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Die Augenblicke des Herrn Faustini - Roman

Die Augenblicke des Herrn Faustini - Roman

Titel: Die Augenblicke des Herrn Faustini - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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Spur.
    Die überschreiten die Baunutzungszahl um mindestens fünfzig Prozent. Von der Grundwasserabsenkung ganz abgesehen. Ein Großbauprojekt mitten im Kerngebiet ist unmenschlich. Unmenschlich. Wir geben nicht auf. Wir müssen uns zu einer Plattform zusammenschließen. Die Prozesskosten übersteigen unsere Möglichkeiten. Die haben den längeren Atem. Unsere Hoffnung ist die Zeit. Je länger wir sie aufhalten, umso größer unsere Chance. Großprojekte haben eine geringe Halbwertszeit. Wenn sie auf zu starken Widerstand stoßen, riskieren sie Verluste. Und was die unbedingt vermeiden wollen, das sind Verluste. Wir haben Zeit. Aber die nicht. Die müssen investieren, umsetzen. Sonst stehen die Hintermänner Kopf. Die wollen Renditen sehen. Wir müssen durchhalten.
    Herr Faustini hörte zu und versuchte den Kampf zu verstehen. Von den Regeln dieses Kampfes verstand er nichts. Nur so viel begriff er, dass er zwei Veteranen gegenüberstand. Vom Gegenüberstehen war ihm ganz flau, trotz der Gewissheit in den Augen der Frau.
    So wie John Wayne nicht vor Santa Anna zurückwich, so wichen diese beiden nicht vor den gegnerischen Anwälten.
    Herr Faustini hatte im Augenblick nicht die Kraft, den Kampf der beiden zu seinem eigenen zu machen. Er seufzte, atmete hörbar aus, machte einen Entenmund und verabschiedete sich von ihnen. Herr Faustini war überzeugt, dass jeder Mensch nur einen Schützling zur gleichen Zeit haben konnte. Diese beiden waren einfach im falschen Moment aufgetaucht. Wäre Emil nicht gewesen, so würde er vielleicht in Hinkunft an der Seite des ungleichschultrigen Mannes und seiner Begleiterin durch die Straßen ziehen und Pläne schmieden für den Kampf gegen die unsichtbaren Bosse einer unsichtbaren Firma.
    Herr Faustini eilte zum Schuhgeschäft. Außer einer gähnenden Verkäuferin sah er dort niemanden. Er schritt die Fußgängerzone entlang. Die Frau mit dem Gang, der die Welt leuchten ließ, war nirgends zu sehen. Das hatte er davon, dass er sich von den beiden Kämpfern hatte ablenken lassen. Nirgends der Augenblick in Sicht, an dem alles zusammenkäme. Trotzdem nahm er an einem kleinen Kaffeehaustisch Platz und bestellte heiße Schokolade. Vielleicht würde, wenn er hier lange genug säße, die Frau mit dem Welterleuchtungsgang vorbeikommen. Was fast dem einen Augenblick gleichkäme, den er suchte.
    Nachdem er die heiße Schokolade getrunken und die Fußgängerzone gründlich hinauf und hinunter nach der Frau abgespäht hatte, bezahlte Herr Faustini und machte sich auf den Weg. Die Frau mit dem Zaubergang würde nicht auftauchen, solange er auf sie wartete oder nach ihr suchte. Sie würde einfach vor ihm stehen, verborgen vielleicht in unscheinbaren Kleidern, um ihn zu prüfen. Er aber würde sie auf den ersten Blick an ihrem unnachahmlichen Gang erkennen. Er würde ihr ein Zeichen geben, er würde ihr folgen, ganz gleich was, nur durfte er sie kein zweites Mal einfach vorüberziehen lassen.
    Als er um die Ecke bog, stand die Frau mit dem entschiedenen Blick vor ihm. Nun erst fiel Herrn Faustini die Halbmondform ihrer Augen auf. Sie waren weit geöffnet – diese Augen. Ein Flackern deutete an, dass sie gleich sprechen würde. Und dass sie Wert darauf legte, gehört zu werden.
    Der Schmutz, sagte sie, als würde sie ein eben erst unterbrochenes Gespräch mit Herrn Faustini fortsetzen, verlangt mir alles ab. Staub, Schmutz, Milben. Überall im Haus. Wohin ich schaue, nichts als Schmutz. Auf dem Bücherregal, ja zwischen jeder einzelnen Buchseite Staub. Wenn ein Buch älter ist als zehn Jahre, wird es zur idealen Brutstätte für Milben. Am schlimmsten war es mit dem Spannteppich. Da hat man den Milben zusehen können beim Vermehren. Ich habe mich durchgesetzt. Der Spannteppich ist weg. Aber auch der Parkettboden ist ein Staub- und Schmutzfänger. Unsere Schuhe kommen nicht über den Vorraum hinaus. Vielleicht sollten wir sie ganz vor die Tür stellen. Wahrscheinlich wandert der Schmutz fröhlich von den Schuhen hinein ins Haus. Während wir uns von Flugzeugentführungen und Kriegsberichten berieseln lassen, wandern sie hinein ins Haus, die Milben, auf leisen Sohlen hinein ins Schlafzimmer, hinein in die Betten, hinein in die Kopfkissen und unters Leintuch. Herr Faustini sah sich um. Keine Anmut in Sicht.
    Ich kann aufwischen, sooft ich will. Ich kann aufkehren staubsaugen bohnern klopfen scheuern, wie ich will, der Schmutz hat immer das letzte Wort. Kaum eine Ecke schmutzfrei gewischt, schleicht er

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