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Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
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ich es wirklich, für den Staat zu arbeiten.«
    Scott tat einen Atemzug und sagte: »Hm, ich finde, wir heuern Maggie an und lassen sie den ganzen Tag an der Eingangstür sitzen.«
    Sie lächelte ihn an. »Damit ich Infofetzelchen sammele, die ihr sowieso auf eure Weise herausfindet?«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, meinte Andy. »Aber selbst wenn ich voraussetze, dass du einverstanden wärst, müssten wir uns was überlegen, wie wir deine … Eindrücke … nach einwandfreien Hinweisen klingen lassen, und ich hab da so ein Gefühl, dass das nicht einfach wäre.«
    »Lassen Sie es sich von mir gesagt sein«, meinte Quentin, »das wäre es auch nicht. Und wenn die Öffentlichkeit Wind davon bekäme …«
    »Wäre da noch das Datenschutzproblem«, beendete Maggie seinen Satz. »Mindestens das. Möglicherweise mit Ausnahme von Cops, die schwierige Fälle knacken müssen, wäre wohl niemand glücklich über die Vorstellung, dass da jemand in jedem, der durch die Tür kommt, wie in einem Buch lesen und so ohne Einwilligung oder gesetzliche Rechtfertigung seine Privatsphäre verletzen könnte.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Jedenfalls weiß ich daher, dass der Vergewaltiger Tara Jameson kennt. Da war ein starkes Gefühl der Vertrautheit, als er sie packte, viel stärker als es gewesen wäre, wenn er sie nur aus seinen Beobachtungen kennen würde.«
    Andy sah zu den anderen, dann nickte er. »Mir reicht das. Ich weiß, es ist spät, aber ich würde sagen, wir tragen alles zusammen, was wir über Tara Jamesons Leben wissen. Familie, Freunde, Nachbarn, Kollegen. Wir wissen ja alle, was zu tun ist. Weckt die Leute auf, wenn es sein muss. Falls wir auch nur die geringste Chance haben, sie zu finden, bevor dieser Perverse seine kranken Spielchen mit ihr spielen kann, dann würde ich sagen, wir ziehen alle Register und legen uns voll ins Zeug.«
    Es kamen keine Einwände.

15
    Es war ganz und gar nicht ungewöhnlich, dass Beau nach Mitternacht noch in seinem Atelier arbeitete, doch mit geschlossenen Augen arbeitete er selten.
    Er war auch nicht glücklich darüber und hätte es aus freien Stücken gewiss nicht getan, doch war er dringend darum gebeten worden. Das Gemälde, das in seiner letzten Nachtschicht entstanden war, hatte ihm wochenlang Albträume beschert. Und es war seine bisher einzige Arbeit gewesen, die er je zerstört hatte.
    »Es sind nicht zufällig nur Kleckse?«, fragte er, weniger hoffnungsvoll denn resigniert.
    »Nein. Nicht nur Kleckse.«
    »Das wäre mir aber lieber.«
    »Ich weiß.«
    »Du weißt verdammt noch mal zu viel.«
    »Eine Sache, die ich nicht weiß, ist, wie du das malerische Äquivalent des automatischen Schreibens anwenden und dabei noch zusammenhängend reden kannst.«
    »Ich weiß es auch nicht, und es macht mich fertig, wenn ich zu viel darüber nachdenke. Erinnert mich an diesen alten Horrorfilm über den Pianisten, der sich ein neues Paar Hände besorgt. Von jemand anderem.«
    »Jetzt machst du mich fertig.«
    »Ich würde mir gerne einbilden, dass ich dazu in der Lage bin. Aber du hast zu viel gesehen, als dass dich etwas, was ich tue, beunruhigen könnte.«
    »Sei da mal nicht so sicher.«
    Beau wandte den Kopf zur Seite – die Augen hielt er geschlossen, den Pinsel führte er weiter geschickt über die Leinwand – und runzelte die Stirn. »Werde ich mir das hier ansehen wollen, wenn ich fertig bin?«
    »Nein.«
    »Oh, mein Gott. Kann ich jetzt aufhören?«
    »Ich weiß es nicht. Kannst du?«
    »Nein. Verdammt. Da ist immer noch etwas …«
    Beau biss die Zähne zusammen und malte weiter. Er verabscheute das. Es war ihm um ein Vielfaches lieber, eine Vision zu haben, auch wenn er danach eine Stunde lang Kopfschmerzen hatte. Er zog es auch vor, dass Wissens- oder Informationsfetzen und -fitzelchen plötzlich ungebeten in seinem Kopf auftauchten. Mit beidem konnte er umgehen.
    Doch dies … dies war in höchstem Maße unheimlich. Er hatte sich schon mehr als einmal gefragt, ob es wirklich sein eigener Verstand und seine Begabung waren, die ihm die Hände führten, wenn er so malte. Wenn man die fertigen Werke betrachtete, war das ein beängstigender Gedanke. Noch beängstigender war allerdings die Möglichkeit, dass er den Vorgang nicht in irgendeiner Weise unter Kontrolle hatte, dass hier jemand anderes sich mittels seiner Fähigkeiten »artikulierte«, sich ihrer bediente, um eine Nachricht zu senden.
    Aus der Hölle, dachte er manchmal. »Bin ich der Einzige, den du kennst, der

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