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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Deckengemälde über sich auf: Jesus hatte die Arme zur Seite gestreckt, und Thomas der Zweifler legte seinen Finger in die Wunde, durch die der römische Speer in den Erlöser eingedrungen war.
    »Sind Sie noch da?«
    Hannah antwortete: »Ja, entschuldigen Sie. Die beiden letzten Morde. Es wird entweder bei Ihnen oder bei uns geschehen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.« Ihre Antwort kam ohne jedes Zögern. Ihr fester Glaube passte zu der Umgebung, in der Tommaso sich befand.
    »Aber…« Tommaso rang mit der richtigen Formulierung für seine Zweifel. Am Altar lag eine Puppe in einem gläsernen Sarg. In rote Kleider gehüllt. Ein Tourist machte ein Foto.
    Tommaso wandte sich von der Szenerie ab. »Wann?«
    »Wie es aussieht, sind alle Morde bei Sonnenuntergang passiert.«
    Tommaso überflog in Gedanken die Liste der Opfer. Warum war ihm das nicht selbst aufgefallen? Vermutlich, weil nur bei den wenigsten der Morde die exakte Tatzeit angegeben worden war. Aber trotzdem. Seit anderthalb Jahren beschäftigte er sich jede Minute seiner freien Zeit mit diesem Fall, und dann kam diese Frau und löste alles im Handumdrehen.
    »Signore di Barbara?«
    »Oui?«
    »Ich schicke Ihnen eine SMS mit den ungefähren Koordinaten des nächsten Mordes.«
    »Was soll ich tun?«
    Hannah war ein paar Sekunden still, dann sagte sie: »Was wollten Sie von uns, als Sie uns die Unterlagen über den Fall geschickt haben?«
    Tommaso sah sich um. Hannah fragte: »Wann geht die Sonne bei Ihnen unter?«
    »Gleich, glaube ich.«
    »Dann sollten Sie die wenige verbleibende Zeit nutzen, um an den Ort zu kommen, den die Koordinaten, die ich Ihnen schicke, beschreiben. Finden Sie den Tatort und versuchen Sie, den Mord zu verhindern.«
    »Ja, natürlich. Es ist nur so, dass meine Mutter …«
    Er überlegte, ob er sie in seine Situation einweihen und ihr vom Tod seiner Mutter erzählen sollte. Er musste zurück. Man würde es ihm übelnehmen, wenn er jetzt nicht wieder auftauchte. Er sagte nichts.
    »Jedes GPS hat eine gewisse Ungenauigkeit. Die Abweichung beträgt aber nur wenige Meter. Ich muss jetzt leider Schluss machen.«
    ***
    Auf der Treppe vor der Kirche saß Luciano, einer der wenigen Obdachlosen, die es in Venedig noch gab. Aus Rücksicht auf die Touristen tolerierte man diese heute nicht mehr. In Tommasos Kindheit waren sie noch deutlich zahlreicher gewesen. Heute gab es fast nur noch Luciano, dem von beinahe allen im Viertel geholfen wurde.
    »Tommaso. Geben Sie mir ein bisschen Geld!«
    Tommaso durchwühlte seine Taschen. »Achtzig Cent?«
    »Ach!«
    Luciano wies die achtzig Cent mit einer wütenden Handbewegung ab und seufzte verärgert, woraufhin Tommaso fünf Euro aus seiner Gesäßtasche nahm und sie ihm in die Hand drückte.
    Als er über den Platz lief, war das Wasser bereits um einen weiteren Zentimeter gestiegen. Sah man von Luciano ab, waren die Straßen menschenleer. »Frohe Weihnachten«, rief ihm der alte Penner nach, als Tommaso um die Ecke bog.

67.
    67.
    Rigshospital, Kopenhagen
    Hannah saß im Eingangsbereich des Rigshospitals, während Niels ungeduldig auf und ab lief, bis er Casper durch die Scheibe erblickte, der draußen sein Fahrrad abstellte, die Lampen abnahm und ins Gebäude ging.
    »Ich bin so schnell gekommen, wie es ging.« Casper war noch ganz außer Atem.
    »Hast du jemandem gesagt, was du vorhast?«
    »Es hat mich niemand gefragt.«
    »Gut. Ich werde dir Hannah vorstellen. Ihr beide müsst in den nächsten zwei Stunden zusammenarbeiten.«
    »Ich habe in diesem Bereich keinerlei Erfahrung«, sagte er angespannt.
    Als Hannah ihnen entgegenkam, sagte Niels: »Das ist Hannah Lund, Professorin am Niels-Bohr-Institut.« Sie widersprach ihm nicht. Alle anderen Erklärungen wären irgendwie zu kompliziert gewesen. Caspers Vorstellung war deutlich leichter und überdies näher an der Wahrheit: das Computergenie des Präsidiums.
    ***
    Büro der Finanzverwaltung, Rigshospital
    Die Neonröhren brauchten eine Ewigkeit, bis sie sich einschalteten und ihr kaltes Licht auf die Beschriftung der Mattglasscheibe in der Bürotür warfen: Finanzverwaltung.
    »Ich war schon auf dem Weg nach Hause«, sagte Thor, der etwas angegraute IT-Verantwortliche, der sie ins Büro geführt hatte.
    »Okay. Jurassic Computer Park«, sagte Casper und fuhr mit der Hand über einen der alten Computerbildschirme. Thor verstand nicht, was Casper andeuten wollte.
    »Es ist Freitag, da gehen die Kollegen früh nach Hause«, antwortete er.
    »Wissen Sie,

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