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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Bosworth
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mich.
    Ich nahm an, sie sprach von Jeremy. »N-nichts«, stammelte ich. »Er hat nur gesagt, dass er mit mir reden will.« Und dass du gefährlich wärst.
    »Bist du dir sicher?« Katrina kniff die Augen zusammen.
    »Warum sollte ich lügen? Ich kenne ihn ja nicht einmal. Habe ihn davor noch nie in meinem Leben gesehen.« Aber irgendetwas an ihm kam mir bekannt vor, nicht wahr?
    »Gut. Halt dich von ihm fern«, sagte Katrina. »Sieh zu, dass du nichts mit ihm zu tun hast.«
    Witzig, genau dasselbe hat er über dich gesagt.
    »Katrina, mach ihr ein bisschen Platz.« Mr Kale stupste sie zur Seite. »Können Sie aufstehen, Miss Price?«
    »Ich denke schon.« Ich konnte nicht fassen, dass ich ohnmächtig geworden war. Ich konnte nicht fassen, dass ich ohnmächtig geworden war und Jeremy mich im Stich gelassen hatte. Idiot. Bezaubernder, bezaubernder Idiot.
    Mr Kale reichte mir die Hand, um mir auf die Beine zu helfen. Ich erhaschte einen Blick von der ringförmigen roten Narbe auf seinem Handteller. Als seine Hand meine umschloss, durchfuhr mich Elektrizität, als hätte ich eine Strom führende Leitung angefasst.
    Ich schnappte nach Luft und versuchte, meine Hand zurückzuziehen, doch Mr Kale ließ sie erst wieder los, nachdem er mich auf die Füße gehievt hatte. Dann stolperte ich von ihm weg. Von ihnen allen. Zurück zur Fensterfront und der Meeresbrise, die ihre Gewitterwarnung mit sich trug.
    »Was war das?«, fragte ich. »Was haben Sie gemacht?«
    Das Surren auf meiner Handfläche, wo Mr Kale mich berührt hatte, befand sich plötzlich in meinem Kopf. Ich legte die Hände auf die Ohren, konnte das Geräusch aber nicht aussperren. Das Summen war in mir und ließ mein Gehirn vibrieren. Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er voller Fliegen. Voller atmosphärischer Störungen, die so laut waren, dass ich meine eigenen Gedanken kaum noch hören konnte.
    Mein Blick huschte von Gesicht zu Gesicht. Wer waren diese Leute, und warum sahen sie mich an, als hätten sie einen Hundertdollarschein auf dem Bürgersteig gefunden, den sie behalten wollten? Und was hatte Parker hier zu suchen?
    »Er wurde eingeladen«, sagte Mr Kale. »Wie Sie.«
    »Was?« Ich nahm die Hände von meinen Ohren. Anscheinend hatte ich ihn nicht richtig verstanden.
    »Sie haben sich gefragt, was Ihr Bruder hier macht. Und ich sage es Ihnen.«
    »Wie haben Sie …? Sie haben doch nicht … Sie konnten doch nicht …« Ich konnte nicht. Den Satz zu Ende bringen.
    Ich dachte daran, wie die Luft geprickelt hatte, als Mr Kale Schiz fixiert hatte, und wie dieses Prickeln in meinen Schädel gewandert war, und bekam es plötzlich mit der Angst zu tun.
    Er hat meine Gedanken gelesen. Er hat meine verdammten Gedanken gelesen!
    Unmöglich. Ausgeschlossen.
    Plötzlich verebbte das Surren. Mr Kales Mund verzog sich zu einem wissenden Lächeln. Zu einem allzu allwissenden Lächeln.
    Ich sah Parker an. Er griff in seine Hosentasche und holte eine rechteckige Karte hervor. Dann drehte er sie um und zeigte mir die Vorderseite. Das Bild. Eine androgyne Person, die in einem Kreis schwebte. Eine weitere Tarotkarte. Ein weiterer Kreis.
    Ich schüttelte den Kopf. »Was bedeutet sie?«
    Katrina pflückte die Karte aus seinen Fingern, holte ihren Stapel hervor und schob sie wieder zwischen die anderen Karten.
    »Der Name seiner Karte lautet ›Die Welt‹«, erklärte Katrina und lächelte dabei Parker an. »Das ist die Karte, die er gezogen hat. Die Karte, die ihn gezogen hat, um genau zu sein. Das bedeutet, dass er dazu bestimmt ist, einer von uns zu sein. Potenzielle Suchende ziehen immer ›Die Welt‹, und diese Karten liegen nie falsch. Sie sind über zweihundert Jahre alt. Sie haben meiner Urururgroßmutter gehört, der Begründerin unseres Kreises, und wissen immer, was in einem Menschen steckt. Parker ist dazu bestimmt, unserer Sache zu dienen.«
    Ich sah meinen Bruder mit einer hochgezogenen Augenbraue an, der zum Zeichen seiner Hilflosigkeit die Hände hob.
    »Sie hat mich vor der vierten Stunde im Korridor aufgehalten und aufgefordert, eine Karte zu ziehen«, erklärte er. »Dann hat sie mir gesagt, dass ich nach dem Unterricht in diesen Raum kommen soll. Sie hat gemeint, du wärst auch hier.«
    Mein Blick schwenkte zu Katrina. Sie stand auf ihren Absätzen da, die Arme hinter dem Rücken, und biss sich auf spielerische, verführerische Weise auf die Unterlippe. Wie Lolita.
    »Wer bist du? Gehst du überhaupt auf diese Schule?«, fragte ich sie. »Ich sehe dich

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