Die Auserwählte
miteinzuschließen, nur um festzustellen, daß sie still und leise das Büro verlassen haben mußte. Ich zögerte, dann fuhr ich fort. Während ich Allan von meinen Abenteuern erzählte – und er sich Notizen machte, wobei er sich über einen Block auf seinem Schreibtisch beugte –, bemerkte ich, daß mein Seesack ebenfalls verschwunden war; Allan hatte ihn neben dem anderen Schreibtisch abgestellt, doch jetzt stand er dort nicht mehr.
»Ein Pornostar?« Allan hustete; seine Gelassenheit und seine Stimme schienen brüchig zu werden.
»Fusillada DeBauch«, bestätigte ich.
»Du liebe Güte.« Er machte sich eine Notiz. »Wie buchstabiert man das?«
Ich berichtete von meinen Besuchen in Mr. Leopolds Büro, dem La Mancha in Gittering, auf Clissolds Gesundheitsfarm und Country Club und meiner Rückkehr zum La Mancha. Hin und wieder nickte Yolanda und schnaubte, als ich zu den Ereignissen kam, an denen sie teilgehabt hatte. Ich ließ den Sturz durch die Decke, den Angriff auf die Rassisten und die Besuche in den Nachtclubs aus.
Leider konnte ich nicht ebenso übergehen, daß ich festgenommen worden und im Fernsehen zu bewundern gewesen war. Ich erwähnte meinen Versuch, das Zhlonjiz zu benutzen, um Gottes Rat zu erbitten, und erzählte auch, daß ich aus demselben Grunde die Cannabis-Zigarette geraucht hätte, als das Zhlonjiz nicht gewirkt hatte. Allan schaute betreten drein und hörte auf zu schreiben.
»Ah«, sagte er mit schmerzlich verzerrtem Gesicht. »Ja, wir haben schon von den Possils über das Zhlonjiz gehört. Warum -?« Er verstummte, als sein Blick hinter mich, auf die Tür, fiel.
Yolanda schaute nach hinten, dann wandte sie sich auf ihrem Stuhl um. Sie räusperte sich.
Ich drehte mich ebenfalls um und sah meinen Großvater in der offenen Tür stehen; Erin stand hinter ihm. Salvador war wie üblich in eine weiße Robe gekleidet. Sein Gesicht, umgeben von weißem Haar, war rot angelaufen.
»Großvater…« sagte ich und erhob mich von meinem Stuhl. Yolanda blieb aber sitzen. Mein Großvater kam mit entschlossenen Schritten geradewegs auf mich zu. Er erwiderte das Zeichen nicht. Er hielt etwas Kleines in seiner Hand. Er beugte sich an mir vorbei und klatschte das Ding vor mir auf den Schreibtisch.
»Und was ist das?« zischte er.
Ich betrachtete das winzige Stück Bakelit. »Die Kappe der Zhlonjiz-Phiole, Großvater«, erklärte ich perplex. »Es tut mir leid; das ist alles, was ich von der Polizei zurückerhalten habe. Ich habe ein wenig – «
Mein Großvater versetzte mir eine Ohrfeige, so daß meine oberen und unteren Zahnreihen schmerzhaft gegeneinanderschlugen.
Ich starrte schockiert in sein wütendes, rotes Gesicht. Meine Wange brannte wie ein fleischlicher Spiegel seines Zorns. Ich sah aus dem Augenwinkel, daß meine Großmutter augenblicklich aufsprang und sich neben mich stellte, hörte, daß sie etwas brüllte, aber langsam zog sich mein Blickfeld immer enger auf das wütende Gesicht meines Großvaters zusammen, während alles andere an den Rändern dunkler zu werden und sich aufzulösen schien, bis selbst das Scharlachrot von Salvadors Gesicht grau wirkte und die verschiedenen Stimmen um mich herum sich in ihrem eigenen hörbaren Grau verloren und sich unentwirrbar über mir brachen wie ein donnernder Wasserfall.
Ich fühlte Hände auf meinen Schultern und dann das feste Holz des Stuhls unter mir. Ich schüttelte den Kopf, als wäre ich unter Wasser, und alles passierte sehr langsam.
»- zum Teufel gibt dir das Recht -?«
»- meine Enkelin; mein eigen Fleisch und Blut!«
»Salvador…«
»Ja, und sie ist auch meine Enkelin, also, was willst du?«
»Sie gehört dir nicht! Sie gehört uns! Du verstehst nicht – «
»Ach, du warst schon immer ein gottverdammter Tyrann!«
»Großmutter, wenn du – «
»Und du hast dich schon immer überall eingemischt, Weib! Schau dir doch nur an, wie du sie ausstaffiert hast, wie eine billige Großstadthure!«
»Salvador…«
»Was? Zum Teufel, du hast kein Recht, von Huren zu sprechen, du alter Scharlatan!«
»WAS?«
»Großmutter, würdest du dich bitte – «
»Was hast du -?«
»Hört auf! Hört auf hört auf hört auf!« schrie ich und erhob mich mühsam auf die Füße; ich mußte mich an der Schreibtischkante festhalten, um nicht umzufallen. Ich wandte mich zu Großvater um und hob unwillkürlich meine Hand an meine Wange. »Warum hast du das getan? Was habe ich getan?«
»Bei Gott«, donnerte Salvador. »Ich
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