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Die Auserwählte

Die Auserwählte

Titel: Die Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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wurde, als sie im Alter von dreiundvierzig Sophi gebar, wenngleich um den Preis ihres eigenen Lebens).
    Mrs. Ws außergewöhnlich großzügige Tat war einzigartig in ihrer Größe, aber die Konvertiten gaben auch ansonsten gern und mit Freuden, obgleich Salvador zumeist ein mißmutiges Widerstreben zur Schau stellte, wenn er ein Geschenk annahm, und immer sicherstellte, daß dem Spender bewußt war, daß er allein um seines eigenen Seelenheils willen schenkte (mit der Begründung, daß das Geben tatsächlich seliger als das Nehmen sei, für Salvadors Seelenheil dankenswerterweise schon gesorgt war, und er daher Großmut beweisen konnte, wenn es darum ging, Tribut anzunehmen).
    Die Leute erfuhren (ganz gelegentlich) durch die Medien von unserer Gemeinschaft, manchmal auch durch die Warnungen lauterer, doch fehlgeleiteter Priester und Pastoren, denen offenkundig der Sinnspruch darüber, daß die einzig schlechte Reklame ist, wenn nicht über einen gesprochen wird, nicht bekannt war, doch hauptsächlich hörten sie von uns durch Mundpropaganda (ich muß an dieser Stelle eingestehen, daß bislang kein Versuch, die fromme Botschaft durch das kommerzielle Vertreiben der Orthographie zu verbreiten, erfolgreich war). Wie ich schon sagte, waren wir in gewisser Hinsicht die ersten Hippies, die ersten Grünen, die ersten New-Age-Jünger, und so wurden zwangsläufig einige wagemutige Seelen, die sich als Vorhut des gesellschaftlichen Wandels sahen und ihrer Zeit wenigstens zwanzig Jahre voraus waren, von jenem Bestreben angezogen, das wenige Jahre später unter den verschiedensten Namen die Welt erschüttern sollte.
    In den frühen Jahren nach der Gründung unseres Ordens gab mein Großvater nach und nach die Suche nach der – mittlerweile schon fast legendären – Segeltuchtasche auf und fügte sich ganz in das Leben eines Gurus, wie man es wohl heutzutage nennen würde; er verkündete Weisheiten, hatte Visionen, die halfen, unserem Glauben den Weg zu weisen, und diente uns als lebendes Vorbild friedvoller Heiligkeit. Die Schwestern teilten sich weiterhin meinen Großvater und gebaren seine Kinder – darunter, Gott sei gepriesen, auch meinen Vater, geboren am 29. Februar 1952 – und betrieben, mit Pausen während der Schwangerschaften, auch fürderhin bis zum Jahr des Schisma ihren fahrenden Krämerladen.
    Mr. McIlone entschied sich dafür, auf dem Hof von Luskentyre zu bleiben, der schließlich immer noch ihm gehörte, obgleich er darauf bestand, daß Salvador seine gesamte Bibliothek als Abschiedsgeschenk annahm. Zu jener Zeit gab es fünf Vollkonvertiten, das heißt Menschen, die nunmehr in Luskentyre lebten, das Land bewirtschafteten, im Meer fischten und zur Hand waren, um sich die Lehren unseres Gründers anzuhören. Es gab vielleicht ein Dutzend weitere Anhänger wie die Possils, die von Zeit zu Zeit für ein paar Wochen und Monate zu Besuch kamen (und gewöhnlich auf die eine oder andere Art ihren Lebensunterhalt beisteuerten). Zwei der asketischeren Vollkonvertiten – Apostel, wie sie sich mittlerweile selbst nannten – beschlossen, nach der Schenkung von High Easter Offerance auf dem Hof auf Harris zu bleiben, und Großvater, in seiner Weisheit, übte keinen Druck aus, um irgend jemanden zum Bleiben oder Fortgehen zu bewegen.
    Großvater und die Schwestern hatten viele Fotografien von High Easter Offerance und sogar einen Stummfilm über das Anwesen gesehen, projiziert auf ein Bettlaken im Wohnzimmer des einzigen anderen Einheimischen von Harris, der mit uns sympathisierte und dessen Haus über elektrischen Strom verfügte. Nichtsdestotrotz muß es ein Abenteuer für sie gewesen sein, als sie im Frühjahr 1954 schließlich all ihre Habseligkeiten in den ehemaligen Bibliotheksbus – nunmehr dem ehemaligen fahrbaren Krämerladen – packten und nach Stornoway fuhren, wo der Lieferwagen auf ein riesiges Netz auf dem Kai gerollt und dann mit Hilfe eines Ladekrans auf die Fähre gehievt wurde, um die lange, stürmische Reise nach Kyle of Lochalsh anzutreten. Von dort aus zuckelten sie gemächlich über die schmalen, gewundenen Straßen der damaligen Zeit Richtung Süden, weg von der zerklüfteten Landschaft der sturmgepeitschten Äußeren Hebriden und hin zum vergleichsweise milden Klima im Herzen Schottlands und zu den schier unendlich scheinenden Weiten sanft wogender Hügel, sich schlängelnder Flüsse, rauschender Wälder und sonniger Wiesen entlang der Ufer des Forth.
    Mr. und Mrs. Woodbean waren bereits in das

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