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Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dashner
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Nacht wurde, wurde der Wind stärker und brachte sogar ein wenig Abkühlung.
    Doch um Mitternacht, als die Stadt mit ihren jetzt wieder brennenden Feuern wesentlich näher gerückt war und Minho endlich alle anhalten ließ, damit sie sich schlafen legen konnten, wurde der Wind noch kräftiger. Sturmböen rissen immer stärker an ihnen.
    Thomas lag auf dem Rücken und blickte, das Laken bis unters Kinn hochgezogen und unter sich festgesteckt, hinauf in den Himmel. Das Heulen des Windes lullte ihn ein. Als die Müdigkeit ihn überwältigte, verblassten die Sterne, und der Schlaf brachte ihm einen weiteren Traum.
    Er sitzt auf einem Stuhl. Er ist zehn oder elf Jahre alt. Teresa – sie sieht so anders aus, viel kindlicher, aber sie ist es auf jeden Fall – sitzt ihm gegenüber, zwischen ihnen ein Tisch. Sie ist ungefähr so alt wie er. Außer ihnen ist niemand in dem dunklen Zimmer, in dem es nur ein Licht gibt – ein schwachgelbes Quadrat an der Decke direkt über ihnen.
    »Tom, du musst dich mehr anstrengen«, sagt sie. Sie hat die Arme verschränkt, und er wundert sich nicht über ihren strengen Gesichtsausdruck, obwohl sie noch so jung ist. Sie wirkt ungemein vertraut, als kenne er sie schon sehr lange.
    »Ich streng mich doch an!« Wieder ist es seine Stimme, aber nicht wirklich er, der da spricht.
    »Wenn wir es nicht schaffen, werden wir wahrscheinlich umgebracht.«
    »Ich weiß.«
    »Dann streng dich an!«
    »Mach ich doch!«
    »Wenn du meinst«, erwidert sie. »Weißt du was? Ich rede einfach gar nicht mehr laut mit dir. Nie wieder, bis du es endlich hinkriegst.«
    »Aber –«
    Und in deinem Kopf auch nicht. Sie spricht in seinen Gedanken. Es ist ein Zaubertrick, der ihn immer noch verschreckt und den er nicht nachahmen kann. Und jetzt fang ich damit an.
    »Bitte, Teresa, gib mir noch ein paar Tage Zeit. Ich schaff das garantiert.«
    Sie gibt keine Antwort.
    »Na gut, einen Tag noch, abgemacht?«
    Sie starrt ihn nur durchdringend an. Dann tut sie nicht mal mehr das. Sie blickt hinunter auf den Tisch und kratzt mit dem Fingernagel an einem Fleck auf der Tischplatte.
    »Das schaffst du nie, nicht mehr mit mir zu reden.«
    Keine Antwort. Und er weiß, wie sie ist. Was er eben gerade gesagt hat, stimmt nicht. Oh ja, er weiß genau, wie dickköpfig sie sein kann.
    »Von mir aus«, sagt Thomas. Er schließt die Augen und tut das, was der Lehrer ihm beigebracht hat. Er stellt sich ein Meer aus schwarzem Nichts vor, das nur von Teresas Gesicht durchbrochen wird. Dann nimmt er seine gesamte Willenskraft zusammen, denkt die Worte und schleudert sie in ihre Richtung.
    Du stinkst wie ein Haufen Hundekacke.
    Teresa grinst und antwortet in seinem Kopf.
    Du auch.

Thomas wachte davon auf, dass der Wind sein Gesicht, seine Haare und Kleider peitschte. Ein Gefühl, als würden unsichtbare Hände an ihm reißen. Es war immer noch dunkel. Und kalt, und wie! Er zitterte am ganzen Körper. Er stützte sich auf die Ellbogen und blickte um sich. Die zusammengekrümmt in seiner Nähe Schlafenden, die sich in ihre Laken eingewickelt hatten, waren schwach zu erkennen.
    Ihre Laken.
    Er stieß ein frustriertes Jaulen aus und sprang auf – sein Bettlaken war ihm irgendwann im Laufe der Nacht davongeweht. Der Wind blies so heftig, es konnte mittlerweile schon meilenweit geflogen sein.
    »Klonk drauf«, flüsterte er. Das Heulen des Windes trug die Worte weg, bevor er sie selbst hören konnte. Der Traum fiel ihm wieder ein – oder war es eine Erinnerung? Es musste eine Erinnerung sein. Ein kurzer Rückblick in eine Zeit, als Teresa und er Kinder waren und den Trick mit der Telepathie lernten. Beim Gedanken an sie wurde ihm das Herz ein wenig schwer. Sie fehlte ihm. Dieser neuerliche Beweis, Teil von ANGST gewesen zu sein, bevor er ins Labyrinth gekommen war, bereitete ihm außerdem jede Menge Schuldgefühle. Er versuchte den Gedanken abzuschütteln – wenn er sich anstrengte, konnte er ihn verdrängen.
    Er blickte hinauf in den schwarzen Himmel und verschluckte sich beinahe, als ihm wieder einfiel, was es bedeutet hatte, als die Sonne über der Lichtung verschwunden war. Das war der Anfang vom Ende gewesen. Der Anfang des totalen Grauens.
    Doch sein Verstand sagte ihm, dass es sich nur um Wind und kalte Luft handelte. Ein Sturm oder Regenschauer. Es musste ein heranziehendes Gewitter sein.
    Wolken.
    Beschämt über seine Angstattacke legte er sich wieder hin, rollte sich wie ein Baby zusammen und schlang die Arme um sich. Die

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