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Die Auserwählte

Die Auserwählte

Titel: Die Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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erhabenen Symphonie, die folgt; ein dünn klingendes Solo vor dem schmetternden, triumphalen Massenchor. Die meisten Religionen verfügen in dieser Hinsicht über einen Ansatz von Wahrheit, aber für mich ist es offensichtlich, daß der Luskentyrianismus, mit Elementen aus allen von ihnen, dem Rest haushoch überlegen ist.
    *
    Ich genoß meinen Flug von London nach Edinburgh – den ersten in meinem Leben – nicht. Zum einen war mir nicht wohl, und die verschiedenen Bewegungen und Luftdruckveränderungen, die ein Flug mit sich bringt, schienen beinahe absichtlich geschaffen dazu, ein Gefühl der Unpäßlichkeit zu erzeugen, selbst ohne die Nachwirkungen von zuviel Alkohol in der vorangegangenen Nacht. Darüber hinaus gibt es jedoch noch die verschiedensten Fehler und Irrtümer bezüglich den Gepflogenheiten und der Etikette, die einem beim Reisen in einem Luftfahrzeug unterlaufen können, und ich glaube, ich habe sie alle begangen.
    Großmutter Yolanda fand meine Fauxpas äußerst erheiternd; der in einen dreiteiligen Anzug gekleidete Herr, der auf der anderen Seite von mir saß, zeigte sich weniger beeindruckt. Mein erster Fehler war, ihn – ganz im Geiste aufmerksamer, fürsorglicher Hilfsbereitschaft und allgemeiner Kameradschaft – anzuweisen, seine Sicherheitshinweise zu studieren, als die Schaffnerin ihn dazu aufforderte; er sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Mein letzter Fehler – jedenfalls im Flugzeug selbst – war das Ergebnis unangemessener Protzerei (wie dies oft der Fall ist!).
    Die Tasse Tee, die ich nach meiner spärlichen Mahlzeit bestellt hatte, war ein wenig zu heiß, und ich bemerkte, daß sich über meinem Sitzplatz eine kleine drehbare Düse befand, aus der kalte Luft entströmte. Ich beschloß, dem Geschäftsmann neben mir gegenüber eine Ehrenrettung zu versuchen, indem ich den Luftstrom dazu benutzte, die Temperatur meines Tees zu senken. Das war theoretisch sicher eine gute Idee und hätte zweifellos auch perfekt funktioniert, hätte ich meine Tasse nicht demonstrativ direkt unter die Düse gehalten und diese voll aufgedreht, so daß ein starker, gerichteter Luftstrom entstand, der den Tee aus der Tasse drückte und ihn auf den Geschäftsmann und die Person auf dem Sitzplatz hinter ihm herabregnen ließ. Yolanda fand die ganze Episode außerordentlich komisch und hörte eine Weile sogar auf, sich über das Nichtvorhandensein einer Ersten Klasse zu beschweren.
    Ihre gute Laune verflog allerdings schnell, als wir den Flughafen von Edinburgh erreichten und sie sich nicht erinnern konnte, wo sie ihren Mietwagen abgestellt hatte.
    »Ich dachte, es wäre schneller, ihn einfach hier stehenzulassen statt ihn abzugeben und einen neuen zu mieten«, sagte sie, während sie an einer weiteren Reihe von Autos entlangmarschierte.
    Ich folgte ihr mit dem Gepäckwagen. »Was für ein Auto ist es denn?« fragte ich. Nicht, daß es einen Unterschied für mich machen würde; ein Auto ist wie das andere.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Yolanda. »Klein. Nun, ziemlich klein.«
    »Kannst du denn nichts an den Autoschlüsseln ablesen?«
    »Ich habe die Schlüssel ins Auspuffrohr gesteckt«, erklärte sie etwas verlegen. »Damit erspart man sich, Hunderte von Schlüsseln mit sich herumzuschleppen.«
    Ich bemerkte, daß einige Autos Aufkleber an ihren Heckscheiben hatten, an denen man die Mietfirmen erkennen konnte.
    »Erinnerst du dich, welcher Firma es gehörte?«
    »Nein.«
    »Auf dem ganzen Parkplatz stehen diese Pfosten mit Buchstaben; hast du das Auto in der Nähe -?«
    »Keine Ahnung. Ich war in Eile.«
    »Welche Farbe hatte das Auto?«
    »Rot. Nein, blau… Scheiße.« Yolanda sah frustriert aus.
    »Erinnerst du dich, zwischen was für anderen Autos du es geparkt hast?«
    »Ich bitte dich, Isis.«
    »Oh. Ja, ich vermute, die könnten mittlerweile weggefahren sein. Aber vielleicht sind sie ja immer noch da!«
    »Range Rover. Eins war ein Range Rover. Eins von diesen hohen Teilen.«
    Wir überprüften alle Range Rover auf dem Parkplatz, bevor es Yolanda einfiel, ihre Kreditkartenbelege durchzusehen. Keine Spur eines Mietautos vom Flughafen Glasgow.
    »Vermutlich habe ich ihn im Auto liegenlassen«, gestand sie.
    »Ach, zum Teufel damit. Laß uns einen neuen Wagen mieten.«
    »Was wird mit dem, der hier steht?«
    »Scheiß drauf. Irgendwann werden sie ihn schon finden.«
    »Mußt du denn nicht dafür bezahlen?«
    »Sollen die mich doch verklagen! Dafür gibt’s schließlich

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