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Die Auserwählte

Die Auserwählte

Titel: Die Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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langweilig und nur an ihren Prüfungen interessiert.«
    »Das sind sie auch, die meisten zumindest!« erwiderte Topec gestikulierend. »Wir Feten – «
    »Fete!« grölten die anderen abermals im Chor.
    »- könige sind praktisch eine vom Aussterben bedrohte Spezies!«
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, warum«, seufzte ich. »Nun, dann – «
    »Ach, komm schon, Is, mach mit… ich meine, es ist Fete angesagt – «
    »Fete!«
    »- und da kann man sich doch nicht ausklinken. Das andere können wir doch Montag immer noch machen.«
    »Topec«, sagte ich mit einem müden Lächeln. »Sag mir einfach, wo ich hingehen muß. Dann mache ich es allein.«
    »Du willst nicht mitkommen?« fragte er geknickt.
    »Nein danke. Ich würde das gerne heute noch erledigen. Es ist schon in Ordnung; ich werde es allein machen.«
    »Kommt gar nicht in die Tüte! Wenn du nicht mit uns mitkommst, dann komme ich mit dir mit; wir werden alle mitmachen. Wir werden alle helfen! Aber heute abend mußt du mit uns einen trinken gehen, abgemacht?« Er schaute sich zu den anderen um.
    Sie sahen erst ihn und dann mich an.
    »Nö.«
    »Nein, laß stecken, Tope.«
    »Vergiß es; ich will mir guten Jazz reinziehen.«
    Topec schaute einen Moment lang bedrückt drein. »Oh. Na gut«, sagte er mit einem übertriebenen Achselzucken und wedelte mit den Armen. »Dann bleibt’s eben an mir hängen.« Er lachte. »Scheiße. Da hab ich mich ja gut reingeritten, was?«
    Die anderen pflichteten ihm mit einem dreistimmigen Gemurmel bei.
    Topec starrte mich an und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Ich vermute, ich muß dir auch die Füße waschen, oder? Hab ich ganz vergessen!«
    Die anderen blickten verblüfft hoch.
    Ich stellte mir kurz im Geiste vor, wie sauber wohl die Schüsseln, Wannen oder Schalen in der Wohnung sein mochten, die sich zum Füßewaschen eignen könnten. »Vielen Dank, Topec, aber das ist im Moment nicht nötig.«
    *
    »Geld«, sagte Topec ein wenig später in der Küche, während wir die Überreste des Frühstücks wegräumten.
    »Eine Banknote«, erklärte ich ihm.
    »Ja, cool. Mein Vertrauensdozent sammelt Briefmarken und so’n Zeug. Ich frage mich, ob er vielleicht jemanden kennt, der Geldscheine sammelt? Ich werd ihn mal anrufen.« Er grinste. »Hab seine Privatnummer; ich ruf ihn immer an, um eine Verlängerung zu bekommen. Schmeiß das Zeug einfach hier rein«, sagte er und zeigte auf einen von drei schwarzen Plastiksäcken neben einem überquellenden Abfalleimer. Er marschierte hinaus in die Diele. Ich öffnete den schwarzen Sack, wandte eilig den Kopf ab, als mir der faulige Gestank aus der Mülltüte in die Nase stieg, und ließ die zusammengedrückten, leeren Imbißbehälter hineinfallen. Ich verschnürte den Beutel und machte dasselbe auch mit den anderen beiden, wobei ich die ganze Zeit durch den Mund atmete, um gegen den Gestank anzukommen.
    Ich machte mich daran, das Geschirr abzuwaschen. Alles, um mich zu beschäftigen. Meine Ahnungen bezüglich der Spüle erwiesen sich als richtig. Topec kam wenige Minuten später zurück. Er starrte auf den Schaum in der Spüle, als hätte er ein solches Phänomen noch nie gesehen – eine These, die der allgemeine Zustand der Küche durchaus bestätigte. »Oh, ja! Echt klasse Idee, Is!«
    »Was hat dein Vertrauensdozent gesagt?« fragte ich ihn.
    »Wir brauchen einen Notaphilisten«, erklärte er grinsend.
    »Einen was?«
    »Einen Notaphilisten«, wiederholte er. »Offensichtlich gibt es einen in der Wellington Street.« Er schaute auf seine Uhr. »Hat Samstag bis mittags auf. Ich denke, das könnten wir schaffen.«
    *
    Es fiel mir nicht schwer, mich vom Aufwaschen loszureißen. Wir nahmen einen Bus ins Stadtzentrum und fanden die Adresse in der Wellington Street, ein kleines Kellergeschäft unterhalb eines eleganten, hochaufragenden viktorianischen Bürogebäudes aus jüngst gereinigtem beigem Sandstein.
    H. Womersledge, Numismatiker und Notaphilist, stand auf dem abblätternden, gemalten Schild. Der Laden war winzig und düster und roch nach alten Büchern und irgend etwas Metallenem. Eine Glocke schellte, als wir eintraten. Ich versuchte mich zu überzeugen, daß es sich nicht wirklich um ein Einzelhandelsgeschäft handelte. Überall waren Glasvitrinen, Tresen und hohe Schaukästen, alle voll mit Münzen, Orden und Banknoten, letztere in kleinen durchsichtigen Plastikständern oder Ordnern wie Fotoalben.
    Ein Mann mittleren Alters trat aus den hinteren Räumen des

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