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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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womit er das Schloss … der Besenstiel! Er zog den Besen aus dem Putzwagen, der unweit entfernt stand, schob den Stiel in das Vorhängeschloss und drückte nach unten. Das Schloss gab nach und fiel mit einem metallischen Scheppern zu Boden. Hannah trat hinter ihn.
    »Ich krieg das nicht auf.«
    »Hier, brich das Schloss damit auf.«
    Hannah nahm zögernd den Besenstiel entgegen.
    »Sie ist noch da!«, rief Niels.
    »Wer?«
    »Maria. Die, die wir nicht gefunden haben. Ihre Sachen hängen noch hier.«
    Mantel, Halstuch, Schuhe. Maria musste noch im Haus sein.
    Auf der Innenseite des Spinds hingen ein paar Fotografien und Postkarten. Auf der Ablage entdeckte Niels eine in Afrika genähte, lederne Geldbörse. Auf einer der Postkarten stand: ›You’re an angel, Maria. God bless you. Rwinkwavu Hospital Rwanda‹. Niels studierte das Bild. Das Profil einer hübschen, blonden Frau.
    »Ich habe dich gesehen«, flüsterte er. »Ich habe dich gesehen.«
    Er drehte sich zu Hannah um. »Sie ist es, da passt alles zusammen.«
    »Aber wir haben nur noch fünf Minuten.«
    Niels hörte nicht auf Hannahs Protest, er war bereits wieder unterwegs.
    Sie sah ihm nach. Was hatte er gesagt? Dass man ihn für manisch-depressiv hielt? So, wie er sich gerade verhielt, konnte sie dem kaum widersprechen.

78.
    78.
    Bahnhof Santa Lucia, Venedig
    Tommaso sah zuerst die Gläubigen. Erwachsene Männer und Frauen in ihren religiösen Gewändern in Weiß oder Schwarz. Nonnen und Mönche aus den Klöstern Venedigs.
    »Wer kommt denn?«, fragte Tommaso eine Nonne.
    Seine Stimme war heiser. Der Bahnhof war für gewöhnliche Reisende gesperrt – der Verkehr für die Minuten unterbrochen, die nötig waren, um die Delegation aus dem Zug und auf den Canal Grande zu bringen.
    »Entschuldigen Sie, auf wen warten Sie denn?«
    Erst als die Nonne Tommaso erzürnt ansah, registrierte er, dass er ihren Arm gepackt hatte.
    »Wenn Sie so freundlich sein würden?«
    »Entschuldigung.«
    Er ließ sie los. Die Schwester neben ihr ergriff das Wort: »Unser Kardinal kommt.« Der Name, den sie sagte, ging dann aber in dem Lärm des einfahrenden Zuges unter. Tommaso lehnte sich an die Wand. Das nächste Opfer konnte in diesem Zug sitzen. So musste es sein. Wenn er doch nur den Polizeichef finden oder jemanden warnen könnte. Irgendjemanden. Die Türen öffneten sich, und als Erstes war die hohe Stirn des Justizministers zu erkennen. Er winkte den Umstehenden zu. Hinter ihm erblickte Tommaso den Kardinal, den er aus dem Fernsehen erkannte. War er es nicht gewesen, der öffentlich darüber nachgedacht hatte, dass die katholische Kirche in Afrika durchaus über die Genehmigung von Präventionsmaßnahmen nachdenken sollte – um Jahr für Jahr gut zehn Millionen Menschen zu retten?
    Jemand klatschte. Oder war das der Regen, der auf das Dach trommelte? Dann fiel Tommasos Blick auf den Polizeichef.

79.
    79.
    Pädiatrie, Rigshospital, 15.43 Uhr »Entschuldigung!«
    Niels stürmte um die Ecke der pädiatrischen Station.
    Er entdeckte Tove Fanø, Marias Freundin, auf dem Flur, packte ihren Arm und zog sie ins Lager.
    »Lassen Sie mich los!«
    Er warf die Tür zu. Einmalhandschuhe, Nierenschalen und Laken.
    »Wo ist sie?«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass sie …«
    »Ich weiß, dass Maria im Haus ist!«
    Die Krankenschwester zögerte. Niels trat noch einen Schritt auf sie zu.
    »Kennen Sie eigentlich die Strafe für die Behinderung von polizeilichen Ermittlungen? Wollen Sie sich wirklich an ihrem Tod schuldig machen?«
    Sie dachte einen Augenblick nach. Niels holte die Handschellen heraus. »Tove Fanø. Ich verhafte Sie wegen der Behinderung poli…«
    »Gehen Sie in den Keller unter Abteilung A«, unterbrach sie ihn. »Da unten gibt es ein paar Ruheräume für die Chirurgen, die aber eigentlich nie benutzt werden.«
    »Was steht an der Tür?«
    ***
    15.45 Uhr Niels traf Hannah auf dem Weg nach unten. »Sie ist hier. Maria. Unten im Keller.«
    Hannah blieb stehen. Im Augenblick glaubte sie an gar nichts mehr.
    »Wie viel Zeit noch?«, fragte er außer Atem.
    Hannah sah resigniert auf ihre Uhr.
    »Drei Minuten.«
    »Komm mit!«
    »Niels … das ist zu manisch, das Ganze hier…«
    Er sah sie an. Grinste und schüttelte den Kopf. »Du auch?«
    »Was?«
    »Bin ich krank? Ist es das, was du sagen willst?«
    Er packte ihren Arm und zog sie hinter sich her in den Fahrstuhl.
    »Du gehst nach links. An der Tür steht ›Ruheraum‹.«
    Der Fahrstuhl hielt auf der untersten

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