und noch vier – oder drei – Opfer vor uns haben.«
»Wenn unser Mann diese alten
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