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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Bosworth
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Du bist noch nicht bereit dazu, es zu erfahren.«
    »Woher willst du wissen, wozu ich bereit bin? Du hast mich erst vor ein paar Stunden kennen gelernt.«
    »Ich …«
    »Du weißt es einfach«, vollendete ich seinen Satz für ihn, wobei meine Stimme lauter wurde. »Hat das etwas mit den Suchenden zu tun? Du weißt schon, mit diesen Verrückten, von denen du gesagt hast, dass ich mich von ihnen fernhalten soll, und bei denen du mich dann bewusstlos zurückgelassen hast? Hast du irgendeine Ahnung, was sie zu mir gesagt haben, nachdem ich aus deinem kleinen Traum aufgewacht bin, der kein Traum war?«
    Jeremys Hand wanderte von seinem Nacken zu seiner Stirn. Sein Daumen massierte eine Schläfe, seine übrigen Finger die andere. Dann bewegten sich seine Finger schnell zu seinem Nasenrücken und kniffen hinein. Er reckte den Hals, als habe er Schmerzen.
    »Tut mir leid, dass ich weggelaufen bin«, sagte er. »Ich wusste nicht, was ich tun soll.«
    »Wie wär’s mit nicht weglaufen?«
    Seine Wangen röteten sich. »Ich habe doch gesagt, dass es mir leidtut. Sei ruhig sauer auf mich, wenn du willst, aber du musst mir zuhören, Mia.« Seine Finger kniffen fester in seinen Nasenrücken. Er schloss die Augen. »Du musst dich von den Suchenden fernhalten.«
    »Dasselbe haben sie über dich gesagt.«
    »Hör auf nichts, was sie sagen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil sie gefährlich sind.«
    »Das sagtest du bereits. Inwiefern sind sie gefährlich?«
    »Da sie jetzt wissen, wer du bist, werden sie versuchen, dich zu benutzen.« Er presste die Zähne so fest aufeinander, dass es den Anschein hatte, als würden sie jeden Moment wie Glas zersplittern.
    Jeremys Worte ließen mich einen Schritt zurückweichen.
    »Wer bin ich?«, fragte ich so leise, dass ich mich selbst kaum hören konnte.
    Katrinas Worte spukten mir durch den Kopf.
    Ein Mädchen, das auf dem Dach des letzten Turms steht, umgeben von einem tosenden Sturm und Blitzen aus Blut … Das letzte Omen vor dem Ende …
    »Ich habe doch gesagt, ich kann es dir nicht erklären«, erwiderte Jeremy. »Aber …« Er ließ die Hand sinken. »Ich könnte es dir zeigen.«
    Jeremy machte einen Schritt nach vorn und verringerte den Abstand zwischen uns. Ich schnappte nach Luft, als ich die kribbelnde Hitze spürte, die er verströmte und die überall auf meiner Haut Fieber ausbrechen ließ. War das der Funke? Es fühlte sich auf jeden Fall nicht so an. Es fühlte sich an wie Feuer. Nicht wie das Feuer, welches das Zelt des Dealers in einen Ofen verwandelt hatte, sondern wie eine andere Art von Feuer. Die Art von Feuer, in das man seine Hand halten wollte. Die Art von Feuer, von dem man sich verbrennen lassen wollte.
    Jeremy hob die Hände. Er zitterte. »Hab keine Angst.«
    Die hatte ich aber, und ich machte den Mund auf, um es ihm zu sagen. Dann presste er mir die Handflächen auf die Augen. Der Schauder, den seine Berührung bei mir auslöste, durchdrang meine Haut, und mir wurde mit einem Mal schwindelig. Ich hatte das Gefühl, jeden Moment auf die Knie zu fallen. Meine Gedanken füllten sich mit Licht, dann mit Dunkelheit und dann …
    Es war wie eines dieser kleinen Bücher mit Bildern, die zu einem Film werden, wenn man die Seiten mit dem Daumen durchblättert.
    Mit dem Unterschied, dass es auf diesen Seiten um mich ging.
    Ich war von Bergen von zertrümmertem Beton und zersplittertem Glas umgeben. Unter meinen Füßen befand sich ein dicker Teppich aus Zementstaub. Vor mir, in der zerstörten Straße, sah ich die weiße Säule des Tower, der in den Nachthimmel stach wie eine stumpfe Nadel. Ich war in der Wüste.
    Umblättern.
    Ich machte einen Schritt, und der Boden unter mir verschwand. Als ich nach unten blickte, sah ich, dass ich in eine Spalte in der Straße getreten war. Mein Magen stieg mir in die Kehle, als ich in die Dunkelheit stürzte und mir bewusst wurde, dass das mein letzter lebendiger Moment war.
    Umblättern.
    Menschen, die tanzten. Ihre Körper drängten sich von allen Seiten an mich und bewegten sich in epileptischen Zuckungen zu einem pochenden elektronischen Rhythmus. Einem Rhythmus wie Donner. Nein … nicht wie Donner. Ich hob den Blick. Wir befanden uns auf dem Dach des Tower. Der Himmel war von schwarzen Gewitterwolken verhangen. Nicht wie Donner. Der Rhythmus war Donner. Blitze leuchteten auf … rote Blitze, die sich wie blutgefüllte Adern am Himmel verzweigten. Meine Augen brannten. Ich blinzelte, bis ich wieder sehen konnte.
    Umblättern.
    Die Tänzer

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