Die Auserwählte
Gott befiehlt! Was haben ihre dummen Regeln und Vorschriften mit unseren Heiligen Zielen zu tun?«
Ich rang noch immer mit seiner Hand, während sie versuchte, sich zu meinem Unterleib zu winden; sein bärtiges Gesicht keuchte und schwitzte über mir; er küßte einen kurzen Augenblick lang meine Lippen, aber ich wandte den Kopf ab.
»Aber ich will das nicht!« jammerte ich.
»Du willst es nicht?« lachte er grimmig. »Welche Rolle spielt es, was wir beide wollen? Wir tun, was Gott uns aufträgt! Wir beide müssen uns Seinem Willen unterwerfen, Isis! Wir müssen uns beide unterwerfen! Wir müssen beide vertrauen; vertrauen und glauben! Du hast versprochen, mir zu vertrauen; du hast versprochen, mir zu vertrauen und zu glauben, erinnerst du dich?«
»Aber doch nicht so!«
»Dann hat deine Liebe zu Gott also Grenzen, Isis?« fragte er atemlos, während er noch immer versuchte, seine schweißnasse Hand zwischen meine Beine zu zwängen. Sein Atem ging jetzt sehr schnell und keuchend, und sein Gesicht war leuchtend rot.
»Tust du nur, was Gott dir befiehlt, wenn es dir in den Kram paßt? Ist es so? Ja?«
»Nein!« stammelte ich, und mein eigener Atem ging jetzt schwer, da Großvaters ganzes Gewicht auf mir lastete. »Aber das hier muß ein falsches Signal sein! Gott würde das hier niemals verlangen!«
»Was? Einen Akt der Liebe? Was gibt es da groß zu verlangen? Hat Buddha gezögert, all seine irdischen Besitztümer aufzugeben? Hat Mohammed gezögert, zu den Waffen zu greifen und in den Krieg zu ziehen? Hat Abraham nicht seinen Sohn auf den Berg geführt, um ihn zu opfern, weil Gott es so verlangte? Hätte er es nicht auch getan, wenn Gott ihn nicht aufgehalten hätte? Von uns verlangt Gott nichts weiter als einen Akt der Liebe, Isis; einen Akt der Liebe, als Beweis dafür, daß wir beide wahrlich glauben! Wir müssen uns beide unterwerfen!« Er keuchte und befreite seine Hand aus meinem Griff; sie schob sich blitzschnell zwischen meine fest zusammengepreßten Beine und versuchte, mein Geschlecht zu befingern; ich strampelte und wand mich unter ihm heraus, rollte mich quer über das Bett von ihm weg; er packte mich, umklammerte mein Fußgelenk, als ich versuchte aufzustehen, und riß mich wieder nach unten, so daß ich auf allen vieren landete. »Unterwirf dich, Isis, unterwerfe dich! Beweise deine Liebe zu Gott!« Er versuchte, mich von hinten zu besteigen, aber ich warf ihn ab.
»Das bist nicht du!« schrie ich und krabbelte auf allen vieren von ihm weg, klaubte dabei eiligst meine Kleider zusammen, während ich mich auf der schwankenden Oberfläche des Bettes aufrichtete. »Gott kann das nicht verlangt haben!«
Mein Großvater kniete auf dem Bett, und’ seine angeschwollene Männlichkeit ragte an der Unterseite seines Bauchs auf wie ein Stützbalken. Sein Gesicht war zu einem Ausdruck verzerrt, wie ich ihn nie zuvor gesehen hatte: ein zorniger, von loderndem Haß erfüllter Blick, der in mir das schreckliche Gefühl von Leere und Übelkeit wachrief.
»Du verweigerst dich also Gott, Isis?« sagte er heiser. Ich stieß rücklings gegen eine geschlossene Tür; es war die Tür zum Badezimmer, nicht der Ausgang zum Wohnzimmer; zwischen mir und jener Tür kniete Großvater. Er breitete die Arme aus. »Du verweigerst das Sakrament der heiligen Verzückung durch die Vereinigung der Seelen?«
Ich lehnte mich gegen die Tür und streifte mir ein Bein meiner Hose über. »Wenn Gott das wirklich gewollt hätte, dann hätte Er auch zu mir gesprochen«, erklärte ich.
»Er hat zu mir gesprochen!« donnerte er und schlug sich mit der Faust gegen die Brust. Er stürzte sich auf mich, während ich auf einem Bein stand, um das andere in das Hosenbein zu stecken. Ich hatte es halb erwartet und war deshalb vorbereitet. Ich sprang zur Seite und entkam ihm, ließ dabei aber meine Jacke und meine Strümpfe auf das Bett fallen. Ich hüpfte auf einem Bein über das Bett, mein Hemd unter die Achselhöhle geklemmt, während ich meine Hose überstreifte und sie hochzog. Ich hatte jetzt freie Bahn zur Tür nach draußen. Ich stand keuchend da und starrte ihn an, während er sich neben der Badezimmertür aufrichtete, ein bleicher Schatten im flackernden Kerzenlicht; seine Brust und sein Bauch hoben sich mit jedem Atemzug. Sein Penis war nun erschlafft. Großvater wischte sich mit der Hand das Gesicht ab.
»Du Judas«, röchelte er.
»Großvater, bitte – « begann ich, während ich mein Hemd anzog.
»Du Heidin!« keuchte er,
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