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Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dashner
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die kleinste Bewegung. Thomas hatte aufgehört zu weinen; er fragte sich, was Minho jetzt von ihm denken mochte oder ob er es den anderen verraten und ihn Weichei nennen würde. Aber er hatte einfach keine Kraft mehr gehabt und konnte die Tränen nicht zurückhalten. Trotz Gedächtnisverlusts war er sich ganz sicher, dass er gerade die fürchterlichste Nacht seines Lebens durchgemacht hatte. Die wunden Hände und die totale Erschöpfung machten die Sache nicht einfacher.
    Auf allen vieren kroch er noch einmal zum Rand der Klippe und streckte den Kopf über den Abgrund, um jetzt, da es allmählich Morgen wurde, einen besseren Blick auf das Ganze zu werfen. Der riesige Himmel vor ihm war dunkelviolett, das sich zum Blau des Tages aufhellte, am weit entfernten, flachen Horizont waren erste orangerote Streifen der Sonne zu sehen.
    Er blickte direkt unter sich, die Steinmauer des Labyrinths hinab, die als Steilwand endlos weiterging, bis sie in dem verschwand, was unter ihnen lag. Aber selbst im ständig zunehmenden Licht konnte man nicht erkennen, was da unten war. Es sah aus, als befände sich das Labyrinth auf einer viele Kilometer über der Erde stehenden Plattform.
    Aber das ist doch unmöglich , dachte er. Das kann nicht sein. Es muss sich um eine optische Täuschung handeln.
    Ächzend rollte er sich auf den Rücken. Selbst bei der kleinsten Bewegung tat ihm mehr weh, als er je für möglich gehalten hätte. Wenigstens würden sich die Tore bald wieder öffnen und sie konnten auf die Lichtung zurückkehren. Er drehte den Kopf nach Minho um, der sich an der Wand zusammengekrümmt hatte. »Ist es nicht unglaublich? Wir leben noch«, sagte Thomas leise.
    Minho erwiderte nichts und nickte nur mit ausdruckslosem Gesicht.
    »Gibt’s noch mehr davon? Oder haben wir sie alle umgebracht?«
    Minho schnaubte. »Wir haben irgendwie bis zum Sonnenaufgang überlebt, sonst wären demnächst zehn neue von den Dingern hinter uns her.« Ächzend und stöhnend verlagerte er sein Gewicht. »Ich fass es nicht. Unglaublich. Wir haben die ganze Nacht überlebt – so was hat es noch nie gegeben.«
    Thomas wusste, dass er sich stolz oder mutig oder etwas in der Art fühlen sollte, aber da war nichts. Nur Müdigkeit und Erleichterung. »Was haben wir anders gemacht?«
    »Keine Ahnung. Einen Toten kann man schlecht fragen, was er falsch gemacht hat.«
    Es ging Thomas nicht aus dem Kopf, wie das Kampfgeheul der Griewer einfach aufgehört hatte, als sie von der Klippe stürzten, und dass er sie nicht in den Tod hatte fallen sehen. Das Ganze hatte etwas sehr Rätselhaftes an sich. »Sah irgendwie aus, als wären sie verschwunden, nachdem sie den Abgang über die Klippe gemacht haben.«
    »Ja, das war total schräg. Ein paar von den Lichtern hatten mal die Theorie, dass hier Sachen verschwinden würden, aber wir haben das Gegenteil bewiesen. Schau.«
    Thomas sah genau hin, als Minho einen Stein über die Felskante warf. Er folgte ihm mit den Augen: Er fiel tiefer und tiefer und blieb sichtbar, bis er so weit entfernt war, dass man ihn nicht mehr erkennen konnte. Thomas drehte sich zu Minho um: »Wieso beweist das das Gegenteil?«
    »Na ja, der Stein ist doch gerade nicht verschwunden, oder?«
    »Und was ist dann mit den Griewern passiert?« Das war ein ganz wichtiger Punkt, Thomas wusste es instinktiv.
    Minho zuckte wieder die Achseln. »Vielleicht sind sie verzaubert. Aber mein Kopf tut zu weh, ich kann nicht drüber nachdenken.«
    Auf einmal durchfuhr es Thomas eiskalt: Alby! »Wir müssen zurück.« Mit viel Mühe zwang er sich zum Aufstehen. »Wir müssen Alby von der Wand holen.« Als er Minhos verwirrten Gesichtsausdruck sah, erklärte er schnell, was er mit Alby und den Efeuranken gemacht hatte.
    Minho wandte den Blick ab und sah zu Boden. »Keine Chance, dass er noch am Leben ist.«
    Thomas wollte das einfach nicht glauben. »Woher willst du das wissen? Komm schon.« Er fing an durch den Gang zurückzuhumpeln.
    »Niemand hat es jemals geschafft …«
    Er sprach nicht weiter, aber Thomas wusste, was er dachte. »Weil die Griewer sie immer schon umgebracht hatten, wenn ihr sie gefunden habt. Alby hat ja nur die Nadeln abgekriegt, oder?«
    Minho raffte sich auf und folgte Thomas auf dem mühsamen Marsch zurück zur Lichtung. »Keine Ahnung, so einen Fall hat’s wohl noch nie gegeben. Ein paar sind tagsüber von den Nadeln gestochen worden. Die haben dann das Serum bekommen und die Verwandlung durchgemacht. Die armen Schweine, die nachts

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