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Die Auserwählte

Die Auserwählte

Titel: Die Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Gewächshauses, winkte einmal und nickte verhalten, dann verschwand er durch die Pforte in den Hof der Farm. Yolanda und ich folgten ihm, jede von uns mit einem halben Dutzend Kinder an der Hand, die uns mit ihrem Wirbelsturm von Fragen übermannten.
    Als wir den Hof betraten, trafen wir auf Bruder Pablo, der dastand und Otie, die Eselstute, am Zaumzeug festhielt, während Schwester Cassie sie striegelte. Einige der Kinder lösten sich von uns und liefen uns voraus, um die Eselin zu streicheln, die alles friedlich über sich ergehen ließ.
    »Schwester Isis«, begrüßte mich Pablo und senkte den Blick, während er mein Zeichen erwiderte. Pablo war ein paar Jahre jünger als ich, ein hochgewachsener, gebeugter, stiller Spanier, der seit einem Jahr bei uns lebte. Gewöhnlich hatte er ein Lächeln für mich übrig, heute jedoch nicht, wie es schien.
    »Hallo, Isis«, grüßte Schwester Cassie nickend. Sie ließ den Striegel in Oties Fell hängen und legte ihre Hände auf die Köpfe zweier Kinder. »He, du siehst… wirklich elegant aus.«
    »Vielen Dank, Cassie«, erwiderte ich, dann stellte ich Yolanda und Pablo einander vor.
    »Wir haben uns schon kennengelernt, letzte Woche«, erklärte Yolanda mir.
    »O ja, Entschuldigung«, sagte ich, während weitere Menschen aus den Gebäuden auf den Hof kamen; ich winkte und erwiderte verschiedene Begrüßungen. Allan kam aus dem Herrenhaus und drängte sich eilig durch die Menge; Bruder Calum trat dicht hinter ihm aus dem Haus und folgte ihm.
    »Schwester Yolanda, Schwester Isis«, sagte Allan und ergriff unsere Hände. »Willkommen daheim. Pablo, nimm bitte Schwester Isis’ Tasche und folge uns.«
    Yolanda, Allan, Pablo und ich gingen zum Herrenhaus hinüber; alle anderen blieben auf dem Hof. »Wie geht es dir, Schwester Yolanda?« erkundigte sich Allan, während wir die Treppe erklommen. Ich blickte auf das Plakat, auf dem für Cousine Morags fiktives Konzert in der Royal Festival Hall geworben wurde.
    »Ist mir schon besser gegangen, aber auch schon schlechter«, erklärte Yolanda ihm.
    Als wir den Treppenabsatz zwischen dem Büro und Salvadors Gemächern erreichten, zögerte Allan und tippte sich mit dem Finger gegen die Lippen. »Großmutter«, sagte er lächelnd. »Salvador sagte, es täte ihm leid, daß er dich letztens verpaßt hat, und er würde dich jetzt gerne sehen; hättest du Lust auf einen kleinen Plausch?« Er deutete auf Großvaters Gemächer.
    Yolanda legte den Kopf leicht in den Nacken und musterte meinen Bruder eingehend. »Was du nicht sagst.«
    »Ja«, sagte Allan. Er legte Yolanda eine Hand ins Kreuz. »Wir wollen uns nur kurz mit Isis unterhalten; eine Art Lagebesprechung anläßlich ihrer Rückkehr.« Er deutete mit einem Nicken auf die Bürotür. »Wir sind dann hier drin.«
    »Möchte – « setzte ich an und wollte gerade sagen: Möchte Großvater denn nicht hören, was ich zu sagen habe?, aber Yolanda kam mir zuvor.
    »Gut, ich setze mich dazu«, verkündete sie.
    »Oh?« sagte Allan und schaute etwas unbehaglich drein. »Nun, ich glaube, Salvador erwartet dich…«
    »Er hat zwei Jahre gewartet; er kann noch ein paar Minuten länger warten, denke ich.« Yolanda lächelte verkniffen.
    »Nun…« setzte Allan an.
    »Komm schon; je schneller wir sind, desto weniger lang muß er warten«, erklärte meine Großmutter und hielt auf die Bürotür zu. Ich sah, wie Allan die Zähne zusammenbiß, als wir ihr folgten.
    Schwester Erin stand von ihrem Schreibtisch auf, als wir eintraten. »Schwester Isis. Schwester Yolanda.«
    »Hallo, Erin.«
    »Wie geht’s, wie steht’s?«
    »Vielen Dank, Pablo«, sagte Allan und nahm dem Jungen meine Tasche ab, um sie neben dem Schreibtisch der Sekretärin abzustellen. Pablo nickte, ging und schloß die Tür hinter sich.
    Yolanda und ich nahmen vor Allans Schreibtisch Platz; er holte einen Stuhl heran, der ansonsten neben dem kleineren Schreibtisch stand. Erin blieb dort, hinter uns. »Also, Isis«, begann Allan und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Wie ist es dir ergangen?«
    »Mir geht es gut«, erklärte ich, obgleich ich in Wahrheit einen Kater hatte und mich zu fragen begann, ob ich mir eine Erkältung eingefangen hatte. »Ich muß jedoch gestehen, daß meine Mission, Schwester Morag zu finden, nicht von Erfolg gekrönt war.«
    »Oh«, sagte Allan betrübt.
    Ich begann, in größeren Einzelheiten von meiner Reise zu berichten, wobei ich mich einmal aus Höflichkeit umdrehte, um auch Schwester Erin

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